Kraft von Palombini

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Kraft Camillo Conrad Walther Scipio Freiherr (Baron) von Palombini (* 3. Dezember 1899 in Grochwitz; † 31. Dezember 1976 in Bückeburg-Petzen[1]) war ein deutscher Gutsbesitzer und Gegner des NS-Regimes.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Palombini entstammte aus der Familie von Palombini[2] und war ein direkter Nachfahre des Joseph Friedrich von Palombini. Seine Eltern waren Auguste Marie Gräfin Wilding von Königsbrück, Tochter des August Wilding von Königsbrück, und der Landrat des alten Landkreises Schweinitz, Dr. jur.[3] Camillo Freiherr von Palombini (1862–1918). Die Hochzeit fand 1889 in Dresden statt.[4] Die Mutter lebte als Witwe zweitverheiratet auch auf Schloss Grochwitz. Seine ältere Schwester Goessy[5] von Palombini (1890–1955) blieb unvermählt und konvertierte zum katholischen Glauben. Kraft hatte noch eine weitere Schwester Jutta und einen Bruder Kamillo (1894–1918), der als Leutnant d. R. und als Vorerbe von Grochwitz an den Kriegsfolgen starb.[6]

Palombini erbte vom Vater zwei Güter, Anfang der 1920er Jahre betrug die Gutsgröße seiner Besitzungen für Rahnisdorf 300 ha,[7] Grochwitz hatte einen Umfang von 239 ha. Innerhalb der Wirtschaftskrise nach 1929 hatte Palombini enorme Schwierigkeiten die Güter zu stabilisieren und vor dem Konkurs zu bewahren.[8] 1940 war der Hauptwohnsitz Grochwitz.[9]

Palombini war Leutnant und Mitglied des Stahlhelm, 1929 wechselte er von DNVP zur NSDAP, geriet dann 1934 mit dem NS-Regime in Konflikt und wurde verhaftet. Palombini hielt weiter Kontakt[10] zum Widerstand und kam 1944 erneut in Haft, Zellengefängnis Lehrter Straße, Berlin.[11] Dies stand im Zusammenhang mit dem dreitägigen Aufenthalt des auf der Flucht befindlichen Carl Friedrich Goerdeler in Rahnisdorf,[12] wo sich dieser seit dem 19. Juli 1944 aufhielt.[13][14] Kraft von Palombini wurde zu vier Jahre Haft verurteilt.[15]

Ein Schreiben vom 7. Oktober 1945 des Landrates, auf Befehl des sowjetischen Kreiskommandanten von Herzberg/Elster, verweist die Familie von Palombini des Landkreises Schweinitz.

