Hugolinus Dörr

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Hugolinus Dörr SVD (* 24. Juli 1895 in Sellerbach; † 6. Juni 1940 in Asnières-lès-Dijon bei Dijon) war ein katholischer Missionar und Opfer des Nationalsozialismus.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hugolinus Dörr besuchte ab 1908 das Gymnasium des Missionshaus St. Wendel (heute: Arnold-Janssen-Gymnasium St. Wendel) und legte dort sein Abitur ab. Ab 1913 studierte er Theologie in Mödling bei Wien, unterbrochen durch den Einsatz als Lazarettschreiber im Ersten Weltkrieg, und wurde am 28. Januar 1923 zum Priester geweiht.[1]

Nachdem er eine China-Reise wegen Krankheit abbrechen musste, kehrte er wieder ins Saarland zurück. Er beschäftigte sich mit Homöopathie, was ihm von der Kirche untersagt wurde. Nach der „Machtergreifung“ gründete er 1933 mit Jacob Hector und Carl Minster die Saarländische Wirtschaftsvereinigung gegen die Eingliederung des Saargebiets in das Deutsche Reich. Am 26. August 1934 hielt er in Soutane vor 60.000 Zuhörern eine Rede auf einer Versammlung der Einheitsfront in Sulzbach. Der Trierer Bischof Franz Rudolf Bornewasser distanzierte sich öffentlich von ihm, ebenso das Missionshaus St. Wendel.[2] Als die NSDAP die Saarabstimmung gewann, flüchtete Dörr nach Frankreich.[3] Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde er 1939 mit anderen Saarflüchtlingen interniert und während des Einmarsches deutscher Truppen (Westfeldzug) ermordet.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Joachim Conrad: Dörr, Hugolinus. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 24, Bautz, Nordhausen 2005, ISBN 3-88309-247-9, Sp. 526–530.
  • Frei die Saar! (Film, der Einheitsfront, der Szenen einer am 26. August 1934 von Dörr gehaltenen Rede enthält)
  • Gustav Regler, Art.: Das Ohr des Malchus, Kiepenheuer & Witsch 1958, S. 300.
  • Hans Joachim Kühn, Robert Baltes: Zur Geschichte der Pfarrei Herz Jesu Köllerbach (vormals St. Martin zu Kölln im Köllertal). Püttlingen-Köllerbach 1999, S. 211–218.
  • Gerd Lesch, Art.: Hugolin Dörr – Steyler Missionar in schwieriger Zeit, in: Werner Prawdzik (Hrsg.): 100 Jahre Missionshaus St. Wendel, Steyler Verlag 2000, Bd. 2, S. 312–331.
  • Gerhard Lesch, Art.: Pater Hugolin Dörr, in: Helmut Moll, (Hrsg. im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz), Zeugen für Christus. Das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts, Paderborn u. a. 1999, 7. überarbeitete und aktualisierte Auflage 2019, S. 1042–1045.
  • Klaus-Michael Mallmann, Gerhard Paul: Das zersplitterte Nein. Saarländer gegen Hitler. Dietz, Bonn 1989, ISBN 3-8012-5010-5, S. 50–54.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Klaus-Michael Mallmann, Gerhard Paul: Das zersplitterte Nein. Saarländer gegen Hitler. Dietz, Bonn 1989, ISBN 3-8012-5010-5, S. 50.
  2. Mit Pater Doerr haben wir nichts gemein. Eine Erklärung des Missionshauses St. Wendel. In: Hakenkreuzbanner. Das nationalsozialistische Kampfblatt Nordwestbadens. Jg. 4. Nr. 531 vom 17. November 1934 (Früh-Ausgabe), S. (1) (online bei Marchivum).
  3. Marcus Hammerschmitt 27. Januar 2002: Ein Mann der Kirche