Jakob von Bruck

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Grabplatte des Abtes, im Kreuzgang von St. Peter und Paul, Wissembourg (Elsass)

Jakob von Bruck († 10. August 1472) war Benediktiner und Fürstabt des Klosters Weißenburg (Wissembourg) im Elsass.

Leben und Wirken

Jakob von Bruck stammte aus einer lothringischen Adelsfamilie. 1468 wählte man ihn als Nachfolger Philipps Schenk von Erbach zum Abt des elsässischen Klosters Weißenburg. Er amtierte nur knapp fünf Jahre, starb am 10. August 1472 und wurde im Kreuzgang der Weißenburger Abteikirche St. Peter und Paul bestattet, wo sich seine Grabplatte erhalten hat. Nach der Klosterchronik von Kaspar Brusch (1551) regierte Abt Jakob „rühmlich“.

Die Weißenburger Stiftsfehde

Seine relativ kurze Amtszeit war angefüllt von Ereignissen und Kämpfen um den Erhalt seines Amtes, was ihm mit päpstlicher und kaiserlicher Unterstützung gelang. Diese Episode wird in der Geschichtsschreibung als Weißenburger Stiftsfehde bezeichnet.

Unter dem verweltlichten Vorgänger Philipp Schenk von Erbach hatte in dessen 33 Amtsjahren ein religiös-moralischer Niedergang und eine Verschuldung der Abtei eingesetzt. Trotzdem der neue Abt Jakob von Bruck im Gegensatz zu Philipp Schenk von Erbach als fromm, liebenswürdig sowie klug beschrieben wird und bei den Bürgern Weißenburgs in hohem Ansehen stand, wollte Kurfürst Friedrich I. von der Pfalz, als elsässischer Landvogt, das Kloster Weißenburg zwangsweise durch die Bursfelder Kongregation reformieren lassen und es dieser übergeben. Daneben beabsichtigte er gegenüber der Fürstabtei seinen politischen Einfluss zu stärken und sah besonders den von Abt Jakob eingesetzten Propst Anton von Leinigen, ebenso wie dessen Bruder Graf Emich VIII. von Leiningen-Hardenburg, als seine erklärten Widersacher an.

Noch bevor Jakob von Bruck aus Rom die Konfirmation erhalten hatte ließ Kurfürst Friedrich am 7. Januar 1469 handstreichartig das Kloster besetzen. Der Abt wurde entmachtet und sollte sich in Heidelberg mit dem Kurfürsten ins Einvernehmen setzen, was er jedoch ablehnte. Daraufhin bemächtigten sich die Pfälzer der Burg St. Paul nördlich von Weißenburg, einer der vier Befestigungen zum Schutz der Abtei. Abt und Propst entkamen, vorher hatten sie Wertsachen und Urkunden auf Burg Drachenfels bringen lassen.

Die Stadt Weißenburg stand auf Seiten des Abtes. Es kam dort zu allgemeinen Unruhen, die kurpfälzischen Amtsträger und die Bursfelder Mönche wurden vertrieben und mussten sich auf die Burg St. Paul zurückziehen. Kurfürst Friedrich verhängte im Gegenzug eine Strafe von 3000 Gulden über die Stadt, was diese ignorierte.

Der Kurfürst hatte mittlerweile einen italienischen Rechtsgelehrten an den päpstlichen Hof entsandt, um dort Klage gegen Abt und Propst von Weißenburg zu erheben. Aber auch Jakob von Bruck hatte seinen Kaplan Stephan Widtman zu Papst Paul II. geschickt. Dieser erwirkte die Einsetzung des Abtes von Kloster Gottesaue zum päpstlichen Legaten, mit der Vollmacht, auf dem Rechtsweg, notfalls auch unter Anwendung des Bannes, so lange gegen den Kurfürsten vorzugehen, bis Abt und Konvent von Weißenburg wieder in ihre Rechte eingesetzt seien.

Ebenso wandte sich der Weißenburger Abt an Kaiser Friedrich III., der ihn als Reichsfürsten belehnt und somit auch anerkannt hatte. Der Herrscher befahl allen Vasallen des Klosters, nur Abt Jakob als ihren Lehnsherren anzuerkennen. Mit Datum vom 31. Juli 1469 verfügte er urkundlich, den vertriebenen Abt Jakob von Bruck wieder einzusetzen. Am 24. Oktober 1469 gingen die päpstliche und kaiserliche Entscheidung dem Weißenburger Stadtrat zu. Am 8. Januar 1470 befahl Kaiser Friedrich dem Pfälzer Kurfürsten „Abt Jakob und Propst Anton von Weissenburg im Besitz ihres Klosters zu lassen, sowie ihnen ihren Besitz auszufolgen“.

Jakob von Bruck lebte inzwischen im Exil bei dem Markgrafen von Baden, in Baden-Baden. Ein dort ansässiger Bürger brachte den Prälaten als Frau verkleidet, auf einem Bauernkarren nach Weißenburg. Abt Bruck gelangte unerkannt in die Stadt und tauchte im Augustinerstift unter. Am 1. November 1470 holte ihn der Stadtrat dort ab und er wurde feierlich wieder in sein Amt eingesetzt.

Kurfürst Friedrich befahl nun seinerseits, dass dem Kloster keinerlei Abgaben mehr gezahlt werden dürften, sondern alles auf Burg St. Paul, die er besetzt hielt, abzuliefern sei. Am 27. November 1470 begann Friedrich I. die Stadt und das Kloster zu belagern und es kam zu offenen Feindseligkeiten. Im Februar 1471, nach 71 Tagen Belagerung, lenkte der Kurfürst ein und versprach, den Abt und seinen Propst in ihren Würden zu belassen. Damit war für Jakob von Bruck die Angelegenheit glücklich ausgegangen und er konnte unangefochten bis zu seinem Tode im Sommer 1472 regieren.

Für Kurfürst Friedrich entspann sich nun jedoch erst ein langer, schwerer Kampf um seine Rechte als Landvogt des Elsasses, die man ihm aberkennen wollte. Der Kaiser rief zum Krieg gegen ihn auf, er wurde außerdem vorübergehend mit dem päpstlichen Bann belegt. 1476 starb er nach vielerlei – meist siegreichen – Kämpfen. Die Historiker haben ihm deshalb den Beinamen Friedrich der Siegreiche zugelegt.

Nach dem Tod von Abt Jakob übertrug Kaiser Friedrich III. am 3. Oktober 1472 den Schutz der Abtei Weißenburg dem Rat der Stadt Straßburg. Erst 1475 wurde Abt Heinrich als Nachfolger gewählt, unter dem sich der Konvent 1482, wie von Kurfürst Friedrich I. schon 1469 gewünscht, der Bursfelder Kongregation anschloss.

Literatur

  • Michael Frey: Versuch einer geographisch- historisch-statistischen Beschreibung des königlich bayerischen Rheinkreises, Band 1, Speyer, 1836, S. 471; (Digitalscan)

Weblinks