Hohenzollern Typ Bismarck

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Hohenzollern Typ Bismarck
Nummerierung: GDK 9, 13
Concordia 2
und andere
Anzahl: etwa 62
Hersteller: Hohenzollern
Fabriknummern u. a. 568
Baujahr(e): 1885–1904
Ausmusterung: bis 1968
Bauart: B n2t
Gattung: Gt 33.14
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Dienstmasse: 27 t
Reibungsmasse: 27 t
Radsatzfahrmasse: 13,5 t
Höchstgeschwindigkeit: 30 km/h
Indizierte Leistung: 200 PS (147 kW)
Anfahrzugkraft: 55,1 kN
Treibraddurchmesser: 1.000 mm
Steuerungsart: Allan
Zylinderdurchmesser: 350 mm
Kolbenhub: 500 mm
Kesselüberdruck: 12 bar
Rostfläche: 0,96 m²
Verdampfungsheizfläche: 54,9 m²
Wasservorrat: 3,25 m³
Brennstoffvorrat: 1 t
Bremse: Wurfhebelbremse

Die Tenderlokomotiven Hohenzollern Typ Bismarck wurden von der Lokomotivfabrik Hohenzollern als Industrielokomotiven von 1885 bis 1904 gebaut und in verschiedenen Betrieben für den leichten Rangierdienst verwendet. Es wird von einer Stückzahl von 62 gebauten Lokomotiven ausgegangen,[1] von denen 2011 34 Lokomotiven bekannt waren. Das älteste bekannte Exemplar der Reihe stammt aus dem Jahr 1888.[2] Die Lokomotiven waren bis Ende der 1960er Jahre im Einsatz. Eine bei einer Glasfabrik in Düsseldorf-Gerresheim eingesetzte Lokomotive war auf einem Spielplatz bis in die 1990er Jahre erhalten und wurde dann verschrottet.

Geschichte und Technik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Lokomotiven entstammen einem Programm von Tenderlokomotiven für Industrie- und Privatbahnen von Hohenzollern in Düsseldorf. Sie wurden als Nassdampf-Lokomotiven gebaut. Der Hohenzollern Typ Bismarck war eine der kleinsten Lokomotiven dieses Programms und besitzt viele Gemeinsamkeiten mit anderen Konstruktionen.

In einer Datenbank werden 62 gefertigte Lokomotiven erwähnt, jedoch nur zehn beschrieben.[3] Bei Zechen in Nordrhein-Westfalen befanden sich weitere 24 Lokomotiven,[2] weitere sind nicht bekannt.

Die Lokomotiven besaßen einen Innenrahmen mit in den Rahmenwangen eingenietetem Wasserkasten. Beidseitig des Kessels war rechts ein kleinerer äußerer Wasserkasten und links vor dem Führerhaus ein Kohlenkasten für 1 t Kohle. Der eiserne Kessel besaß eine kupferne Feuerbüchse. Die schmiedeeisernen Speichenräder waren oberhalb des Umlaufes mit Blattfedern abgefedert. Die Lokomotiven besaßen eine äußere Steuerung der Bauart Allan und als innere Steuerung Flachschieber. Die meisten Lokomotiven besaßen keinen Dampfdom, sondern lediglich einen kleinen Regleraufsatz. Viele Lokomotiven hatten auch keinen Sanddom. Auf dem Regleraufsatz war auch das Sicherheitsventil der Bauart Ramsbotton vorhanden. Das Dampfläutewerk war auf dem Kesselscheitel vor dem Führerhaus und die Pfeife auf dem Führerhausdach untergebracht. Ursprünglich war eine Petroleumbeleuchtung vorhanden, später erhielten einige Lokomotiven eine elektrische Beleuchtung. Der Turbogenerator dafür saß an der Rauchkammer links neben dem Schornstein.

Die Lokomotiven waren mit Handbremse ausgerüstet. Abgebremst wurden beide Radsätze einseitig von vorn.

Einsatz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Lokomotiven zählen zu den ältesten bekannten Industrielokomotiven in Deutschland. Viele von ihnen sind schon in den 1930er Jahren ausgemustert worden. Einige haben ein Dienstalter von bis zu 70 Jahren erreicht. 1968 wurde die letzte Lokomotive der Serie ausgemustert.

