Kaufmann

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Schreibende Kaufmannsfrau, Meißener Porzellan, 1772

Ein Kaufmann ist eine Person, die erwerbsmäßig ein Geschäft tätigt (Geschäftsmann), eine Ware einkauft und weiter zum Kauf anbietet – um beim Verkauf einen finanziellen Gewinn (Profit) zu erzielen.[1] Die Tätigkeiten des Kaufens und Verkaufens, sowie ein bloßes Mitwirken an diesen, liegen den kaufmännischen Berufen zugrunde.[2]

Die Berufsbezeichnung für Frauen lautet Kauffrau. Historisch gesehen bezeichnet der Begriff Kauffrau eine Handel treibende Frau oder auch die Frau eines Kauf- oder Handelsherrn.[3] Üblich sind die Abkürzungen Kfm. und Kffr.[4] Der Plural ist Kaufleute.[5]

Kaufleute als gesellschaftlicher Stand

Kaufleute am Danziger Hafen im 17. Jahrhundert

Den traditionellen drei Ständen der Gesellschaft, dem Klerus, dem Adel und den Bürgern, wurden als vierte Säule die Kaufleute zugeordnet.[6] Diese Säule wurde zuweilen regelrecht umgestürzt, da den Kaufleuten Betrug und das Prahlen mit ihrem Reichtum vorgeworfen wurde. Zugleich jedoch wurde die Tätigkeit des Kaufmanns als Arbeit aufgewertet. Dem entsprechen seit dem 12. Jahrhundert Bemühungen, die Kaufleute als Bestandteil des städtischen Bürgertums in das mittelalterliche Gesellschaftsschema aufzunehmen. Der Kaufmann wurde als gesellschaftlich höher stehend angesehen als der Händler, wenngleich beide ihren Lebensunterhalt durch den Handel verdienten.[7] Im Mittelalter waren Kaufleute oftmals in einer Gilde oder Hanse organisiert und gehörten zur städtischen Oberschicht, dem Patriziat.[8][9]

Kaufmännische Berufe in der Vergangenheit und Gegenwart

Kaufmännische Berufe besitzen spezielle Bezeichnungen, die sich von den handelsrechtlichen Bezeichnungen unterscheiden.

Der Kaufmann wurde auch Handeltreibender oder Handelsmann genannt.[10] Bis ins 19. Jahrhundert trugen meist nur selbständige Unternehmer die Berufsbezeichnung Kaufmann, später wurden zunehmend auch Angestellte als Kaufmann geführt.[11] In der Vergangenheit war der Kaufmann lediglich ein gewöhnlicher Händler, wohingegen sich der Kaufmann heutzutage juristisch und vom Ausbildungsweg von einem Händler unterscheidet.[12][13] Das klassische Bild des Kaufmanns, der unter anderem Händler im eigenen Laden oder Geschäft ist, ist heutzutage nur noch im Bereich des Groß- und Einzelhandels gegeben.[2]

Während der Begriff Händler den Ankauf, den Transport und den Verkauf von Waren in den Vordergrund stellt, kennzeichnen den Kaufmann heutzutage daneben wirtschaftliche und soziale Kernkompetenzen, wie zum Beispiel der Umgang mit modernen Kommunikationsmitteln und dem Kunden.[12] Der Kaufmann beschäftigt sich gemeinhin mit Kalkulation, Rechnungswesen, Logistik, Gütertransport, Lagerhaltung und Marketing.[1] Kaufleute handeln kaufmännisch, nach kaufmännischen Prinzipien und mit kaufmännischen Methoden, also vor allem wirtschaftlich – daher werden diese Berufe auch kaufmännische Berufe genannt.[1] Genauer gesagt wirtschaften sie im Rahmen des Unternehmens betriebswirtschaftlich und unternehmensübergreifend volkswirtschaftlich.[14] Man unterscheidet heutzutage zwischen dem Kaufmann im eigentlichen Sinne (Person mit beruflichem Abschluss mit vielerlei Spezialisierungen nach Branche) und dem Kaufmännischen Angestellten (Person, die bei einem Kaufmann zur Leistung kaufmännischer Dienste angestellt ist).[15] Bei Handelsberufen, die traditionell zu den White-Collar-Berufen zählen, findet keine Unterscheidung zwischen einem Arbeiter und einem Angestellten statt.[16]

Der Kaufmann in den DACH-Ländern

Deutschland

Kaufmann nach HGB

Kaufleute unterstehen in Deutschland dem Handelsrecht.[17] Gemäß den §§ 1–3 des Handelsgesetzbuches ist ein Kaufmann, wer ein Handelsgewerbe betreibt, eine Firma führt oder in das Handelsregister eingetragen ist.