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1922 heiratete Baron Palombini in Röhrsdorf Melitta von Carlowitz (1898–1956), Tochter des Viktor von Carlowitz und der Elsbeth Kuhlmey, Adoptivtochter der Frieda von Carlowitz, geborene von Schönberg auf Schloss Röhrsdorf. Diese Ehe wurde 1952 geschieden. Melitta ehelichte 1955 den Generalleutnant a. D. Curt Ebeling. Kraft heiratete 1956 Martha Maria Woldt, verwitwete Rathmann, und er adoptierte ihre beiden Töchter Barbara und Beate. Die Nachfahren des Kraft von Palombini sind die Angehörigen der Familie seines Sohnes Camillo Kraft Victor Claus Scipio Freiherr von Palombini (1924–2019), der eine eigene Familie gründete und guten Kontakt zur alten Heimat der Eltern pflegte. Seit 2004 ist in Rahnisdorf eine Gedenktafel in Erinnerung an die Geschehnisse von 1944.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Walter von Hueck, Friedrich Wilhelm Euler: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser 1985. A (Uradel). In: Deutsches Adelsarchiv (Hrsg.): GHdA. Band XVIII, 87. Carlowitz. C. A. Starke, 1985, ISSN 0435-2408, S. 98.
  2. Christoph Franke: Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon 1999, Hrsg. Deutsches Adelsarchiv, Band X, Band 119 der Gesamtreihe GHdA, C. A. Starke, Limburg an der Lahn 1999, S. 147. ISBN 3-7980-0819-1.
  3. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Gräflichen Häuser 1896, in: GGT. "Der Gotha", Band Wilding von Königsbrück, 69. Auflage, Justus Perthes, Gotha 1895, S. 1266.
  4. E. v. Mosch: Deutsches Adelsblatt. Wochen-Schrift für die Aufgaben des christlichen Adels, Nr. 26. VII. Auflage, Aus dem Standesleben. Familien-Nachrichten. Verbindungen, Verlag G & G, Berlin 1889-06-30, S. 443.
  5. Ad. M. Hildebrandt: Der Deutsche Herold. Zeitschrift für Wappen-, Siegel- und Familienkunde 1890, XXI. Auflage, Hrsg. Verein Herold, Band: Familien-Nachrichten, 6. Geburten. Eine Tochter, Selbstverlag. Druck Carl Heymanns Verlag, Berlin 1890, S. 82.
  6. Helden-Gedenkmappe des deutschen Adels, Hrsg. Alexis von Schoenermarck, Alex-Victor v. Frankenberg u. Ludwigsdorff, Karl Raible, Band P. Nummer Kamillo Freiherr v. Palombini 1862; Kamillo Freiherr v. Palombini 1894, Wilhelm Petri, Jung & Sohn, H. Wenneberg, Stuttgart 1921, S. 229 f. Digitalisat im Internet Archive.
  7. Oskar Köhler, Gustav Wesche, H. Krahmer: Landwirtschaftliche Güter-Adreßbuch der Provinz Sachsen 1922, Verzeichnis sämtlicher Rittergüter und Güter von ungefähr 20 ha herab mit Angabe der Gutseigenschaft, des Grundsteuerertrages, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts der einzelnen Kulturen. Hrsg. Mit Unterstützung der Landwirtschaftskammer zu Halle a. S., in: Niekammer`s Landwirtschaftlicher Güter-Adreßbücher, Band V (Reihe von Paul Niekammer Nachf.), 3. Auflage, Kreis Schweinitz, Reichenbach’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1922, S. 212–213.
  8. Zwangsversteigerung über die Kraft Freiherrn von Palombini gehörigen Rittergüter Grochwitz und Rahnisdorf (Akte ist unvollständig). Landesarchiv Sachsen-Anhalt, C 129 Herzberg, Nr. 191, Reg. 2 K 13/29.
  9. DAG (Hrsg.): Anschriftenbuch der Deutschen Adelsgenossenschaft 1940. Landesabteilung Sachsen, Abt. 2. Angehörige, deren Ahnenforschung noch nicht völlig abgeschlossen ist. Schlieffen-Verlag, Berlin 1940, DNB 012108553, S. 270.
  10. Klaus Däumichen: Das Hitlerattentat. Die Landkreise Wittenberg und Torgau im Strudel der Ereignisse des Hitler-Attentats am 20. Juli 1944. Personen und Begebenheiten. Drei-Kastanien-Verlag, Wittenberg 2005, ISBN 3-933028-89-2, S. 21 (google.de).
  11. Johannes Tuchel: »… und ihrer aller wartete der Strick.« Das Zellengefängnis Lehrter Straße 3 nach dem 20. Juli 1944. Online-Ress. Auflage. Das Zellengefängnis Lehrter Straße 3, Kalfaktoren. Lukas Verlag, Berlin 2014, ISBN 978-3-86732-777-0, S. 111 (google.de).
  12. 21. Juli 1944. Rahnisdorf bei Herzberg, Herrenhaus. Melitta Freifrau von Palombini, geborene von Carlowitz, verhilft Carl Goerdeler zur Flucht, in: Drei Kleeblätter. Die Familie von Carlowitz. Hrsg. Lars-Arne Dannenberg, Matthias Donath, in: Adel in Sachsen. Band 16, Via Regia Verlag, Königsbrück 2022, S. 306 ff. ISBN 978-3-944104-54-6.
  13. Baron v. Palombini hielt Dr. Gördeler verborgen. In: Sefton Delmer (Hrsg.): Nachrichten für die Truppe. Reprint Auflage. Eigenverlag, London 1973 (google.de).
  14. Palombini, in: Agnes und Henning von Kopp-Colomb: Schicksalsbuch II des Sächsisch-Thüringischen Adels, Band 2 (1945 bis 1989 und von der Wende bis 2005), in: Aus dem Deutschen Adelsarchiv, n. F., Band 6, Hrsg. Deutsches Adelsarchiv, C. A. Starke, Limburg an der Lahn 2005, S. 382 ff. ISBN 3-7980-0606-7.
  15. Sebastian Rick: Die Entwicklung der SED-Diktatur auf dem Lande. Die Landkreise Liebenwerda und Schweinitz in der Sowjetischen Besatzungszone 1945–1949, Band: Enteignung der Grundbesitzer, Anm. 98, Auflage Online-Ressource, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2015, S. 289. ISBN 978-3-647-36970-9.