Kloster Kirchberg

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Kloster Kirchberg
Konventgebäude
Blick aus dem Konventgebäude zum Eingangsportal, rechts davon im Hintergrund die Ackerbauschule
Klosterkirche mit Barockhochaltar

Das Kloster Kirchberg ist ein ehemaliges Dominikanerinnenkloster bei Sulz am Neckar in Baden-Württemberg, 571 m ü. NN.

Geschichte

Ursprünglich befand sich auf dem Kirchberg eine Burg; die Herren von Kirchberg wurden erstmals im Jahr 1095 erwähnt. Das Kloster wurde 1237 von Graf Burkhard III. von Hohenberg auf Betreiben adeliger Damen des Hauses Hohenberg errichtet. 1245 bestätigte Papst Innozenz IV. die Gründung des Klosters. Bereits nach zehn Jahren war die Anzahl der Nonnen von anfänglich 10 auf 60 gestiegen.

Im 14. Jahrhundert, etwa 100 Jahre später, wurden von der Nonne Elisabeth von Kirchberg[1] Berichte über das religiöse Leben und die Gnadenerlebnisse verstorbener Klosterangehöriger aufgezeichnet, die überregionale Bekanntheit erlangten. Sie sind in einem in mehreren Fassungen redigierten Schwesternbuch des Klosters und in der Vita einer Schwester Irmegard überliefert.[2]

Im Jahr 1381 wurde die Grafschaft Hohenberg an Habsburg verkauft, Kirchberg wurde so bis 1805 eine vorderösterreichische Enklave.

In der Säkularisation kam das vorderösterreichische Kloster 1805 an Württemberg und wurde am 11. Oktober 1806 aufgehoben. Die Nonnen durften vorerst weiter im Kloster wohnen bleiben, die letzte Nonne verließ 1865 das Kloster.

Bereits 1851 wurde in den Gebäuden eine Ackerbauschule eingerichtet, für deren Zöglinge in der Johanniskirche des ehemaligen Klosters auch Gottesdienste abgehalten wurden. Im Jahr 1941 stellte die Ackerbauschule ihren Betrieb ein.

Heutige Nutzung

1956 erhielt die Evangelische Michaelsbruderschaft der Berneuchener Bewegung die Erlaubnis, in die ehemaligen Klostergebäude einzuziehen und ein Einkehrhaus einzurichten. Seit 1970 nutzen die Berneuchener das gesamte Klostergelände. Im Jahr 2000 wurde – neben der Nutzung durch die Michaelsbruderschaft – die Ackerbauschule neu eröffnet.

Seit 2000 besteht im Kloster eine Dauerausstellung zu den Werken Helmuth Uhrigs, der seine Werke testamentarisch der Michaelsbruderschaft vermachte. Ein „Uhrig-Kreis“ im Kloster Kirchberg sorgt für Sonder- und Wanderausstellungen sowie für Publikationen über den Künstler.

Zwischen 1995 und 2001 tagte auf dem Kirchberg wiederholt das Redaktionsteam für das ökumenische Gottesdienstbuch ADORU in der internationalen Sprache Esperanto. Die Autorengruppe nannte sich deshalb auch selbst „Kloster Kirchberg“.

Heute lädt die Hausgemeinschaft Gruppen und Einzelgäste ein zum „Aufatmen“ – so der Titel des jährlichen Veranstaltungsplanes –, zum Beispiel bei Chorwochen, Konfirmandenfreizeiten oder Meditationskursen.

Spiritualität

Die geistliche Atmosphäre des Berneuchener Hauses ist wesentlich durch die besondere Gestaltung des Chorgebetes, zu dem auch die Gäste eingeladen sind, geprägt. Das Morgenlob (Laudes) wird täglich um 7.45 Uhr, das Mittagsgebet (Sext) um 12 Uhr, der Abendsegen (Vesper) um 18 Uhr und Komplet um 21 Uhr gefeiert. Hier verbinden sich monastische Tradition und modernes geistliches Liedgut.

Für das Stundengebet steht das von der Michaelsbruderschaft in Zusammenarbeit mit Godehard Joppich aus der Benediktinerabtei Münsterschwarzach herausgegebene Evangelische Tagzeitenbuch zur Verfügung.

Donnerstags und sonntags wird ein Abendmahlsgottesdienst in der Form der evangelischen Messe gefeiert. Gemeinsames Tischgebet ist ebenso selbstverständlich wie der Reisesegen vor der Heimfahrt der Hausgäste.[3] [4]

Einzelnachweise

  1. Siehe Siegfried Ringler: Elisabeth von Kirchberg. In: VL², Bd. 2 (1980), Sp. 479-482
  2. Siehe Siegfried Ringler: Viten- und Offenbarungsliteratur in Frauenklöstern des Mittelalters. Quellen und Studien. Artemis, München 1980 (Münchener Texte und Untersuchungen zur deutschen Literatur des Mittelalters 72), S. 91-110 u. ö. (s. Register: Kirchberg/Sulz); Sabine Jansen: Kirchberg-Corpus (s. u.: Weblinks)
  3. Adolf Klek: Herrengunst und Frauenminne. Die Frühzeit des Klosters Kirchberg, Hrsg. Berneuchener Haus Kloster Kirchberg 2010
  4. Adolf Klek: Kirchberger Blätter. Nonnen, Ritter, Kommissare in der Klostergeschichte, Hrsg. Berneuchener Haus Kloster Kirchberg, 2006

5. Adolf Klek: "ain wild ding damals zu Kirchperg": Krisen- und Krimizeit im Frauenkloster; 1470–1570, Hrsg.: Berneuchener Haus Kloster Kirchberg, Sulz: Berneuchener Haus Kloster Kirchberg, 2014, ISBN 978-3-00-045499-8

Literatur

  • Sabine Jansen: Die Texte des Kirchberg-Corpus’. Überlieferung und Textgeschichte vom 15. bis zum 19. Jahrhundert. Köln 2005 (Volltext), zugl. Dissertation, Universität Köln 2002
  • Adolf Klek: Nonnen, Ritter, Kommissare in der Klostergeschichte: Kirchberger Blätter: Hrsg.: Berneuchener Haus Kloster Kirchberg, Sulz, 2007
  • Adolf Klek: Herrengunst und Frauenminne: die Frühzeit des Klosters Kirchberg, Hrsg.: Berneuchener Haus Kloster Kirchberg, Sulz Berneuchener Haus Kloster Kirchberg, 2010
  • Adolf Klek: "ain wild ding damals zu Kirchperg": Krisen- und Krimizeit im Frauenkloster; 1470–1570, Hrsg.: Berneuchener Haus Kloster Kirchberg, Sulz: Berneuchener Haus Kloster Kirchberg, 2014, ISBN 978-3-00-045499-8

Weblinks

Commons: Kloster Kirchberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 48° 21′ 29″ N, 8° 43′ 58″ O