Hofstetten (Hilpoltstein)

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Hofstetten
Koordinaten: 49° 11′ N, 11° 10′ OKoordinaten: 49° 10′ 49″ N, 11° 10′ 6″ O
Höhe: 367 m
Einwohner: 683 (1987)
Eingemeindung: 1. Januar 1972
Postleitzahl: 91161
Vorwahl: 09174
Karte
Hofstetten im 18. Jahrhundert auf dem Deckengemälde in der Ortskirche
Fachwerkstadel in der Nähe der Kirche
Ehemalige Mühle von ca. 1750

Hofstetten ist ein Ortsteil von Hilpoltstein im mittelfränkischen Landkreis Roth in Bayern.

Lage

Das Kirchdorf liegt ca. zwei Kilometer südwestlich des Zentrums von Hilpoltstein an der Oberen Roth, eines Nebenflusses der Rednitz, der westlich am Ort entlang fließt.

Die Dorfflur ist 694 Hektar groß.[1]

Geschichte

1142 ist Hofstetten erstmals urkundlich erwähnt, als bei der Stiftung des Zisterzienserklosters Walderbach bei Roding dieses von Otto I., Burggraf von Regensburg, unter anderem mit dem ganzen Dorf „Hovesteden“ ausgestattet wurde, nämlich mit 15 Höfen und drei Mühlen. Während die Abgaben der Höfe dem Kloster zuflossen, hatten die Herren von Stein nur die hohe Gerichtsbarkeit inne, wofür Hofstetten eine jährliche Schutzgebühr zu entrichten hatte. Für Schuldensachen war ein vom Kloster bestimmter Richter, zumeist der Dorfmüller, zuständig. Die Einnahmen der Zollstation von Hofstetten – die Zolltafel ist auf einer Karte von 1604 eingezeichnet – kamen ebenfalls dem Kloster zugute. Seit dem 14. Jahrhundert gab es immer wieder Auseinandersetzungen zwischen Hilpoltstein und dem Kloster, da die Flur Hofstettens bis an die Stadtmauer Hilpoltsteins reichte (bei der Stadtgründung war deren Gebiet aus der Gemarkung Hofstettens als Eichstätter Lehen herausgeschnitten worden)[2] und Hilpoltstein Holz- und Weiderechte Hofstettens verletzte. Das Kloster ließ deshalb im 14. und 15. Jahrhundert mehrmals kaiserliche und herzogliche Schutzbriefe für Hofstetten ausstellen.[3] Mit der Verpfändung des pfalz-neuburgischen Amtes Hilpoltstein 1542 an die Reichsstadt Nürnberg und die Durchführung der Reformation endete die Bindung Hofstettens an das Kloster.[4]

Die Grundherrschaft des Klosters war nicht gleichbedeutend mit der kirchlichen Herrschaft. Zunächst Filiale der Urpfarrei Laibstadt, wurde Hofstetten 1480 Filiale mit Tauf- und Friedhofsrecht der in diesem Jahr errichteten Pfarrei Zell. 1491 wurde für die Filiale eine Frühmesse gestiftet. Von Nürnberg aus 1542 protestantisch geworden, erfolgte nach der Pfandauslösung des Amtes Hilpoltstein durch Pfalz-Neuburg im Jahr 1578 auch in Hofstetten ab 1626 die Rückkehr zum alten Glauben. 1907 erfolgte die Umpfarrung Hofstettens von Zell nach Hilpoltstein. Die Pfarrmatrikel für Hofstetten setzen 1596 ein.[5]

1720 wurde in einem Vergleich zwischen der kurpfälzischen Regierung in Mannheim und dem Abt des 1556 aufgelösten und 1669 wiedererrichteten Klosters Walderbach festgesetzt, dass die landesherrlichen Rechte dem Kurfürsten, die Hofmarksrechte dem Abt zustehen. Hierbei wurden die beiderseitigen Kompetenzen genau spezifiziert.[6] 1722 klagte die Gemeinde Hofstetten mit einer Klage beim Reichshofrat gegen das neue Besteuerungssystem von zwei Seiten – Kurfürstentum und Kloster. Bis zum Ende des Alten Reiches war die Angelegenheit für die Gemeinde Hofstetten, bestehend aus 17 Höfen und der Schweizermühle sowie der Paulusmühle, nicht entschieden,. Unter dem gemeinsamen Dach des neuen Königreichs Bayern (1806) war eine Lösung der Streitfrage mehr nötig.[7]

