Käppele (Würzburg)

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Käppele von der Festung Marienberg aus gesehen
Innenraum der Wallfahrtskirche
Alte Gnadenkapelle mit Pietà (um 1640)
Deckenfresko im Chor der Kapelle

Käppele ist der volkstümliche Name der Wallfahrtskirche Mariä Heimsuchung in Würzburg.

Geschichte

Bau

Nach Plänen von Balthasar Neumann wurde 1748 bis 1750 quer vor die alte Gnadenkapelle die Wallfahrtskirche mit den zwei achteckigen Fassadentürmen gebaut. Die ehemals kleine Holzkapelle ging auf einen Bildstock zurück, der 1640 von einem Mainfischer in seinem Weinberg während des Dreißigjährigen Krieges aufgestellt wurde. Der Bildstock enthielt eine Darstellung der schmerzvollen Mutter mit dem toten Jesus auf dem Schoß (Vesperbild). Um 1653 entstand eine erste kleine Kapelle, die laufend erweitert wurde. Diese Gnadenkapelle wurde von 1778 bis 1781 in den Neubau der Wallfahrtskirche integriert.

Am Ende des Zweiten Weltkriegs blieb die Kapelle zweimal vor der Zerstörung verschont. Beim Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 wurde die Kirche durch ein halbes Dutzend Phosphorbrandbomben getroffen, die Feuer konnten gelöscht werden, und als Schaden blieb ein Loch im Kirchendach über der Orgel. Einem Befehl der SS vom 4. April 1945, das links des Maines gelegene Käppele von der rechten Seite des Maines aus durch umfunktionierte Flakgeschütze vorsorglich zu zerstören, verweigerte sich der Gefreite Ludwig Herrmann aus Geldersheim hartnäckig. Damit bewahrte er das Käppele vor dem Untergang.[1]

Wallfahrt

Die sich während des Dreißigjährigen Krieges entwickelnde Wallfahrt zur Schmerzensmutter wurde seit 1749 von den Kapuzinern betreut, deren Konvent sich im 1748 errichteten Hospiz befand. Am 19. Oktober 2014 haben die Kapuziner nach 260 Jahren das Kloster verlassen, nachdem dies im März des Jahres bereits angekündigt worden war.[2][3]

Inneres

Die Deckenfresken in der Kapelle zeigen das Motiv der Kreuzabnahme und Maria als apokalyptisches Weib. Sie wurden 1781 von dem bayrischen Maler Matthäus Günther geschaffen.

Der Altar der alten Gnadenkapelle birgt noch die originale Pietà aus der Zeit um 1640.

Orgel

Orgel

Die Orgel des Käppele wurde 1991 durch den Hardheimer Orgelbau Vleugels in den historischen Orgelprospekt aus dem Jahr 1750 eingebaut. Dieses Gehäuse stammt wie das nicht mehr erhaltene Werk aus der Werkstatt von Johann Christian Köhler. Die neue bzw. rekonstruierte Disposition ist fast identisch mit der Köhlers. Das rein mechanische Instrument hat 31 Register auf zwei Manualen und Pedal. Auffallend sind die vielen Nebenregister. Die Windversorgung erfolgt über vier Keilbälge.[4]

I Hauptwerk C–f3
1. Principal 8′
2. Rohrflöten 8′
3. Viola di Gamba 8′
4. Solicional 8′
5. Octava 4′
6. Flauto Italiano 4′
7. Spitzflöten 4′
8. Sesquialtera II 22/3
9. Superoctava 2′
10. Mixtur V 2′
11. Fagotto 8′
12. Trompetta B/D 8′
II Positiv C–f3
13. Gedackt 8′
14. Fugara 8′
15. Piffara 8′
16. Principal 4′
17. Flauto di Amore 4′
18. Quinta 22/3
19. Octava 2′
20. Flacionet 2′
21. Terz 13/5
22. Mixtur IV 1′
23. Krummhorn 8′
24. Vox humana 8′
Glockenspiel (ab c0)
Tremulant
Pedal C–d1
25. Subbass 16′
26. Principalbass 8′
27. Violonbass 8′
28. Quintbass 51/3
29. Octavbass 4′
30. Mixturbass IV 2′
31. Posaunbass 16′

Eine sehr ausführliche und gründliche Dokumentation über den denkmalpflegerischen Befund und die Rekonstruktion der Köhler-Orgel ist nachzulesen auf der Website des Käppele.

Stationsweg

Station des Kreuzweges
Stationsweg

Zum Käppele führt ein Treppenaufgang mit 247 Stufen, der, in halber Höhe vom Mainufer aus gesehen, von 1761 bis 1799 als Kreuzweg errichtet wurde. Die Kreuzwegstationen mit den Treppenanlagen wurden von Oktober 2002 bis Oktober 2006 für 4,4 Millionen Euro saniert.[5] Der Stationsweg ist der größte seiner Art in Deutschland. Er ist in Gestalt von gepflasterten Terrassen angelegt, auf denen große Platanen Schatten spenden. Eine symmetrische Treppenanlage führt jeweils von einer Terrasse zur nächsthöheren.

Das Ensemble aus Kirche und Kreuzweg, eingebettet in die Weinbergslandschaft, gilt als ein bedeutendes Kleinod des Spätbarock. Das Käppele ist eine der wenigen Kirchen in der Stadt, die den Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 ohne größere Schäden überstanden haben.

Literatur

  • Winfried Jestaedt: Das Würzburger Käppele. Echter Verlag, Würzburg 1999.

Einzelnachweise

  1. Norbert Vollmann: Als das Käppele sterben sollte. In: Mainpost vom 4. April 2015.
  2. Pressemitteilung: Kapuziner verlassen Käppele. Diözese Würzburg, 18. März 2014, abgerufen am 29. Oktober 2014.
  3. Würzburger Käppele: Mönche ziehen nach 260 Jahren aus. Br-online.de, 20. Oktober 2014, abgerufen am 29. Oktober 2014.
  4. Erwähnung in der Rubrik Geschichte. Abgerufen Format invalid.
  5. Sanierung des Stationswegs. Käppele Würzburg, abgerufen am 29. Oktober 2014.

Weblinks

Commons: Käppele – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 49° 47′ 3,5″ N, 9° 55′ 18,8″ O