Kaufmännische Berufsabschlüsse

Absolviert man ein betriebswirtschaftliches Studium an einer Universität oder einer gleichgestellten Hochschule, bekommt man die Bezeichnung Betriebswirt im Rahmen des akademischen Grades des Bachelors oder des Masters verliehen. Der Abschluss Diplom-Kaufmann wird in der Regel nur noch bei auslaufenden Studiengängen vergeben, wenngleich einzelne Hochschulen wie die Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald oder die Hochschule Wismar nach wie vor ein Diplomstudium im Bereich der Betriebswirtschaft anbieten.[18]

Hat man eine kaufmännische Berufsausbildung absolviert, trägt man die Bezeichnung Kaufmannsgehilfe.[19] In der Liste der Ausbildungsberufe findet man viele kaufmännische Ausbildungsberufe.[20] Je nach Art der Ausbildung werden verschiedene Spezialkenntnisse und Fertigkeiten vermittelt. Zu den beliebtesten kaufmännischen Ausbildungsberufen in Deutschland zählen:

  1. Kaufmann im Einzelhandel
  2. Kaufmann für Büromanagement
  3. Industriekaufmann
  4. Kaufmann im Groß- und Außenhandel
  5. Bankkaufmann.[19]

Zu dem kaufmännischen Berufsfeld gehören beispielsweise auch die Ausbildungen zum Kaufmann für Spedition und Logistikdienstleistung, Schifffahrtskaufmann, Immobilienkaufmann, Automobilkaufmann und zum Kaufmann für Versicherungen und Finanzen. Das statistische Bundesamt registrierte im Jahr 2012 31.902 neu abgeschlossene Ausbildungsverträge zum Kaufmann im Einzelhandel.[21] Allerdings unterscheiden sich männliche und weibliche Jugendliche in der Berufswahl. Bei den Neuabschlüssen von weiblichen Jugendlichen liegt der Beruf Kauffrau im Einzelhandel auf Rang eins. 7,9 % der weiblichen Auszubildenden mit neu abgeschlossenem Vertrag begannen im Jahr 2012 eine Ausbildung in diesem Beruf. Auch die schulische Vorbildung beeinflusst die Berufswahl. Bei Jugendlichen mit Hochschulzugangsberechtigung waren Industriekaufmann, Kaufmann im Groß- und Außenhandel und Bankkaufmann die häufigsten Ausbildungsberufe.

Österreich

In Österreich wurde der Kaufmann als Beruf im Jahr 2007 mit der Handelsrechtsreform abgeschafft. Man empfand dort den Begriff als zu kompliziert und spricht nun nur noch vom Unternehmer, der dem Unternehmensrecht unterliegt.[22]