Im Königreich Bayern wurde Hofstetten dem Steuerdistrikt Hilpoltstein unterstellt. Als mit dem Gemeindeedikt von 1818 erneut die Gemeinde Hofstetten entstand, gehörten ihr neben Hofstetten selber das Dorf Marquardholz, die – später abgegangene – Einöde Schrötzenhof (1717: Schrotenhof) und die Fuchsmühle sowie die Schweizermühle an; die Paulusmühle, 1818 im Steuerdistrikt Heuberg, kam vor 1867 wieder zur Gemeinde Hofstetten.[8]

1860 erbaute die Gemeinde ein neues Schul- und Mesnerhaus in Hofstetten.[9] 1867 hatte die Gemeinde mit ihren sechs Ortsteilen (Hofstetten, Fuchsmühle, „Marquardstein“, Paulusmühle, Schweizermühle und „Schotermühle“ – 1875: „Schobermühle“; 1904 amtlich nicht mehr genannt) 208, in Hofstetten selber 134 Einwohner.[10] 1875 gab es in der Gemeinde insgesamt 200 Einwohner, elf Pferde, 202 Stück Rindvieh, und 35 Schweine. In Hofstetten selber lebten 125 Personen mit einem Großviehbestand von vier Pferden und 134 Stück Rindvieh.[11] 1904 war die Gemeindeeinwohnerschaft auf 158 abgesunken; als Viehbestand zählte man 14 Pferde, 181 Stück Rindvieh, 109 Schweine und drei Ziegen. Das Dorf Hofstetten wies nur noch 92 Einwohner auf.[12] Im Laufe des 20. Jahrhunderts nahm die Einwohnerzahl wieder zu, nach dem Zweiten Weltkrieg insbesondere ab den 1960/70er Jahren geradezu sprunghaft.

Am 1. Januar 1972 wurde die Gemeinde Hofstetten (1961: 276 Einwohner)[13] aufgelöst und mit dem 1. Juli 1972 zusammen mit ihren Ortsteilen Fuchsmühle, Marquardsholz, Paulusmühle und Schweizermühle der Stadt Hilpoltstein eingemeindet.[14]

1979 wurde die Dorf- und Flurerneuerung zum Abschluss gebracht und aus diesem Anlass ein Jurastein mit Gedenktafel aufgestellt. 1992 war das Dorf, das jahrhundertelang um die 20 Anwesen zählte, auf 178 Wohngebäude angewachsen.[15]

Einwohnerentwicklung

(nur das Dorf Hofstetten)

  • 1818: 95 (22 „Feuerstellen“ = Herdstätten/Anwesen; 22 Familien)[16]
  • 1836: 116 (18 Häuser)[17]
  • 1867: 134 (42 Gebäude einschließlich der Kirche)[18]
  • 1875: 125 (58 Gebäude)[19]
  • 1904: 92 (20 Wohngebäude)[20]
  • 1937: 131 (darunter 5 Protestanten)[21]
  • 1950: 149 (22 Anwesen)[22]
  • 1961: 211 (43 Wohngebäude)[23]
  • 1973: 393[24]
  • 1978: 393[25]
  • 1987: 683 (190 Wohngebäude, 229 Wohnungen)[26]
Katholische Kirche von Hofstetten
Katholische Kirche von Hofstetten, Blick zum Altarraum

