Jüdisches Museum Frankfurt

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Jüdisches Museum am Untermainkai
Museum Judengasse am Börneplatz
Ausstellung zur Eröffnung (1988)

Das Jüdische Museum der Stadt Frankfurt am Main und seine Zweigstelle, das Museum Judengasse, zeigen Geschichte und Kultur der jüdischen Gemeinden in Frankfurt am Main vom 12. bis zum 20. Jahrhundert. Das Museum wurde am 9. November 1988, dem 50. Jahrestag des Novemberpogroms von 1938, eröffnet. Zu den Einrichtungen gehören die Börnegalerie, das Oskar und Emilie Schindler-Lernzentrum, das Ludwig-Meidner-Archiv, die Kommission zur Erforschung der Geschichte der Frankfurter Juden sowie eine Bibliothek und Mediathek. Seit dem 20. Juli 2015 ist das Museum wegen umfangreicher Baumaßnahmen (Sanierung und Erweiterung) für voraussichtlich drei Jahre geschlossen.[1]

Einrichtungen des Museums

Die Hauptstelle des Museums befindet sich in zwei klassizistischen Bürgervillen am Untermainkai. Das Haus Untermainkai 14 war ursprünglich für den Bankier Simon Moritz von Bethmann erbaut worden, Haus Nr. 15 für Joseph Isaak Speyer. Das 1846 von Mayer Carl von Rothschild erworbene Haus Nr. 14 wurde als Rothschild-Palais bekannt. Beide Häuser kamen 1928 in den Besitz der Stadt Frankfurt, bis 1945 war dort die Freiherrlich Carl von Rothschild'sche öffentliche Bibliothek untergebracht. Nach dem Krieg zunächst Sitz der Stadt- und Universitätsbibliothek, wurde später eine Außenstelle des Historischen Museums in ihnen eingerichtet. Die Dauerausstellung zeigt unter anderem Werke von Ludwig Meidner und Moritz Daniel Oppenheim sowie Kultgeräte aus Synagoge und Haus. Das den Erben von Harry Fuld restituierte Gemälde Le Mur Rose von Henri Matisse ging 2010 zu einem symbolischen Preis an das Jüdische Museum und ist dort als Beispiel der kulturellen Bedeutung jüdischer Mäzene und Sammler ausgestellt.

Im Ludwig Meidner-Archiv des Museums befindet sich – neben dem Werk von Ludwig Meidner (1884–1966) – die Nachlässe der Maler Else Meidner (1901–1987), Kurt Levy (1911–1987), Arie Goral (1909–1996) und Henry Gowa (1901–1990).

Das Museum Judengasse wurde über einigen 1987 am Börneplatz ausgegrabenen Hausfundamenten der Frankfurter Judengasse erbaut, des 1462 eingerichteten Ghettos. Das Museum dokumentiert die Geschichte der Judengasse bis zur faktischen Aufhebung des Ghettozwanges 1796. Auch Reste der Grundmauern der ehemaligen Börneplatzsynagoge sind in das Museum integriert. Es grenzt an die 1996 eingeweihte Gedenkstätte Neuer Börneplatz an.

Ausstellungen (Auswahl)

  • Aus Anlass des 650-jährigen Jubiläums der Goldenen Bulle fand vom 30. September 2006 bis 14. Januar 2007 die von vier Frankfurter Museen gemeinsam organisierte Ausstellung Die Kaisermacher statt. Dabei dokumentierte das Museum Judengasse anhand archäologischer Befunde besonders die Rolle der Frankfurter Juden als Kammerknechte des Kaisers.
  • Dem in Frankfurt-Zeilsheim geborenen Fotografen Abe Frajndlich war 2003 eine Ausstellung gewidmet.
  • In den Jahren 2010 und 2011 war im Rothschild-Palais die Ausstellung „Else Lasker-Schüler. Die Bilder“ zu sehen und im Museum Judengasse die Schau Juden in Argentinien. Porträts zum Zweihundertjährigen Jubiläum - Judios Argentinos. Retratos en el Bicentenario.
  • 2013: Juden. Geld. Eine Vorstellung, über die Beziehung von Geld und Judentum und deren historische Hintergründe.
  • 2014/2015: Im Licht der Menora. Jüdisches Leben in der römischen Provinz. Katalog.

Erweiterung

Die Palais-Nordseite mit der Erweiterungsfläche

Mit einem Grundsatzbeschluss im Dezember 2011 leitete die Stadt Frankfurt konkrete Schritte für eine bauliche und inhaltliche Erweiterung des Museums sowie für eine in vielerlei Hinsicht notwendige Sanierung des jetzigen Hauptstandortes, dem Rothschild-Palais, ein.[2]

Für das Vorhaben wurde 2012 ein zweistufiger Architekturwettbewerb mit 20 Teilnehmern durchgeführt, den 2013 letztlich das Büro Staab Architekten mit einem überarbeiteten Entwurf gewann. Als Erweiterungsgelände ist die Grünanlage im nördlichen Anschluss des Rothschild-Palais' vorgesehen.[3]

In der Vorstellung des Siegerentwurfs im Mai 2013 betonte Museumsleiter Raphael Gross, das Projekt bedeute eine entscheidende Veränderung für sein Haus. Mit der Vergrößerung der Dauerausstellung von 600 auf 1.010 m² und der Wechselausstellungsfläche von 240 auf 600 m² sei eine Neupositionierung des Museums möglich. Der Neubau hebe das Palais hervor, das er als das "größte Exponat des Museums" bezeichnete. Das Museum wolle sich zukünftig auch den Juden-Deportationen vor und nach 1939 widmen. Das sei bisher nicht möglich gewesen.[4]

Vor allem aber ermöglicht die Erweiterung dem Museum, in Kooperation mit dem Anne Frank-Fonds ein Familie Frank Zentrum einzurichten, das am Beispiel der Familie von Anne Frank die Geschichte der Juden in Frankfurt seit der Neuzeit illustrieren möchte. Zu der Einrichtung soll eine Dauerausstellung, ein Archiv und ein Pädagogisches Zentrum gehören.[5]

Nach der jetzigen Planung (Mai 2013) soll der neue Museumsteil im Frühjahr 2017 eröffnet werden, der sanierte Altbau etwa ein halbes Jahr später. Das Projekt steht unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Stadtverordnetenversammlung.

Sonstiges

Zusammen mit dem Fritz-Bauer-Institut betreibt das Jüdische Museum Frankfurt das Projekt www.vor-dem-holocaust.de.[6][7]

Direktoren

Siehe auch

Literatur

  • Jüdisches Museum (Hrsg.): Geschenkte Geschichten. Zum 20-jährigen Jubiläum des Jüdischen Museums Frankfurt am Main. Societäts-Verlag, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-7973-1145-0.
  • Martin Liepach: Das Jüdische Museum Frankfurt am Main: Historischer Ort und Ort der historischen Vermittlung. In: Geschichte, Politik und ihre Didaktik 28 (2000) 3–4, S. 235–239.

Weblinks

Commons: Jüdisches Museum in Frankfurt am Main – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Jüdisches Museum Frankfurt am Main - Aktuelle Meldungen, abgerufen am 21. Juli 2015
  2. Magistratsvorlage M227/2012
  3. TED-Ausschreibung 200871-2012
  4. Presseveranstaltung (Deutsches Architektur-Forum)
  5. Pressemitteilung der Stadt Frankfurt
  6. www.vor-dem-holocaust.de
  7. "Klick ins Familienalbum" - 4400 Bilder zeigen den jüdischen Alltag vor dem Holocaust

Koordinaten: 50° 6′ 26″ N, 8° 40′ 28″ O