Schweiz

Die kaufmännische Lehre ist in der Schweiz einsamer Spitzenreiter unter den Schulabgängern.[23] Die Grundbildung zum Kaufmann ist in drei Profilen möglich.[24] Bei dem Profil B (Basis-Grundbildung) liegt der Fokus im Bereich der Informatik, Kommunikation und Administration (kurz IKA) und auf einer Fremdsprache. Zum Profil E (erweiterte Grundbildung) gehören die Schwerpunkte Wirtschaft und Gesellschaft (kurz W&G) und zwei Fremdsprachen. Ferner besteht die Möglichkeit eine Ausbildung mit Berufsmaturität (Profil M) zu absolvieren. Diese stimmt mit dem Ausbildungsgrad der erweiterten Grundbildung überein, wobei der Auszubildende Finanz- und Rechnungswesen als Schwerpunktfach belegt. Der Berufsverband der Kaufleute, KV Schweiz, fasst rund 55.000 Mitglieder und ist ein wichtiger Partner in Aus- und Weiterbildung sowie in Arbeitsfragen.[25] Gemäß dem Artikel 4 und dem Artikel 21 der Verordnung des Bundesamtes für Berufsbildung und Technologie (BBT) über die berufliche Grundbildung Kauffrau/Kaufmann mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis (EFZ) vom 26. September 2011[26] dauert die berufliche Grundbildung drei Jahre und wird mit einer Abschlussprüfung abgeschlossen. Weiterbildungsmöglichkeiten bieten Berufsprüfungen (BP), zum Beispiel zum Marketingfachmann und höhere Fachprüfungen (HFP), zum Beispiel zum Marketingleiter.[24] Durch den Besuch einer höheren Fachschule oder Fachhochschule können Fachhochschulreifen erworben werden.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Kaufleute – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Kaufleute in der bildenden Kunst – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Welcher Beruf – Kaufmännische Berufe. Abgerufen am 23. November 2013.
  2. a b Absolventa – Was macht ein Kaufmann?. Abgerufen am 20. August 2013.
  3. Wörterbuchnetz – Kauffrau. Abgerufen am 20. August 2013.
  4. Leitz – Abkürzungen. Abgerufen am 26. September 2013.
  5. Wörterbuchnetz – Kaufmann. Abgerufen am 23. August 2013.
  6. Evamaria Engel/Frank-Dietrich Jakob: Städtisches Leben im Mittelalter – Schriftquellen und Bildzeugnisse, Köln 2006, S. 136.
  7. Allied Information Services: Neue Auslese, Band 1, Kalifornien 1946, S. 23.
  8. Ruth Schmidt-Wiegand/Berent Schwineköper (Hrsg.): Gilden und Zünfte – Kaufmännische und gewerbliche Genossenschaften im frühen und hohen Mittelalter, Band XXIX, Sigmaringen 1985, S. 31.
  9. Uwe Ziegler: Die Hanse – Aufstieg, Blütezeit und Niedergang der ersten europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, Bern 1994, S. 7, 275.
  10. Duden - Handelsmann. Abgerufen am 23. August 2013.
  11. Georg Obst: Das Buch des Kaufmanns – ein Handel- und Lehrbuch der gesamten Handelswissenschaften für Kaufleute, Industrielle, Gewerbetreibende, Juristen, Beamte und Studierende, 2. Auflage, Leipzig 1906, S. 282.
  12. a b Geschäftsideen und Unternehmensformen – Der Kaufmann – ein Beruf macht Geschichte. Abgerufen am 28. August 2013.
  13. e-s-h – Karriere als Kaufmann oder Händler. Abgerufen am 29. August 2013.
  14. Willy Goldschmid: Zürcher Volkswirtschaftliche Forschungen, Kalifornien 1949, S. 122.
  15. Wirtschaftslexikon – Angestellter. Abgerufen am 23. August 2013.
  16. Charles Wright Mills: Power, Politics and People, Oxford 1952, S. 285–287.
  17. Christine Windbichler: Gesellschaftsrecht, 23. Auflage, München 2013, S. 29.
  18. Universität Greifswald – Diplom. Abgerufen am 23. November 2013.
  19. a b Absolventa – Liste kaufmännischer Berufe. Abgerufen am 4. September 2013.
  20. Bundesinstitut für Berufsbildung – Liste der staatlich anerkannten Ausbildungsberufe. Abgerufen am 5. September 2013.
  21. Statistisches Bundesamt – Kaufmann im Einzelhandel 2012 häufigster Ausbildungsberuf. Abgerufen am 4. September 2013.
  22. Günter D. Alt/Horst Dieter Radke - Kaufmännisches Wissen kompakt (PDF; 3,0 MB). S. 11. Abgerufen am 29. August 2013.
  23. Swiss Info – Lehrberuf – Die beliebtesten Lehrberufe. Abgerufen am 11. September 2013.
  24. a b KV Schweiz – Kauffrau/Kaufmann (EFZ). Abgerufen am 11. September 2013.
  25. KV Schweiz – Ihr Partner für Bildung und Beruf. Abgerufen am 11. September 2013.
  26. Schweizerische Eidgenossenschaft – Kaufmann/Kauffrau EFZ. Abgerufen am 11. September 2013.