Johann Ludwig Mosle

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Johann Ludwig Mosle, vermutlich als oldenburgischer Generalmajor, 1863, Lithographie von Friedrich Wilhelm Graupenstein

Johann Ludwig Mosle (* 2. Januar 1794 in Varel; † 24. Oktober 1877 in Oldenburg) war ein oldenburgischer Offizier, Diplomat und Minister.

Leben

Er war der Sohn des aus Thüringen stammenden Advokaten Alexander Samuel Mosle und dessen Ehefrau Dorothea Catharina, geborene Renndorff. Sie stammte aus einer Vareler Kaufmannsfamilie. Mosle wuchs in Varel auf und besuchte von 1808 bis 1811 das Gymnasium in Oldenburg. Anschließend studierte er Jura in Straßburg. Er war national und antifranzösisch gesinnt und verließ nach der Niederlage Napoleons I. in Russland heimlich die Universität, um im Mai 1813 in Schlesien als freiwilliger Jäger in die Preußische Armee einzutreten.

1815 entschloss er sich nach einer kurzen Rückkehr an die Universität endgültig zur Aufgabe einer juristischen und für eine militärische Laufbahn. Aufgrund der schlechten Finanzlage des Großherzogtums Oldenburg war Herzog Peter Friedrich Ludwig jedoch nicht am Ausbau des oldenburgischen Truppenkontingents im Bundesheer interessiert, so dass es kaum Aussichten auf eine militärische Karriere für Mosle gab. Er wurde jedoch durch Oberst Wilhelm Gustav Friedrich Wardenburg, den Kommandeur der oldenburgischen Truppenteile, gefördert. 1817 wurde Mosle Premierleutnant, unterrichtete bald an der Militärschule und wurde 1828 Kommandeur der Gendarmerie (Großherzoglich Oldenburgisches Landdragonerkorps); letztere Stellung behielt er auch nach Pensionierung bis zum 1. Januar 1870. Hauptberuflich war Mosle Regimentsadjutant.

Durch den Regierungsantritt von Großherzog Paul Friedrich August 1829 ergaben sich für Mosle neue Perspektiven, da Paul im Gegensatz zu seinem Vater energisch den Ausbau des oldenburgischen Truppenkontingents vorantrieb. 1830 erfolgte die Beförderung zum Hauptmann, verbunden mit einer Stellung als Adjutant des Großherzogs und Ernennung zum Vorstand der Militärkanzlei. 1832 wurde er zusätzlich Direktor der Militärschule. 1839 avancierte Mosle zum Oberstleutnant, verbunden mit dem Kommando über das 2. Infanterie-Regiment. 1843 erfolgte die Beförderung zum Oberst.
Neben seiner dienstlichen Tätigkeit war Mosle privat in literarischen Kreisen tätig. Er galt als gemäßigter Liberaler und setzte sich für die Mäßigkeitsbewegung ein. Mosle war auch stark an der Hebung des Wirtschaftslebens im Großherzogtum interessiert und ein Befürworter des Hunte-Ems-Kanals, um eine Anbindung des ländlichen Oldenburgs an die Seefahrt zu erreichen und die Kultivierung der Moore durch Besiedlung voranzutreiben.

Der heute Küstenkanal genannte Hunte-Ems-Kanal trennt Südmoslesfehn (links) von Nordmoslesfehn (rechts)
Plakette auf dem Grab in Oldenburg (Gertrudenfriedhof)

