Josef Schumacher im Uttenberg

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Josef Schumacher im Uttenberg

Josef Schumacher im Uttenberg (* 2. Mai 1793 in Luzern; † 30. Oktober 1860 in Luzern) stammt aus der gleichnamigen Luzerner Patrizierfamilie Schumacher. Er war Präsident der Luzerner Regierung und Ständerat sowie Oberst und Divisionskommandant. Seine Karriere fällt in die Zeit der Restauration von 1815 und in jene der Revolutionen von 1830 und 1848. Im Winter bewohnte er sein Haus am Kapellplatz und den Sommer verbrachte er auf dem Herrensitz Utenberg oder auf dem Landsitz Meggerhorn. Sein Epitaph steht unter den Hallen im Hof zu St. Leodegar unweit des Zinggentores in einer Reihe mit den Akteuren seiner Zeit.

Jugend

Josef Schumacher im Uttenberg war fünf Jahre alt, als 1798 Napoleon in die Schweiz einfiel und Patriziat und Kirche zu Vasallendienst und Kontributionszahlungen zwang. Ein Jahr danach verlor er seinen Vater und acht Jahre später seine Mutter, die Schwester des liberal gesinnten Schultheissen Franz Xaver Keller, in dessen Haus er nun aufwuchs. Seit der Französischen Revolution waren die gewohnten Einkommensquellen versiegt, und die Vorboten des bürgerlichen Zeitalters riefen nach einem neuen Wagnis. Doch das Geschäftliche lag Josef Schumacher weniger, und so liessen ihn sein Avancement beim Militär und die restaurierte Patriziatsregierung auf den sicheren Pfad der Tradition zurückkehren.

Militär

1813 während des Endkampfes gegen Napoleon leistete Josef Schumacher den Dienst in Graubünden als Quartiermeister im Bataillon seines späteren Schwiegervaters Oberstleutnant Josef Müller-Altdorf. Nachdem 1814 in Luzern unter Vinzenz Rüttimann die patrizische Verfassung wieder hergestellt war, wurde er Major im Stab seines Vetters General Niklaus Franz von Bachmann. 1815 war er bei der eidgenössischen Besetzung von Genf dem Brigadekommandanten Oberst Ludwig von Sonnenberg, dem nachmaligen General in Neapel, zugeteilt. Danach erfolgte seine Ernennung zum Oberst und Milizinspektor. 1830 traf er als Instruktor an der Militärschule in Thun den späteren Kaiser der Franzosen, Napoleon III., der als Hauptmann im 3. Berner Artillerieregiment Dienst tat. Ebenfalls Instruktor an der Militärschule war Oberst Guillaume Henri Dufour, der nachmalige General im Sonderbundskrieg. 1848 wurde Oberst Schumacher Divisionskommandant im Tessin und in Graubünden.

Politik

1826 kam Josef Schumacher in den Regierungsrat, 1829 wurde er Schultheiss und 1830, nach Aufhebung der neuen Patriziatsverfassung, Mitglied des Verfassungsrates, Präsident der militärischen Kantonsverwaltung und Mitglied der eidgenössischen Militäraufsichtsbehörde. Nach dem Sieg der Konservativen, der mit dem Sonderbund endete, wurde er Präsident der provisorischen Kantonsregierung und unterstützte mit Kasimir Pfyffer (von Altishofen) den Austritt aus dem Sonderbund. Sein Gegenspieler im konservativen Lager war Philipp Anton von Segesser. Als 1847 die eidgenössischen Truppen heranrückten und sich eine Niederlage abzeichnete, ergriff die Kantonsregierung die Flucht, und in der Bevölkerung brach Panik aus. Josef Schumacher übernahm die alleinige Führung, stellte die Ruhe und Ordnung wieder her und nahm Verbindung mit General Dufour auf. Dank deren freundschaftlichen Beziehungen blieb Luzern von grösserem Unglück verschont. Nach Erlass der neuen Staatsverfassung von 1848, die seine Präsidialunterschrift trägt, wurde Josef Schumacher wieder Regierungsrat und 1850 Ständerat.

Vermählung und Tod von Schultheiss Keller

Josef Schumacher im Uttenberg vermählte sich 1815 mit Sophie Müller-Altdorf, der Tochter seines früheren Bataillonskommandanten Oberst, Landammann und Tagsatzungsgesandten Josef Müller-Altdorf. Ein Jahr später kam Schultheiss Franz Xaver Keller, sein Oheim, in der Reuss zu Tode. Die politischen Verhältnisse nach der wieder eingeführten Patriziatsverfassung liessen den Verdacht eines Attentats aufkommen. Dies führte zum bekannten Keller-Prozess, der über die Landesgrenzen hinaus Beachtung fand.

Der Zwetschgenvater

Josef Schumachers Sohn starb als Student im Jesuitenkollegium in Freiburg. Von seinen Töchtern heirateten drei patrizisch und drei bürgerlich, wodurch erstmals auch nicht-patrizische Familien zur Luzerner Gesellschaft stiessen. Das missfiel vor allem jenen patrizischen Müttern, deren Söhne nicht zum Zuge kamen, und so nannte man die Töchter, die eisern zusammenhielten, bald einmal "Zwetschgen". Josef Schumacher nahm es mit Humor und pflanzte für jede einen Zwetschgenbaum. So kam es, dass seine Nachkommen noch heute den Beinamen "Zwetschgen" haben.

Quellen

  • Familienakten, Staatsarchiv Luzern (StALU, FamA): Privatarchive Schumacher-im Moos. (PA 669), Schumacher-de Gottrau. (PA 1211/1-226).

Literatur

  • H. Schumacher: Grundriss einer Familiengeschichte. Luzern 1935/36.
  • R. Schumacher: Kurzbiografien einiger Vertreter der Luzerner Patrizierfamilie Schumacher. Zentral- und Hochschulbibliothek, Staatsarchiv Luzern, Luzern 2010.
  • R. Schumacher: Die Luzerner Patrizierfamilie Schumacher. Zentral- und Hochschulbibliothek, Staatsarchiv Luzern, Luzern 2010.
  • R. Schumacher: Herrenportraits der Luzerner Patrizierfamilie Schumacher. Zentral- und Hochschulbibliothek, Staatsarchiv Luzern, Luzern 2005.

Sieha auch

Weblinks