Kirche Lüssow (Gützkow)

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Kirche Lüssow, Südseite
Nordseite
Westportal

Die Kirche Lüssow, auch Kapelle Lüssow, ist ein Kirchengebäude in Lüssow, einem Ortsteil der Stadt Gützkow im Landkreis Vorpommern-Greifswald. Sie gehört zur Kirchengemeinde Züssow-Zarnekow-Ranzin im Kirchenkreis Pommern.[1]

Geschichte

Die Kirche stammt wahrscheinlich aus dem 15. Jahrhundert. Nach der Einführung der Reformation im Herzogtum Pommern wurde sie zur Tochter der Ranziner Kirche.[2] Nach dem Dreißigjährigen Krieg, in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, verfiel das Gebäude stark. 1665 ließ Hermann von Wolffradt die Kirche aus eigenen Mitteln wieder aufbauen.[3]

1822/1823 musste mit einem Aufwand von 400 Talern eine Erneuerung des Gebäudes durchgeführt werden.[2] 1843 wurde vor dem Westgiebel eine gutsherrliche Gruft als Erbbegräbnis für die Familie von Wolffradt vorgesetzt. Von 1877 bis 1878 ließ Achim von Voss-Wolffradt als Patron die Kirche außen und innen umfangreich renovieren und umgestalten.[3] Den dreigeschossigen Turm mit Spitzhelm baute von 1877 bis 1878 Georg Daniel als damaliger Leiter der Bauverwaltung von Mecklenburg-Strelitz. Wegen der Gruft vor der Westwand musste der Turm an der südlichen Längsseite stehen.

1961 wurde die Gruft zur Winterkirche umgebaut. Die Särge aus dem Wolffradtschen Erbbegräbnis wurden auf dem Friedhof beigesetzt. Von 1972 bis 1978 fanden umfangreiche Renovierungsarbeiten statt.[4]

Gebäude und Ausstattung

Die aus Backstein errichtete Saalkirche hat einen dreiseitigen, leicht eingezogenen Ostschluss mit abgetreppten Strebepfeilern. In der Westwand befindet sich ein vermauertes gotisches Spitzbogenfenster. Im Westgiebel sind fünf gestaffelte Maßwerkblenden mit Spitzbogen, gekuppelten Binnenblenden und Kreisblende im Zwickel zu sehen. Die Fenster erhielten ihre Form bei den Umbauarbeiten 1878. Dabei wurde auch der dreigeschossige neugotische Südturm errichtet. Er hat einen hohen schiefergedeckten Pyramidenhelm. Am Turmportal befinden sich beiderseits Wappen der Familie von Wolffradt, ein weiteres Wappen der Familie befindet sich über dem einmal abgestuften Westportal des Anbaus.

Die Kirche hat innen eine schwere Kassettendecke und eine hölzerne Wandverkleidung von 1878, der Gruftanbau ein Kreuzgratgewölbe. Die barocke Innenausstattung von 1724/1725 stammt aus der Werkstatt des Stralsunder Bildhauers Elias Keßler. Dazu gehören der Altaraufsatz mit einer Darstellungen des Letzten Abendmahls in der Predella, der Himmelfahrt Christi in der Bekrönung und einem plastischen Kruzifix vor einem gemalten Wolkenhimmel, ein Taufengel mit einer muschelförmigen Taufschale sowie Aufgang und Schalldeckel der Kanzel. Die ebenfalls von Keßler gefertigte Altarschranke hat geschnitzte Baluster, Fruchtgehänge und Blattwerk. Der Korb der Kanzel mit Pilastergliederung wird auf 1630 bis 1650 datiert.

Die Orgel wurde 1878 von Friedrich Friese III gebaut. Ihr neugotischer Prospekt wurde 1998 restauriert.

Das Geläut besteht aus zwei Glocken. Die ältere Glocke war der Lüssower Kapelle 1702 von Christina Rehnskiöld, der Witwe Hermann von Wolffradts geschenkt worden. Carl Gustav von Wolffradt ließ sie 1724 umgießen. Schließlich wurde sie 1829 ein letztes Mal in der Glockengießerei Zach in Stralsund umgegossen.[3] Die zweite Glocke wurde 1925 gegossen.

Literatur

  • Landesamt für Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern (Hrsg): Die Bau- und Kunstdenkmale in Mecklenburg-Vorpommern. Vorpommersche Küstenregion. Henschel Verlag, Berlin 1995, ISBN 3-89487-222-5, Seite 334.
  • Norbert Buske, Gerd Baier: Dorfkirchen in der Landeskirche Greifswald. Berlin 1984, S. 127, 193.
  • Jana Olschewski: Vom Greifswalder Bodden bis zur Peene. Offene Kirchen II. Thomas Helms Verlag Schwerin 2005, ISBN 3-935749-50-3, S. 35–36.

Weblinks

Commons: Kirche in Lüssow – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur über Kirche Lüssow in der Landesbibliographie MV

  • Kirche in Lüssow. In: Kirchen in Mecklenburg-Vorpommern. Abgerufen am 19. August 2012.

Einzelnachweise

  1. Ev. Kirchengemeinde Züssow-Zarnekow-Ranzin. Abgerufen am 19. August 2012.
  2. a b Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogthums Pommern und des Fürstenthums Rügen. Teil 4, Bd. 2, W. Dietze, Anklam 1868, S. 532 (Google Bücher).
  3. a b c Ortschronik Lüssow 1228 - 1945. Abgerufen am 21. August 2015.
  4. Ortschronik Lüssow 1946 - 1989. Abgerufen am 21. August 2015.

Koordinaten: 53° 54′ 48,2″ N, 13° 29′ 56,2″ O