Im April 1848 wurde Mosle oldenburgischer Gesandter beim Deutschen Bundestag in Frankfurt am Main, später bei der provisorischen Zentralgewalt. Hier setzte er sich nachdrücklich für den Aufbau der Reichsflotte ein und forcierte die Idee eines Reichskriegshafens im oldenburgischen Brake. Offenbar schlug Mosle im Juli 1848 das Amt eines oldenburgischen Ministerpräsidenten in der Hoffnung aus, in Frankfurt möglicherweise Reichskriegsminister zu werden. Zuerst noch Anhänger einer großdeutschen Lösung unter Einschluss Österreichs, kehrte er nach Verhandlungen mit der kaiserlichen Regierung in Wien offenbar desillusioniert zurück und vertrat ab diesem Zeitpunkt die Idee der kleindeutschen Lösung. Außerdem wurden scharfe Vorwürfe gegen ihn laut, nach denen er sich nicht für den standrechtlich hingerichteten Abgeordneten Robert Blum eingesetzt habe. Mosle orientierte sich nun an der preußischen Politik zum Zweck des so genannten Dreikönigsbündnisses zwischen Preußen, Sachsen und Hannover. Am 28. Juli 1849 übernahm er in Oldenburg die Leitung des Departements des Äußeren und versuchte seine Politik gegen die Landtagsmehrheit durchzusetzen, die sich aus großdeutschen Katholiken und Demokraten zusammensetzte, die ein Bündnis mit Preußen ablehnte. 1850 trat er nach verschiedenen diplomatischen Funktionen wieder in den Militärdienst zurück. Am 1. Dezember 1851 übernahm er das Kommando über das Oldenburgische Infanterie-Regiments und wurde am 6. August 1857 mit dem Charakter eines Generalmajors auf eigenen Wunsch verabschiedet. Das Kommando über die Landdragoner, seit 1867 das Großherzoglich Oldenburgische Gendarmerie-Korps, behielt er bis 1870.

Im Ruhestand betätigte sich Mosle hauptsächlich schriftstellerisch und verfasste Biographien über seine beiden Förderer, General Wardenburg und Großherzog Paul. 1859 initiierte er in Oldenburg die Schiller-Feiern zum 100. Geburtstag des Dichters. Er erkrankte jedoch bald und zog sich immer mehr ins Privatleben zurück.

Für die Oldenburgische Militärgeschichte ist Mosle neben Wardenburg von großer Bedeutung, da der von Großherzog Paul initiierte Ausbau des landeseigenen Truppenkontingents, so auch die Gründung der Oldenburgisch-Hanseatischen Brigade 1834, ganz wesentlich von Mosle ausgeführt wurde. Nach seinem Biographen Hans Friedl war er ein Beispiel für den neuen Typ des gebildeten, bürgerlichen Offiziers als Ergebnis der Befreiungskriege. Im weitesten Sinne war er politisch als national-liberal anzusehen, mit breiten Bildungsinteressen und einem Hang zu „Eitelkeit und Arroganz“, wie Friedl vermerkt.

Ehrungen

In Oldenburg ist heute die Moslestraße, die die Innenstadt mit dem Bahnhofsviertel verbindet, nach Johann Ludwig Mosle benannt. Außerdem tragen die Moorkolonie Nordmoslesfehn (Stadt Oldenburg), das Moordorf Südmoslesfehn (Gemeinde Wardenburg) und die Bauerschaft Mosleshöhe (Gemeinde Edewecht) den Namen von Mosle.

Literatur

  • Ludwig von Weltzien: Militärische Studien aus Oldenburgs Vorzeit und Geschichte des Oldenburgischen Contingents. Oldenburg 1858.
  • Johann Ludwig Mosle: Aus dem Leben des Generals Wardenburg. Oldenburg 1863.
  • Johann Ludwig Mosle: Paul Friedrich August. Großherzog von Oldenburg. Ein biographischer Versuch. Oldenburg 1865.
  • Ernst Theodor Eduard von Finckh: Geschichte des Oldenburgischen Infanterie-Regiments Nr. 91. Berlin 1881.
  • August Mutzenbecher: Mosle, Johann Ludwig. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 22, Duncker & Humblot, Leipzig 1885, S. 401–403.
  • Wilhelm von Amann: Johann Ludwig Mosle. Ein Lebensbild. Leipzig 1912. (Digitalisat)
  • Monika Wegmann-Fetsch: Die Revolution von 1848 im Großherzogtum Oldenburg. Oldenburg 1974.
  • Hans Friedl: Mosle, Johann Ludwig. in: Hans Friedl u. a. (Hg.): Biographisches Handbuch zur Geschichte des Landes Oldenburg. Oldenburg 1992, S. 483-486.
  • Hans Friedl: Mosle, Johann Ludwig. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 18, Duncker & Humblot, Berlin 1997, ISBN 3-428-00199-0, S. 211 f. (Digitalisat).

Weblinks