Jakub Lorenc-Zalěski

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 3. Juni 2016 um 00:51 Uhr durch 32X (Diskussion | Beiträge) (Korrektur). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Jakub Lorenc-Zalěski (eigentlich Jakub Lorenc, deutsch Jacob Lorenz; * 18. Juli 1874 in Radibor; † 18. Februar 1939 in Berlin) war ein sorbischer Schriftsteller und antifaschistischer Publizist, der unter dem Pseudonym Zalěski „hinter dem Walde“,[1] „Der-hinter-den-Wäldern“[2] schrieb.

Lorenc gilt als bedeutendster sorbischer Schriftsteller der Zwischenkriegszeit, sein Enkel Kito Lorenc ist der bedeutendste sorbische Lyriker der Gegenwart.[1]

Leben

Jakub Lorenc wuchs als sechstes von neun Kindern in einer sorbischen Häuslerfamilie in Radibor im sächsischen Teil der Oberlausitz auf. 1887 wurde er Domstiftsknabe in Bautzen und besuchte dort das katholische Seminar, bevor er zwei Jahre später das deutsche Gymnasium in Prag besuchte. Während seiner zweijährigen Prager Zeit war er Zögling des Wendischen Seminars und Mitglied in der sorbischen Studentenvereinigung Serbowka.

Gelände des früheren Sägewerks Lorenz in Schleife, der Bahnhof befindet sich im Hintergrund zwischen dem Andreaskreuz und den Birken.

Ab 1891 erlernte er bei seinem Bruder in Zschorna das Forsthandwerk. Nach dem Armeedienst war er ab 1895 als Förster im Westen Deutschlands, weitab der Lausitz, tätig. Erst gegen Ende des Ersten Weltkriegs kam er zurück in die Lausitz und kaufte in Schleife (damals im preußischen Teil der Oberlausitz) ein Sägewerk, das verkehrsgünstig an der Berlin-Görlitzer Bahn in der Nähe des Bahnhofs lag.

Die Einkünfte aus dem Sägewerk ermöglichten es Lorenc, als freier Schriftsteller tätig zu werden. Gemeinsam mit Jan Skala gab er in der benachbarten Industriegemeinde Weißwasser die zweisprachige Serbski Dźenik (Sorbische Tageszeitung) heraus.

Lorenc war 1924 Mitbegründer der Serbska ludowa strona (Wendische Volkspartei), der er bis zu ihrem Verbot 1933 vorstand. Über sein Engagement im Verband der nationalen Minderheiten in Deutschland nahm er 1925 am Europäischen Minderheitenkongress in Genf teil. Es ist sicher kein Zufall, dass sein Beiname Zalěski gleichlautend mit dem Namen des polnischen Politikers August Zaleski ist. August Zaleski war polnischer Gesandter in Bern und nahm (ebenso wie Jakub Lorenc-Zalěski) an den Minderheitenkonferenzen des Völkerbundes in Genf teil und vertrat hierbei auch die Interessen der nationalen Minderheiten im Deutschen Reich.

Als nationalbewusster Sorbe wurde er nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten verfolgt und 1933 kurzzeitig inhaftiert. Darüber hinaus wurde er mit einem Schreibverbot sowie mit einem Teilnahmeverbot an politischen Veranstaltungen belegt.

Krankheitsbedingt siedelte Lorenc 1938 zu seiner Tochter nach Berlin über, wo er im Folgejahr verstarb.[2]

Literarisches Schaffen

Im Geburtsort Radibor wurde eine Straße nach Jakub Lorenc-Zalěski benannt

Während seiner Ausbildung veröffentlichte Jakub Lorenc 1892 unter seinem Pseudonym Zalěski einen Zyklus von Jagderzählungen in der Zeitschrift „Łužica“ (Lausitz).

In seiner Zeit außerhalb der Lausitz stellte Lorenc seine schriftstellerische Tätigkeit ein, nahm sie nach seiner Rückkehr jedoch wieder auf. Er schrieb vor allem Märchen, Erzählungen und Romane. Von 1924 bis 1934 war er Vorsitzender des Kreises Sorbischer Schriftsteller.

Sein 1931 erschienenes Werk Kupa zabytych (Die Insel der Vergessenen) gilt mitbegründend für die moderne sorbische Erzählkunst. Das 1932 und 1933 verfasste Romanfragment W putach wosuda (In den Fesseln des Schicksals) trägt autobiographische Züge und blieb unvollendet.

Quellen

  1. a b Landratsamt Weißwasser (Hrsg.): „… da sah ich sie liegen schön, unsere Dörfer“ – Sorbem im Landkreis Weißwasser/Oberlausitz (= Heimatkundliche Beiträge für den Landkreis Weißwasser/Oberlausitz. Band 9). Weißwasser 1993, S. 69.
  2. a b Landratsamt des Niederschlesischen Oberlausitzkreises (Hrsg.): Persönlichkeiten des Oberlausitzer Lebens. Teil 1: Muskauer Heide (= Heimatkundliche Beiträge für den Niederschlesischen Oberlausitzkreis. Band 12). Görlitz 1995, S. 62–63.

Weblinks