Johann Gurlt

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Johann Carl Gottlob Gurlt (* 1813 oder 1814 in Bischdorf, Landkreis Goldberg, Provinz Schlesien; † 21. Juni 1839 auf dem Galgenberg bei Berlin) war ein deutscher Fleischergeselle und Raubmörder. Er war die letzte öffentlich hingerichtete Person in Berlin.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Johann Gurlt wuchs in Bischdorf auf. Dort soll er bereits Mitschülern Stifte und andere Gegenstände entwendet haben. Danach wurde er Schlächterlehrling. Gurlt neigte zum Trinken und Spielen und hatte häufige Frauenbekanntschaften. 1834 wurde er in Peitz wegen mutmaßlichen Betruges gesucht.[1]

1836 war er auf Wanderschaft von Stettin nach Berlin. Dort begegnete er dem Bäckergesellen Julius Schorske aus Lüben. Am 1. Juli 1836 erschlug er diesen mit einem Stein, während dieser in einem Chausseegraben schlief. Er brachte dessen Kleidung und Besitz im Wert von etwa 20 Thalern an sich und legte die unbekleidete Leiche in ein Kornfeld.

Am 7. Juli wurde diese gefunden und Gurlt bald als Verdächtiger gesucht. Anfang 1837 wurde er ermittelt, als er in Goldberg im Gefängnis wegen Diebstahls saß.[2] Die meisten Sachen von Julius Schorske und dessen Wanderbuch wurden bei ihm gefunden. Er wurde verhört und gestand die Tat. Das Kammergericht Berlin verurteilte Johann Gurlt zum Tode durch das Rad von unten mit vorherigem Schleifen zum Richtplatz. König Friedrich Wilhelm III. milderte dieses Urteil an 18. Mai 1839 in den Tod durch Enthaupten mit dem Beil ohne vorheriges Schleifen ab.

Am 21. Juni 1839 wurde Johann Gurlt auf dem Galgenberg bei Berlin nahe dem Gesundbrunnen hingerichtet. Dazu erschienen viele Schaulustige. Ein Gerüst, das für diese aufgebaut worden war, brach unter dem Gewicht der Besucher zusammen und verletzte einige. Über das Ereignis berichteten die Berliner und viele auswärtige Zeitungen.[3]

Die Enthauptung von Johann Gurlt war die letzte öffentliche Hinrichtung bei Berlin. Seit 1841 wurden Todesurteile in der Festung Spandau, seit 1846 im Gefängnis Moabit vollstreckt.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Udo Bürger: Morde im preußischen Berlin 1815–1918. Elsengold Verlag, Berlin 2020. S. 25f. PDF
  • Matthias Blazek: Die Hinrichtung von Johann Carl Gottlob Gurlt im Jahre 1839 – Zuschauertribüne brach unter der Last zusammen. In: Journal der juristischen Zeitgeschichte, Heft 3/2012, S. 122–126.
  • Treue und genaue Beschreibung des auf der Landstraße bei Schwedt an dem Bäckergesellen Julius Schorske verübten Raubmordes durch Johann Carl Gottlob Gurlt (...), ohne Jahr (1839?), Blattsammlung Text

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Amtsblatt der Königlich-Preußischen Regierung zu Frankfurt an der Oder vom 9. Juli 1834, S. 228
  2. Mitteilungen zur Förderung der Sicherheitspflege vom 31. Januar 1837, S. 8234, Nr. 12574; mit kurzer Nachricht über das Auffinden von Johann Gurlt, ohne nähere Angaben
  3. Königlich privilegirte Berlinische Zeitung vom 22. Juni 1839, S. 11; mit ausführlicher offizieller Bekanntmachung des Berliner Kammergerichts; derselbe Text in Allgemeine Theaterzeitung und Originalblatt für Kunst, Literatur, Musik, Mode und geselliges Leben, Wien, vom 28. Juni 1839, S. 636; Liegnitzer Stadt- und Tageblatt vom 9. Juli 1839, S. 182 (wahrscheinlich identischer Text); Salzburger Zeitung vom 7. August 1839, S. 619f. (gleicher Text); siehe auch B. Z. vom 21. Juni 2012