Hugo Rudolf von Stumm

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Hugo Rudolf von Stumm (bis 1888: Hugo Rudolf Stumm; * 1845 in Neunkirchen (Saar); † 31. Juli 1910 in Coswig) war ein preußischer und deutscher Industrieller.

Leben

Stumm entstammte der Industriellenfamilie Stumm, die am 22. März 1806 das Neunkircher Eisenwerk und Anteile an weiteren Eisenhütten im Saarrevier gekauft hatten. Während der älteste Bruder Karl Ferdinand Stumm (Rufname Karl) die Leitung des Montanunternehmens Gebrüder Stumm übernahm, profitierten die jüngeren Brüder Ferdinand Eduard Stumm (Rufname Ferdinand) und Hugo Rudolf (Rufname Hugo) als stille Teilhaber an den Erträgen des Familienunternehmens. 1888 wurden die Brüder geadelt. Hugo zählte 1908 mit einem geschätzten Vermögen von 14 bis 15 Millionen Mark und jährlichen Einnahmen von 1 Million Mark zu den 100 reichsten Preußen und besaß das Rittergut Ramholz (Kreis Schlüchtern) mit 979 ha.[1]

Hugo, der jüngste der Brüder Stumm, hatte sich frühzeitig als Rittmeister a. D. zur Ruhe gesetzt. Er war gewählter Abgeordneter im Kommunallandtag Kassel (Regierungsbezirk Kassel) und im Provinziallandtag der Provinz Hessen-Nassau. Eine Gemütserkrankung, die sich in Ausbrüchen bereits 1864, 1871 und 1888 äußerte, führte zur Entmündigung durch das Amtsgericht Schlüchtern am 5. November 1888. Die vorübergehende Unterbringung erfolgte damals in der Heilanstalt Friedrichsberg bei Hamburg. Die Vormundschaft hatte Hugo von Stumms Bruder, Ferdinand Eduard Freiherr von Stumm zu Holzhausen inne, seinerzeit deutscher Botschafter in Madrid. Vertreter des Hauptvormunds war sein ältester Bruder, Kommerzienrat Karl Ferdinand Freiherr von Stumm-Halberg, der Geschäftsführer der Firma Gebrüder Stumm. Nachdem die Erkrankung 1896 erneut ausbrach, lautete ein psychiatrisches Gutachten, dass „Herr von Stumm in Folge seines Zustandes geneigt sei, große Summen zu verschleudern und [da] zu erwarten stehe, daß er bei dem geringsten Widerspruch zu gewaltthätigen, gemeingefährlichem Verhalten schreiten werde, so werde seine Verbringung in eine Irrenanstalt demnächst erforderlich sein.“ In der Folge wurde Hugo von Mai 1896 bis an sein Lebensende in die geschlossene Anstalt Lindenhof in Coswig bei Dresden eingewiesen.[2] Zu seiner Ehre stiftete seine Frau Ludovica das Schlüchterner Kreiskrankenhaus. Aus der 1882 geschlossenen Ehe mit Ludovika Emilie Antonie von Rauch gingen drei Kinder hervor. Die Tochter Margarete Freifrau von Stumm-Ramholz (1884–1917) heiratete am 25. Januar 1906 Richard von Kühlmann. Stumms Enkel Knut von Kühlmann-Stumm, Freiherr von Stumm-Ramholz, führte den Namen fort.

Schloss Ramholz

Schloss Ramholz

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gehörten die Brüder Stumm zu den reichsten und auch einflussreichsten Industriellen Deutschlands. 1888 nobilitiert, ließen die drei Brüder Stumm in gegenseitiger Konkurrenz drei repräsentative Schlösser im Stil des Historismus erbauen: Schloss Halberg, Schloss Rauischholzhausen und Schloss Ramholz. Freiherr Hugo Rudolf von Stumm erwarb 1883 den Besitz Ramholz und ließ in den Jahren 1893 bis 1896 von den Münchner Architekten Emanuel und Gabriel von Seidl dem bestehenden Schloss einen Neubau hinzufügen, ebenso einen Wirtschaftshof unter Einbeziehung von Gebäuden aus dem 18. Jahrhundert sowie Wohnhäuser für die Angestellten und ein Maschinenhaus zur Stromversorgung des Anwesens. Das Schloss mit seinen 80 Zimmern zählt zu den bedeutenden Bauten des Historismus in Deutschland.

Das in Privatbesitz der Nachkommen Kühlmann-Stumm befindliche Schloss wurde 2012 der Öffentlichkeit durch Führungen zugänglich.[3] 2012 wurde es für 7 Millionen Euro zum Kauf angeboten.[4]

Literatur

Belege

  1. Kurt Pritzkoleit: Wem gehört Deutschland?, Kurt Desch Verlag, 1957, S. 112
  2. Baron Hugo von Stumm starb vor 102 Jahren in der Heilanstalt Lindenhof - Schlossführungen am 7. Oktober 2012. Fuldaer Nachrichten vom 3. Oktober 2012. Online, aufgerufen am 24. August 2013
  3. „Wir wurden komplett überrannt“ - Schloßführungen auf Ramholz - Infos. Online, aufgerufen am 24. August 2013
  4. Zwangsverwalter für Schloss Ramholz - Wer zahlt 7 Mio. Euro zum Kauf? Online, aufgerufen am 24. August 2013

Weblinks