Gerresheimer Glashütte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die am längsten erhaltene Lokomotive mit der Fabriknummer Hohenzollern 568 wurde 1911 an die Gerresheimer Glashütte in Düsseldorf geliefert und trug die Bezeichnung Ferdinand HEYE. Sie war bis 1965 in Betrieb und wurde danach auf einen Spielplatz als Denkmal aufgestellt. Die Lok war eine der wenigen mit einem Dampfdom.[4] Hier stand die Lok fast 30 Jahre lang und wurde nach 1990 verschrottet.[5]

Weitere bekannte Lokomotiven aus Bergwerksbetrieben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Baujahr Fabriknummer Erster Einsatz bekannte Bezeichnung Verbleib Quelle
1888 481 Zeche Graf Moltke 3 um 1930 ausgemustert Joachim Leitsch, Harald Sydow: Bergbaudampflokomotiven in Nordrhein-Westfalen. Arbeitsgemeinschaft Drehscheibe e. V., Köln 2011, ISBN 978-3-929082-30-2, S. 123.
1889 485 Zeche Unser Fritz III um 1930 ausgemustert Joachim Leitsch, Harald Sydow: Bergbaudampflokomotiven in Nordrhein-Westfalen. Arbeitsgemeinschaft Drehscheibe e. V., Köln 2011, ISBN 978-3-929082-30-2, S. 217.
1889 518 Zeche Dahlhauser III 1951 ausgemustert Joachim Leitsch, Harald Sydow: Bergbaudampflokomotiven in Nordrhein-Westfalen. Arbeitsgemeinschaft Drehscheibe e. V., Köln 2011, ISBN 978-3-929082-30-2, S. 79.
1889 541 Zeche Shamrock n 1/2 III um 1940 ausgemustert Joachim Leitsch, Harald Sydow: Bergbaudampflokomotiven in Nordrhein-Westfalen. Arbeitsgemeinschaft Drehscheibe e. V., Köln 2011, ISBN 978-3-929082-30-2, S. 214.
1890 542 Zeche Herminenglück-Liborius Liborius um 1925 ausgemustert Joachim Leitsch, Harald Sydow: Bergbaudampflokomotiven in Nordrhein-Westfalen. Arbeitsgemeinschaft Drehscheibe e. V., Köln 2011, ISBN 978-3-929082-30-2, S. 142.
1890 543 Zeche Graf Bismarck III um 1925 ausgemustert Joachim Leitsch, Harald Sydow: Bergbaudampflokomotiven in Nordrhein-Westfalen. Arbeitsgemeinschaft Drehscheibe e. V., Köln 2011, ISBN 978-3-929082-30-2, S. 121.
1890 567 Zeche Prosper VII um 1930 ausgemustert Joachim Leitsch, Harald Sydow: Bergbaudampflokomotiven in Nordrhein-Westfalen. Arbeitsgemeinschaft Drehscheibe e. V., Köln 2011, ISBN 978-3-929082-30-2, S. 189.
1891 622 Harpener Bergbau AG V um 1959 ausgemustert Joachim Leitsch, Harald Sydow: Bergbaudampflokomotiven in Nordrhein-Westfalen. Arbeitsgemeinschaft Drehscheibe e. V., Köln 2011, ISBN 978-3-929082-30-2, S. 34.
1892 624 Zeche Anna ANNA um 1950 ausgemustert Joachim Leitsch, Harald Sydow: Bergbaudampflokomotiven in Nordrhein-Westfalen. Arbeitsgemeinschaft Drehscheibe e. V., Köln 2011, ISBN 978-3-929082-30-2, S. 56.
1891 625 Zeche Victoria Mathias 1 um 1940 ausgemustert Joachim Leitsch, Harald Sydow: Bergbaudampflokomotiven in Nordrhein-Westfalen. Arbeitsgemeinschaft Drehscheibe e. V., Köln 2011, ISBN 978-3-929082-30-2, S. 221.
1891 640 Zeche Königsborn 4 um 1941 ausgemustert Joachim Leitsch, Harald Sydow: Bergbaudampflokomotiven in Nordrhein-Westfalen. Arbeitsgemeinschaft Drehscheibe e. V., Köln 2011, ISBN 978-3-929082-30-2, S. 154.
1891 641 Harpener Bergbau AG VI um 1959 ausgemustert Joachim Leitsch, Harald Sydow: Bergbaudampflokomotiven in Nordrhein-Westfalen. Arbeitsgemeinschaft Drehscheibe e. V., Köln 2011, ISBN 978-3-929082-30-2, S. 34.
1892 642 Zeche Rheinpreußen II um 1960 ausgemustert Joachim Leitsch, Harald Sydow: Bergbaudampflokomotiven in Nordrhein-Westfalen. Arbeitsgemeinschaft Drehscheibe e. V., Köln 2011, ISBN 978-3-929082-30-2, S. 203.
