Kreuzkirche (Frankfurt-Preungesheim)

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Die evangelische Kreuzkirche ist eine mittelalterliche, barock umgebaute Kirche und ein Kulturdenkmal aufgrund des Hessischen Denkmalschutzgesetzes in Preungesheim, einem Stadtteil von Frankfurt am Main. Teile des Gebäudes stammen von Vorgängerbauten, die bis in das 9. Jahrhundert datieren. Aufgrund früher gotischer Wandmalereien aus dem 13. Jahrhundert ist die Kirche kunstgeschichtlich besonders bedeutsam.

Kreuzkirche, Nordansicht
Innenraum, Blick nach Osten

Geschichte

Mittelalter

Preungesheim Kreuzkirche, Wandmalerei auf der Ostwand, Detail der Madonna mit Kind

Aus dem Jahr 772 stammt auch die erste urkundliche Erwähnung Preungesheims im Lorscher Codex. Hier wird die Schenkung an das Kloster durch einen Huswert in „bruningesheim“ verzeichnet.

Eine Kirche wird 1275 bei der Übernahme des Kirchenpatronates durch den Deutschen Orden erstmals erwähnt.

Die Gemeinde gehörte im Mittelalter zum Amt Bornheimerberg. Dieses wurde 1320 an die Herrschaft Hanau verpfändet. Insofern teilte Preungesheim nun auch kirchengeschichtlich das Schicksal der Herrschaft und späteren Grafschaft Hanau, ab 1458: Grafschaft Hanau-Münzenberg.

Im 14. Jahrhundert fand eine Erweiterung des Kirchengebäudes nach Westen statt: Zwei Spitzbogenarkaden über einer Säule wurden errichtet. Sie waren in späterer Zeit zugemauert und wurden erst 1908 wieder freigelegt. Im romanischen Turm wurden zudem spätgotische Maßwerkfenster eingesetzt. Im Innern des Turms fanden sich bei neueren Renovierungen weitere mittelalterliche Fresken.

Patron

Das ursprüngliche Patron der Kirche ist nicht bekannt. In den 1920er Jahren führte der Preungesheimer Pfarrer Schäfer als Patron den Heiligen Gallus ein. Diese Widmung setzte sich jedoch nicht durch und wurde 1951 zu Gunsten der Bezeichnung Kreuzkirche ersetzt

Neuzeit

Die Reformation setzte sich in der Grafschaft Hanau-Münzenberg in der Mitte des 16. Jahrhunderts zunächst in ihrer lutherischen Ausprägung durch. 1548 wurde erstmals ein evangelischer Pfarrer in Preungesheim genannt. In einer „zweiten Reformation“, wurde die Konfession der Grafschaft Hanau-Münzenberg erneut gewechselt: Graf Philipp Ludwig II. verfolgte ab 1597 eine entschieden reformierte Kirchenpolitik. Er machte von seinem Jus reformandi, seinem Recht als Landesherr Gebrauch, die Konfession seiner Untertanen zu bestimmen, und setzte dies für die Grafschaft weitgehend als verbindlich durch.

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Baugeschichte

Mittelalter

Hier gab es bereits früh eine hölzerne Kirche, die im 9. und 10. Jahrhundert durch eine steinerne Kapelle ersetzt wurde. Im 11. Jahrhundert wurde eine Apsis, einige Zeit später der Turm mit einem hohen Spitzdach zugefügt. In der heute noch vorhandenen romanischen Turmwand befinden sich zwei kleine Fenster, die etwa aus dem Jahr 1100 stammen. Um 1210 wurde die Kirche erneut grundlegend umgebaut.

Neuzeit

1716 wurde das Gebäude grundlegend zu einer barocken Saalkirche umgebaut. Die mittelalterliche Westwand wurde geöffnet, das Kirchenschiff dort um etwa 12 Meter erweitert und mit einem Walmdach gedeckt, im Innenraum eine dreiseitige Empore eingebaut. 1738 entstand westlich neben der Kirche das zweistöckige Pfarrhaus, das heute ebenfalls unter Denkmalschutz steht. Über dem Portal wurde Wappen des Deutschen Ordens angebracht.

Im 20. Jahrhundert wurden verschiedene ältere Bauteile wiederentdeckt: 1908 kam beim Umbau der Südwand die gotische Säule mit zwei Bögen zum Vorschein. 1936 fanden sich zwei frühgotische Wandgemälde, die aber mangels Interesse anschließend mit der Orgel zugestellt wurden.[1] 1939 wurde der Altar von der Ost- auf die Südseite vor die gotische Säule verlegt. Zur selben Zeit wurden in der Südwand neue Fenster eingebaut. Im Zweiten Weltkrieg zerstörten Luftangriffe diese Fenster, die allerdings in der Nachkriegszeit originalgetreu wiederhergestellt wurden.

Archäologische Untersuchungen, Bauforschung und Restaurierung

Die Preungesheimer Kirche wurde 1998 – 2002 archäologisch untersucht (Archäologische Denkmalpflege im Denkmalamt der Stadt Frankfurt am Main).