Katholische Filialkirche „Mariä Verkündigung“

Die aus Sandsteinquadern aufgeführte Chorturmkirche aus der Zeit der Gotik (14. Jahrhundert), vielleicht im Auftrag des Klosters Walderbach errichtet, hat einen Turm über quadratischem Grundriss und vier Dreiecksgiebeln und achtseitigem Spitzturm. 1937 hingen im Turm zwei Glocken von 1683 von der Fa. Schelchshorn in Neuburg an der Donau.[27] 1737 wurde die Weißdecke neu aufgeführt und von Hans Georg Eder mit Bandwerkstuck versehen.[28] Der barocke Altar (um 1650) mit zwei gewundenen Säulen zeigt die Figur der Muttergottes und Reliefs der hl. Barbara und der hl. Katharina, wohl aus einem ehemaligen Flügelaltar des 15. Jahrhunderts stammend.[29]

Baudenkmäler

Mit der Kirche gelten als Baudenkmäler die 200 Jahre alte sanierte „Engerlingsscheune“, eine Mühle aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, ein Wohnstallhaus vom Anfang des 18. Jahrhunderts und das seit 1604 kartierte Brunnenstubenhäuschen am Kränzleinsberg, Teil der historischen Wasserversorgungsanlage Hilpoltsteins.

Siehe Liste der Baudenkmäler in Hofstetten

Verkehr

Gemeindeverbindungsstraßen führen nach Hilpoltstein, Seitzenmühle und zur Staatsstraße 2225.

Vereine

  • Freiwillige Feuerwehr, gegründet 1881
  • Obst- und Gartenbauverein
  • Heimat- und Naturfreunde

Sonstiges

Beim internationalen Hofstettentreffen 2005 wurden im Dorf Gäste aus 14 gleichnamigen Gemeinden des In- und Auslandes beherbergt.

Literatur

  • Franz Xaver Buchner: Das Bistum Eichstätt. I. Band: Eichstätt 1937, II. Band: Eichstätt 1938
  • Ernst Wurdak: Hofstetten, ein Dorf kämpft um seine Rechte und Freiheiten. In: Heimatkundliche Streifzüge durch den Landkreis Roth 11 (1992), S. 4–19
  • Wolfgang Wiessner: Historischer Atlas von Bayern. Teil Franken, Reihe I, Heft 24: Hilpoltstein. München 1978

Weblinks

Commons: Hofstetten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Wiessner, S. 32
  2. Wiesssner, S. 63
  3. Buchner I, S. 501; Wurdak, S. 4 ff.
  4. Wurdak, S. 4 ff.
  5. Buchner I, S. 506; II, S. 67, 813; Wiessner, S. 159, 168 f.
  6. Buchner II, S. 814 f.; Wurdak, S. 13
  7. Wurdak, S. 13 ff.
  8. Wiessner, S. 253
  9. Buchner I, S. 505
  10. J. Heyberger und andere: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. München 1867, Spalte 713
  11. Kgl. Statistisches Bureau in München (Bearb.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Koenigreichs Bayern, München 1876, Spalte 889
  12. Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern mit alphabetischem Ortsregister, München 1904, Spalte 1219
  13. Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961, München 1964, Spalte 795
  14. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C.H.Beck’sche Verlagsbuchhandlung, München 1983, ISBN 3-406-09669-7. Seite 483
  15. Wurdak, S. 4
  16. Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise ... enthaltenen Ortschaften, Ansbach 1818, S. 42
  17. Th. D. Popp: Matrikel des Bissthumes Eichstätt. Eichstätt: Ph. Brönner 1836, S. 165
  18. J. Heyberger und andere: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. München 1867, Spalte 713
  19. Kgl. Statistisches Bureau in München (Bearb.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Koenigreichs Bayern, München 1876, Sp. 889
  20. Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern mit alphabetischem Ortsregister, München 1904, Spalte 1219
  21. Buchner I, S. 507
  22. Wiessner, S. 253
  23. Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961, München 1964, Spalte 795
  24. Wiessner, S. 253, 262
  25. Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 1. Mai 1978, München 1978, S. 166
  26. Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987, München 1991, S. 348
  27. Buchner I, S. 509
  28. Buchner II, S. 815; Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Bayern I: Franken. 2., durchgesehene und ergänzte Auflage, München: Deutscher Kunstverlag 1999, S.477
  29. Gemeinsam unterwegs. Kirchen und Pfarreien im Landkreis Roth und in der Stadt Schwabach, Schwabach/Roth o. J. [2000], S. 104

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