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Innerer Schweinehund

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Die Bezeichnung innerer Schweinehund umschreibt – oft als Vorwurf – die Allegorie der Willensschwäche, die eine Person daran hindert, unangenehme Tätigkeiten auszuführen, die entweder als ethisch geboten gesehen werden (z. B. Probleme anzugehen, sich einer Gefahr auszusetzen etc.), oder die für die jeweilige Person sinnvoll erscheinen (z. B. eine Diät einzuhalten). Die Allegorie kann somit in eine direkte Verbindung zur Motivation gebracht werden; und sie ist eine metaphorische Umschreibung der Akrasia.

Meist ist von der Überwindung des inneren Schweinehundes die Rede, um zu verdeutlichen, dass für die Erledigung einer bestimmten Aufgabe keine persönliche Neigung ausschlaggebend ist, sondern Selbstdisziplin. Dieser Zusammenhang deutet auch eine Sichtweise an, der zufolge letztlich jedem ein innerer Schweinehund innewohnt und der Makel erst darin besteht, dieser Unlust nachzugeben.

Etymologie

Der Wortbestandteil Schweinehund ist schon in der Studentensprache des 19. Jahrhunderts als grobes Schimpfwort bekannt und geht auf den zur Wildschwein-Jagd eingesetzten Sauhund zurück. Dessen Aufgaben wie Hetzen, Ermüden und Festhalten wurden auf die Charaktereigenschaften bissiger Menschen übertragen. Das Wort existiert nur im Deutschen und kann nicht wörtlich übertragen werden.

Gebrauch

Künstlerische Darstellung
Mein innerer Schweinehund, Bonn
des dänischen Bildhauers Jens Galschiøt, 1993

Der Ausdruck innerer Schweinehund war bereits im und nach dem Ersten Weltkrieg im Gebrauch (General Kurt von Schleicher), wie der Journalist Werner Sonntag darlegte (Kolumne in „RunnersWorld“, März 2003). Sein Gebrauch im deutschen Reichstag durch den SPD-Abgeordneten Kurt Schumacher am 23. Februar 1932 führte zu einem Ordnungsruf. Schumacher hatte es in dem Sinne verwendet, dass die Nationalsozialisten an den inneren Schweinehund appellierten, also an die niedrigsten Motive der Menschen. Er meinte, dem Nationalsozialismus sei „zum erstenmal in der deutschen Politik die restlose Mobilisierung der menschlichen Dummheit gelungen.“ Kurze Zeit später, am 26. Juli 1932 verwendete von Schleicher, damals Reichswehrminister, den Begriff bei einer Rundfunkansprache im geläufigen Sinne im Zusammenhang mit soldatischen Tugenden. Daraufhin schrieb Leo Trotzki, alle Kommunisten sollten sich „die Soldatenformel zu eigen machen“, bezog den Begriff dabei jedoch auf den innenpolitischen Gegner, die Nationalsozialisten.

Im Zweiten Weltkrieg war es allgemeines Landserdeutsch und danach bei Trainern und Turnlehrern noch lange als „Besiegen des Inneren Schweinehundes“, also der Überwindung von Faulheit und mangelnder Disziplin in Gebrauch. Neuerdings wird der „innere Schweinehund“ meliorativ verwendet. Hunde-Karikaturen dienen der Illustration von Motivationsbüchern, in denen Methoden zum Umgang mit Willensschwäche formuliert werden.

Der Schriftsteller Ingvar Ambjørnsen meint, dass der „Schweinehund“ in Skandinavien allgemein bekannt ist. In dortigen Comics, die den Zweiten Weltkrieg als Motiv haben, gebrauchen die deutschen Besatzer ständig dieses Wort.

Siehe auch

Weblinks