Indischer Muntjak

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Indischer Muntjak

Indischer Muntjak (Muntiacus muntjak)

Systematik
ohne Rang: Stirnwaffenträger (Pecora)
Familie: Hirsche (Cervidae)
Unterfamilie: Cervinae
Tribus: Muntjakhirsche (Muntiacini)
Gattung: Muntjaks (Muntiacus)
Art: Indischer Muntjak
Wissenschaftlicher Name
Muntiacus muntjak
(Zimmermann, 1780)
Laut des Indischen Muntjak

Der Indische Muntjak (Muntiacus muntjak) ist eine mittelgroße Art aus der Familie der Hirsche. Er kommt in großen Teilen Süd- und Südostasiens einschließlich zahlreicher Inseln Indonesiens vor.

Merkmale

Indischer Muntjak

Die Kopf-Rumpf-Länge des Indischen Muntjaks beträgt 98 bis 120 Zentimeter, die Schwanzlänge 17 bis 20 Zentimeter. Die Schulterhöhe liegt bei 50 bis 72 Zentimetern, die Weibchen sind dabei etwas kleiner als die Männchen; zudem variieren die Unterarten in ihrer Größe und Färbung. Das Gewicht der Einzeltiere beträgt 17 bis 40 Kilogramm.[1] Die Tiere sind mittelgroß mit langen, schlanken Beinen. Sie haben ein rotbraunes und kurzes Fell, welches am Unterbauch weiß ist, und auch der Schwanz ist oberseits rotbraun und unterseits weiß. Vom Nacken zieht sich kein dunkler Streifen abwärts, wodurch sich die Art von anderen Arten wie etwa dem Chinesischen Muntjak (Muntiacus reevesi) unterscheidet.[1] Die Vorderbeine besitzen schwarze Flecken, die in ihrer Ausprägung zwischen den verschiedenen Unterarten stark variieren können.[1]

Schädelmerkmale

Schädel mit Geweih eines männlichen indischen Muntjaks (Sammlung Museum Wiesbaden)
0 · 1 · 3 · 3  = 34
3 · 1 · 3 · 3
Zahnformel der Muntjaks

Der Schädel hat eine Gesamtlänge von 176 bis 200 Millimetern. Wie alle Muntjaks besitzt die Art im Oberkiefer pro Hälfte einen Eckzahn (Caninus), drei Vorbackenzähne (Praemolares) und drei Backenzähne (Molares), Schneidezähne sind nicht vorhanden. Im Unterkiefer besitzt die Art in jeder Hälfte zusätzlich drei Schneidezähne. Insgesamt verfügen die Tiere damit über 34 Zähne.[1]

Das Geweih der Männchen besitzt 2 Enden und erreicht nur eine Länge von etwa 15 Zentimetern, daneben besitzen sie 2 kleine, dolchartige Stoßzähne, die durch die aus dem Unterkiefer herauswachsenden unteren Eckzähne entstehen. Die Stoßzähne der Weibchen sind etwas kürzer.

Genetische Merkmale

Das Genom des Indischen Muntjak besteht aus einer sehr kleinen Anzahl von Chromosomen: Die Männchen besitzen einen diploiden Chromosomensatz von 2n = 7 Chromosomen, während er bei den Weibchen 2n = 6 oder 2n = 8 beträgt.[1] Zum Vergleich besitzt der Chinesische Muntjak 2n = 46 Chromosomen.[2]

Verbreitung

Verbreitungsgebiet (grün) des Indischen Muntjaks

Der Indische Muntjak kommt in Indien, Nepal, China, Bangladesch, dem übrigen Südostasien sowie auf Sri Lanka und den großen Sundainseln vor.

Diese Art wurde auch in Großbritannien, z.B. im Thedford Forest Park in Suffolk und in Frankreich angesiedelt.

Lebensweise

Der Indische Muntjak bewohnt dichte Wälder, Hügellandschaften und Gebirge bis in eine Höhe von 4000 Metern sofern er genügend Deckung und Nahrung wie Gräser, Blätter, Früchte und Triebe junger Bäume findet. In Großbritannien und Frankreich bewohnt er größere Landschaftsparks. Die Tiere sind streng territorial und leben meist allein oder paarweise. Die Männchen markieren ihr Revier mit einem Sekret, welches aus Drüsen am Kinn abgesondert wird. Die Tiere sind meist nachtaktiv. Zu ihren natürlichen Feinden zählen Tiger und Leoparden.