Die heutige barocke Kirche weist mindestens fünf Vorgängergebäude aus dem Mittelalter auf. Die späteren mittelalterlichen Mauerreste sind zum Teil im heute noch aufgehenden Mauerwerk enthalten, die früheren Bauphasen des Gebäudes konnten durch die archäologischen Ausgrabungen nachgewiesen werden. Die 1. Bauphase reicht bis ins 8. Jahrhundert zurück, es handelte sich noch um einen Holzbau. Der 2. Bau war dann bereits aus Stein errichtet und wird ins 9. - 10. Jahrhundert datiert. Es folgen drei weitere mittelalterliche Bauphasen, die letze wohl bereits unter dem Patronat des Deutschen Ordens.

1999 wurde das gotische Fenster freigelegt und rekonstruiert. Um die wertvollen Funde besser zur Geltung zu bringen, wurde 2001 die Orgel verlegt und die Ost-Empore gekürzt. Weiter wurde der gotische Bogen zwischen Kirchenraum und Turm geöffnet, sodass der romanische Turmraum vom barocken Kirchsaal wahrgenommen und betreten werden kann. Ein Abschnitt der mittelalterlichen Fundamente im östlichen Innenraum der Kirche können nun durch einen Glasboden betrachtet werden. Auch außerhalb des Gebäudes fand auf der Südseite eine Ausgrabung statt, die Grundmauern der gotischen Kirche freigelegte

Ausstattung

Das älteste Ausstattungsstück der Kreuzkirche ist ein romanisches Taufbecken, das Anfang des 11. Jahrhunderts geschaffen wurde. Die an der Ostwand freigelegten Malereien stammen vermutlich aus der Zeit kurz nach 1275, als der Deutsche Orden das Patronat der Kirche übernommen hat. Die Bilder stellen die Jungfrau Maria und den Heiligen Georg dar, die beiden wichtigsten Patrone des Deutschen Ordens. Da ein hoher Anteil originaler Farbpigmente erhalten ist, gelten die Malereien als besonders wertvolle Kunstwerke.

Im Zuge des barocken Umbaus wurde 1716 die Kanzel eingebaut. Die Abendmahlskanne stammt von 1744.

Umgestaltung des Kirchenraums in den 1930er Jahren

Mit der Verlegung des Altars von der Ostseite auf die Südseite vor die freigelegte mittelalterliche Rundstütze1939 wurde das Gestühl im Halbkreis um den Altar angeordnet. Im gleichen Jahr schuf Lina von Schauroth zwei Buntglasfenster für die Südwand des Seitenschiffes und drei ovale Fenster unterhalb der Emporen des Hauptschiffes. Das linke Fensterbild der Südwand zeigt Saat und Ernte und das rechte thematisiert Geburt, Kreuzigung und Auferstehung Jesu Christi. Das Lutherfenster auf der Westwand des Kirchenschiffes wurde von Otto Linnemann in den 1930er Jahren entworfen und gefertigt, wegen des 2. Weltkrieges wurde das Fenster jedoch erst nach dem Krieg eingesetzt. 1947 fertigte Otto Linnemann die Gemälde über dem Altar.

Orgel

Die Orgel mit 14 Registern stellte 1960 Eberhard Friedrich Walcker her.

Glocken

Die Kreuzkirche verfügt mit einer Glocke von 1586 über die zweitälteste Glocke in einer evangelischen Kirche Frankfurts.

Nr. Nominal Jahr Gewicht Bezeichnung
1 d1 1586 501 kg
2 f1 1949 1300 kg Glaube
3 as1 1949 700 kg Liebe
4 c1 1949 350 kg Hoffnung

Literatur

  • Archäologie in Frankfurt am Main, 1997–2001
  • Archäologie in Frankfurt am Main, 2002–2006
  • Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Hessen II Regierungsbezirk Darmstadt, Deutscher Kunstverlag, 2008
  • Helga Bill: Sakrale Monumentalmalerei der Spätromanik im Umbruch zur Gotik. Kunst- und Kulturgeschichte im Spiegel einer Wandmalerei in Frankfurt am Main. Frankfurt 2014.
  • Helga Bill: Sakrale Monumentalmalerei der Spätromanik im Umbruch zur Gotik. Ein bedeutender Fund in der Kreuzkirche in Frankfurt am Main. In: Denkmalpflege und Kulturgeschichte 4/2014, S. 17-21.
  • Die Kreuzkirche in Frankfurt am Main-Preungesheim – Ein Wegweiser, Evangelische Kreuzgemeinde 2014
  • Joachim Proescholdt, Jürgen Telschow: Frankfurts evangelische Kirchen im Wandel der Zeit, Frankfurter Societätsverlag, 2011, ISBN 978-3-942921-11-4
  • Wolfgang Pülm: Preungesheim. Altes Dorf – junger Stadtteil, Frankfurt am Main 1990

Weblinks

Commons: Kreuzkirche (Frankfurt-Preungesheim) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bill in Denkmalpflege und Kulturgeschichte, S. 17.

Koordinaten: 50° 9′ 21,3″ N, 8° 41′ 18″ O