1892 644 Zeche Bonifacius Rheinelbe 3 um 1940 ausgemustert Joachim Leitsch, Harald Sydow: Bergbaudampflokomotiven in Nordrhein-Westfalen. Arbeitsgemeinschaft Drehscheibe e. V., Köln 2011, ISBN 978-3-929082-30-2, S. 59.
1892 661 Zeche König Ludwig III um 1955 ausgemustert Joachim Leitsch, Harald Sydow: Bergbaudampflokomotiven in Nordrhein-Westfalen. Arbeitsgemeinschaft Drehscheibe e. V., Köln 2011, ISBN 978-3-929082-30-2, S. 104.
1893 715 Zeche Shamrock n 1/2II um 1940 ausgemustert Joachim Leitsch, Harald Sydow: Bergbaudampflokomotiven in Nordrhein-Westfalen. Arbeitsgemeinschaft Drehscheibe e. V., Köln 2011, ISBN 978-3-929082-30-2, S. 214.
1894 716 Zeche Graf Bismarck IV um 1960 ausgemustert Joachim Leitsch, Harald Sydow: Bergbaudampflokomotiven in Nordrhein-Westfalen. Arbeitsgemeinschaft Drehscheibe e. V., Köln 2011, ISBN 978-3-929082-30-2, S. 121.
1894 793 Zeche Prosper VII um 1930 ausgemustert Joachim Leitsch, Harald Sydow: Bergbaudampflokomotiven in Nordrhein-Westfalen. Arbeitsgemeinschaft Drehscheibe e. V., Köln 2011, ISBN 978-3-929082-30-2, S. 189.
1895 794 Zeche Friedrich der Große I um 1950 ausgemustert Joachim Leitsch, Harald Sydow: Bergbaudampflokomotiven in Nordrhein-Westfalen. Arbeitsgemeinschaft Drehscheibe e. V., Köln 2011, ISBN 978-3-929082-30-2, S. 108.
1896 901 Zeche Shamrock n 3/4 3 um 1940 ausgemustert Joachim Leitsch, Harald Sydow: Bergbaudampflokomotiven in Nordrhein-Westfalen. Arbeitsgemeinschaft Drehscheibe e. V., Köln 2011, ISBN 978-3-929082-30-2, S. 214.
1896 902 Zeche Graf Bismarck V um 1960 ausgemustert Joachim Leitsch, Harald Sydow: Bergbaudampflokomotiven in Nordrhein-Westfalen. Arbeitsgemeinschaft Drehscheibe e. V., Köln 2011, ISBN 978-3-929082-30-2, S. 121.
1898 931 Zeche Bonifacius Rheinelbe 2 um 1940 ausgemustert Joachim Leitsch, Harald Sydow: Bergbaudampflokomotiven in Nordrhein-Westfalen. Arbeitsgemeinschaft Drehscheibe e. V., Köln 2011, ISBN 978-3-929082-30-2, S. 59.
1897 1017 Zeche Königsborn ? um 1940 ausgemustert Joachim Leitsch, Harald Sydow: Bergbaudampflokomotiven in Nordrhein-Westfalen. Arbeitsgemeinschaft Drehscheibe e. V., Köln 2011, ISBN 978-3-929082-30-2, S. 154.
1897 1018 Zeche Königsborn ? um 1940 ausgemustert Joachim Leitsch, Harald Sydow: Bergbaudampflokomotiven in Nordrhein-Westfalen. Arbeitsgemeinschaft Drehscheibe e. V., Köln 2011, ISBN 978-3-929082-30-2, S. 154.
1899 1150 Zeche Shamrock n 3/4 2 um 1962 ausgemustert Joachim Leitsch, Harald Sydow: Bergbaudampflokomotiven in Nordrhein-Westfalen. Arbeitsgemeinschaft Drehscheibe e. V., Köln 2011, ISBN 978-3-929082-30-2, S. 214.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Joachim Leitsch, Harald Sydow: Bergbaudampflokomotiven in Nordrhein-Westfalen. Arbeitsgemeinschaft Drehscheibe e. V., Köln 2011, ISBN 978-3-929082-30-2, S. 15–248, 280.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Liste der von Hohenzollern gefertigten Lokomotiven mit der Achsfolge B auf www.dampflokomotivarchiv.de
  2. a b Joachim Leitsch, Harald Sydow: Bergbaudampflokomotiven in Nordrhein-Westfalen. Arbeitsgemeinschaft Drehscheibe e. V., Köln 2011, ISBN 978-3-929082-30-2, S. 15–248.
  3. Liste der bekannten Lokomotiven vom Typ Bismarck auf www.dampflokomotivarchiv.de
  4. Foto der Lok Ferdinand Heye aus dem Jahr 1975 auf www.dampflokomotivarchiv.de
  5. Datenblatt der Lok Ferdinand Heye auf www.dampflokomotivarchiv.de