Fortpflanzung

Die Tragzeit der Weibchen beträgt ca. 6 Monate, danach werfen die Weibchen meist ein Junges, Zwillingsgeburten sind selten. Die Jungtiere werden 4–5 Monate gesäugt und sind nach einem weiteren Monat bereits selbständig.

Systematik

Indischer Muntjak in Kerala, Indien

Der Indische Muntjak wird als eigenständige Art innerhalb der Muntjaks (Gattung Muntiacus) eingeordnet, die aus elf Arten besteht.[3] Die wissenschaftliche Erstbeschreibung stammt von Eberhard August Wilhelm von Zimmermann aus dem Jahr 1780.[3]

Innerhalb der Art werden neben der Nominatform Muntiacus muntjak muntjak 10 weitere Unterarten unterschieden:[3]

  • Muntiacus muntjak muntjak
  • Muntiacus muntjak annamensis
  • Muntiacus muntjak aureus
  • Muntiacus muntjak curvostylis
  • Muntiacus muntjak guangdongensis
  • Muntiacus muntjak malabaricus
  • Muntiacus muntjak menglalis
  • Muntiacus muntjak montanus
  • Muntiacus muntjak nigripes
  • Muntiacus muntjak vaginalis
  • Muntiacus muntjak yunnanensis

Nach verschiedenen Autoren werden die Tiere aus dem südasiatischen Teil des Verbreitungsgebietes als eigene Art Muntiacus vaginalis aufgefasst und vom auf Südostasien und Indonesien beschränkten Muntiacus muntjak getrennt, unter anderen von der International Union for Conservation of Nature and Natural Resources (IUCN).[4][5]

Gefährdung und Schutz

Indischer Muntjak im Zoo von Miami (Florida)

Die Art wird von der International Union for Conservation of Nature and Natural Resources (IUCN) aufgrund des großen Verbreitungsgebiets in Asien und der angenommenen Bestandsgröße sowie der sehr guten Anpassungsfähigkeit an die Lebensraumveränderungen durch Holzeinschlag und Umwandlung von Wäldern in landwirtschaftlich genutzte Flächen als nicht gefährdet („least concern“) eingestuft.[5] Vor allem durch die Abholzung und Lichtung von Wäldern nehmen die Bestandszahlen regional zu und die Kapazitäten des Lebensraums vor allem in hochfragmentierten Bereichen sind nicht erschöpft.[5]

Belege

  1. a b c d e John MacKinnon: Red Muntjak. In: Andrew T. Smith, Yan Xie: A Guide to the Mammals of China. Princeton University Press, 2008; S. 464-465. ISBN 978-0-691-09984-2.
  2. John MacKinnon: Reeve's Muntjak. In: Andrew T. Smith, Yan Xie: A Guide to the Mammals of China. Princeton University Press, 2008; S. 465. ISBN 978-0-691-09984-2.
  3. a b c Don E. Wilson & DeeAnn M. Reeder (Hrsg): Muntiacus muntjak in Mammal Species of the World. A Taxonomic and Geographic Reference (3rd ed).
  4. Muntiacus muntjak in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2008. Eingestellt von: R.J. Timmins, J.W. Duckworth, A. Pattanavibool, R. Steinmetz, N. Samba Kumar, Md. Anwarul Islam, H. Sagar Baral, 2008. Abgerufen am 26. Juni 2013.
  5. a b c Muntiacus muntjak in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2008. Eingestellt von: R.J. Timmins, J.W. Duckworth, S. Hedges, A. Pattanavibool, R. Steinmetz, G. Semiadi, M. Tyson, Boeadi, 2008. Abgerufen am 26. Juni 2013.

Literatur

  • John MacKinnon: Red Muntjak. In: Andrew T. Smith, Yan Xie: A Guide to the Mammals of China. Princeton University Press, 2008; S. 464-465. ISBN 978-0-691-09984-2.
  • Tierwelt Asiens in Farbe von Jiří Felix. Ill. von Alena Čepická u.a. (tschech.) deut. Übersetzung von Ingeborg Šestáková Verlag: Artia-Verlag (Prag) 1989 Seite: 36,37
  • Wilhelm Eigner Enzyklopädie der Tiere Band 2, Weltbild Augsburg 1991 Seite: 482,483 ISBN 3-89350-361-7
  • Enzyklopädie der Säugetiere Verlag: Könneman 2003 Seite: 504-519 ISBN 3-89731-928-4

Weblinks