Hermann Lingg

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Hermann Lingg, ca. 1860
Hermann Lingg, 1862.
Vorderdeckelillustration zu Schlussrhythmen

Hermann Lingg, seit 1890 Ritter von Lingg (* 22. Januar 1820 Lindau; † 18. Juni 1905 München) war ein deutscher Dichter und Mediziner. Als Lyriker und Epiker widmete er sich besonders dem Verfassen von Balladen, schrieb aber auch Dramen und Erzählungen. Sein Vetter Maximilian von Lingg war Bischof von Augsburg.

Leben

Lingg machte sein Abitur am Königlich Bayerischen Gymnasium Kempten[1] und studierte danach Medizin an den Universitäten München, Freiburg, Berlin und Prag, promovierte in München im Juni 1843 mit einer Dissertation Über den Zusammenhang einer Geschichte der Medizin und einer Geschichte der Krankheiten und trat als Unterarzt in die Bayerische Armee ein. Sein Bataillon wurde zur Niederschlagung revolutionärer Aufstände im Badischen (zuletzt in Rastatt und Donauwörth) eingesetzt. Als er gegen seine Überzeugung handeln musste (unter den Revolutionären befanden sich auch einige seiner Jugendfreunde), verfiel er in schwere Depressionen und Verfolgungswahn, flüchtete in die Wälder, wurde im Juli 1849 ins Militärspital München eingewiesen, wenige Wochen später zu Verwandten entlassen, im September 1849 in die Heilanstalt Winnenthal gebracht, deren Direktor Albert Zeller ihn bereits im März 1850 als geheilt entließ. Lingg zog nach München, wo er in den Ruhestand versetzt wurde und sich fortan, von König Max II. finanziell unterstützt, ausschließlich geschichtlichen und poetischen Studien widmete.

Erste Geltung erlangte Lingg durch eine von Emanuel Geibel eingeführte Sammlung seiner Gedichte (Stuttgart 1853, 7. Auflage 1871 und Stuttgart 1868, 3. Auflage 1874). Sein bekanntestes Werk ist Die Völkerwanderung (Stuttgart 1866-68, 3 Bde.).

Eine Pension und gelegentliche finanzielle Unterstützung durch Freunde, wie z.B. Max von Pettenkofer und Justus von Liebig sowie die Deutsche Schillerstiftung ermöglichten dem psychisch wieder stabilisierten Lingg ein auskömmliches Leben. 1854 heiratete er eine Forstaufseherstochter. Er begegnete dem Schriftsteller Emanuel Geibel, der ihn in den Münchner Dichterkreis Die Krokodile einführte. Er verfasste viele Gedichte, so auch das namengebende „Das Krokodil von Singapur“.

Sein Hauptnachlass befindet sich in der Bayerischen Staatsbibliothek München.

Linggs Grab ist auf dem Alten Nordfriedhof in München zu besichtigen.

In München wurde 1906 eine Straße nach ihm benannt (Hermann-Lingg-Straße), ebenso die Linggstraße in Lindau (Bodensee).

Seit 1839 war er Mitglied des Corps Suevia München.[2]

Auszeichnungen und Ehrungen

Werke

Hermann Lingg, ca. 1890
Holzstich aus dem Bilderatlas zur Geschichte der deutschen Literatur von Karl Friedrich Gustav Könnecke
  • Catilina. 1864.
  • Die Walküren. Ein dramatisches Gedicht in drei Akten, 1865.
  • Gedichte. 1868.
  • Vaterländische Balladen und Gesänge. 1869.
  • Liebesblüten aus Deutschlands Dichterhain. lyrische Anthologie, 1869.
  • Gedichte. 3. Band, 1870.
  • Zeitgedichte. 1870.
  • Wanderungen durch die internationale Kunstausstellung in München. 1870.
  • Violante. Trauerspiel, 1871.
  • Dunkle Gewalten. epische Dichtungen, 1872.
  • Die Besiegung der Cholera. Satyrdrama, 1873.
  • Der Doge Candiano. 1873.
  • Berthold Schwarz. 1874.
  • Die Sizilianische Vesper. 1876.
  • Macalda. Trauerspiel, 1877.
  • Schlusssteine. neue Gedichte, 1878.
  • Byzantinische Novellen. 1881.
  • Von Wald und See. Novellen, 1883.
  • Clytia. Eine Szene aus Pompeji. 1883.
  • Skaldenklänge. Balladenbuch zeitgenössischer Dichter (mit der Gräfin Ballestrem), 1883.
  • Högnis letzte Heerfahrt. Nordische Szene. 1884.
  • Lyrisches. neue Gedichte, 1885.
  • Die Bregenzer Klause. 1887.
  • Dramatische Dichtungen. Gesamtausgabe, 1897.
  • Meine Lebensreise. Autobiographie, 1899.
  • Schlussrhythmen und Neueste Gedichte. 1901

Literatur

  • Günter Häntzschel: Lingg, Hermann Ritter von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 14, Duncker & Humblot, Berlin 1985, ISBN 3-428-00195-8, S. 623 f. (Digitalisat).
  • Walter Knote: Hermann Lingg und seine lyrische Dichtung. Mayr, Würzburg 1936.
  • Emil Pfaff: Hermann Lingg als epischer Dichter. Ebering, Berlin 1925.
  • Frieda Port: Hermann Lingg. Eine Lebensgeschichte. Beck, München 1912.
  • Harald Salfellner (Hg.): Mit Feder und Skalpell. Vitalis, Prag 2014.
  • Arnulf Sonntag: Hermann Lingg als Lyriker. Lindauer, München 1908.
  • Manfred Zschiesche: Hermann Lingg. Eine Erscheing des deutschen Spätklassizismus. Mit besonderer Berücksichtigung seiner Dramen. Korn, Breslau 1940.
  • Artikel Deutsche Dichter: Hermann Lingg in: Illustrirte Zeitung. Bd. 39 (1862), S. 428-430.

Weblinks

Wikisource: Hermann Lingg – Quellen und Volltexte
Commons: Hermann Lingg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ralf Lienert: Eine der ältesten Schulen Bayerns: Das Carl-von-Linde-Gymnasium feiert am 2. Oktober sein 200-jähriges Bestehen. In: all-in.de, 30. August 2004 (abgerufen am 10. Januar 2016)
  2. Kösener Korps-Listen 1910, 178, 247