LKH Graz II Standort Süd

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Einfahrtsbereich der LSF

Die Landesnervenklinik Sigmund Freud (LSF) ist eine öffentliche Sonderkrankenanstalt im Verband der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft m.b.H. (KAGes) in Graz. Sie befindet sich am Wagner-Jauregg-Platz, der nach dem zeitweise an der Universität Graz tätigen österreichischen Psychiater und Nobelpreisträger Julius Wagner-Jauregg benannt ist. Seit 2015 gehört sie zum Krankenanstaltenverbund „LKH Graz Süd-West“.

Es werden Menschen mit psychischen, psychosomatischen und neurologischen Erkrankungen aus der gesamten Steiermark sowie aus dem südlichen Burgenland ambulant und stationär behandelt, für die rund 780 Betten zur Verfügung stehen.

Geschichte

Die ursprünglich für 460 Patienten ausgelegte, zwei Weltkriege überdauernde und bis heute bestehende Krankenanstalt, zwischenzeitig mit mehreren Zubauten und der Einbeziehung mehrerer Filialen erweitert, ist Anfang des 21. Jahrhunderts ein großer Spitalkomplex mit mehreren Fachbereichen (Departements).

Der Feldhof

Feldhof, Ansichtskarte, datiert 24. Juli 1898

Im Jahr 1839 beschloss die Landesbehörde des Kronlandes Steiermark, den Neubau einer sogenannten „Irrenanstalt“ in Graz bei der zuständigen Hofkanzlei in Wien anzuregen. Dieses sollte als Ersatz für ein bestehendes Irrenhaus für psychisch Kranke dienen, welches 1788 unter Förderung von Kaiser Joseph II. gleichzeitig mit dem Allgemeinen Krankenhaus in Graz in der Paulustorgasse im aufgehobenen Kapuzinerkloster entstanden war. 1840 mit der Planung begonnen, wurde 1863 die Ausführung eines dem Stand der damaligen medizinischen Wissenschaft entsprechenden Neubaus einer Landesirrenanstalt für die Steiermark beschlossen. Durch den darauf erfolgten Ankauf des Feldhofes, einem Gutshof nächst Straßgang bei Graz mit Wirtschaftsgebäude und ausgedehnten landwirtschaftlichen Nutzflächen, wurde ein geeigneter Standort gefunden.

Nach dem Bauplan (1868) und der Grundsteinlegung im Jahr 1870 konnte die neue Landesirrenanstalt am 26. Dezember 1872 ihrer Bestimmung übergeben werden, deren erster Direktor der Professor der Universität Graz, Johann Nepomuk Czermak, wurde. Im Mai 1873 wurde dem zuvor in Straßburg tätigen Psychiater Richard von Krafft-Ebing die Anstaltsleitung übertragen. Am 22. Mai 1874 ging dazu die psychiatrische Klinik am Feldhof in Betrieb und Freiherr von Krafft-Ebing trat als Primarius der Universität Graz das Lehramt der Psychiatrie an. Mit Oktober 1880 gab er die Funktion als Direktor der Landesirrenanstalt auf, um sich auf Lehre und Forschung - 1885 erfolgte seine Ernennung zum Ordinarius - zu konzentrieren. Sein Nachfolger wurde Julius Wagner-Jauregg (1857–1940).

NS-Euthanasie

Unter dem ärztlichen Leiter Oskar Begusch und seinem Nachfolger Ernst Sorger wurden ca. 1500 Patienten der NS-Tötungsanstalt Hartheim zugeführt.[1] Rudolf Lonauer schreibt von Rückständen, die er noch in der Zwischenanstalt Niedernhart in Linz hat, und Begusch von Überbelag, den er mittels Eisenbahntransport loswerden will.[2][3] Auch Heinrich Wolfer war von 1938 bis 1940 dort Assistenzarzt.

Namensgebung

Die Landesirrenanstalt am Feldhof wurde umbenannt in Landes-Heil-und Pflegeanstalt für Geisteskranke am Feldhof, dann Landessonderkrankenhaus (LSKH), dann Landesnervenkrankenhaus (LNKH) und zuletzt – ab November 1999, unter Leitung von Rainer Danzinger – in Landesnervenklinik Sigmund Freud (LSF). Damit sollten die von Sigmund Freud um die Wende zum 20. Jahrhundert begründeten und revolutionär veränderten Sichtweisen und Behandlungsansätze für psychisch Kranke gewürdigt werden. Bei der örtlichen Bevölkerung ist noch immer der alte Spitzname Puntigam links bekannt, der sich auf die örtliche Lage westlich neben dem Zentrum von Puntigam bezieht.[4][5] Tatsächlich liegt das Krankenhaus auch nach der Gründung des eigenständigen Bezirkes Puntigam in Straßgang. Auch die Bezeichnung Feldhof ist noch immer umgangssprachlich in Verwendung.

Mit Jahresbeginn 2015 fand durch die Zusammenlegung des LKH Graz - West und der LSF Graz eine Namensänderung statt. Der Verbund beider Krankenhäuser wird nun "LKH Graz Süd-West" genannt, wobei Standort "Süd" die LSF Graz und Standort "West" das LKH Graz - West darstellen.[6]

Anstaltskirche

Organisation

Rechtsträger der Landesnervenklinik Sigmund Freud ist die Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft m.b.H. in Graz. Die kollegiale Führung (Medizin-Pflege-Verwaltung) der Klinik wird von einer Ärztlichen Direktion, einer Pflege- und einer Betriebsdirektion gebildet.

Medizinische Schwerpunkte

Die Schwerpunkte des Krankenhauses sind die Behandlung von Erkrankungen des Zentralen Nervensystems sowie im psychischen Bereich. Neben der herkömmlichen Psychiatrie gibt es auch spezielle Bereiche, etwa eine Abteilung für die Behandlung von Abhängigkeitserkrankungen sowie die Gerontopsychiatrie (psychische Erkrankungen im höheren Lebensalter) und die Neuropsychiatrische Kinder- und Jugendabteilung. Die Abteilung für Neurologie ist unter anderem auf die Behandlung von Schlaganfällen spezialisiert. Hinzu kommen einige Spezialeinrichtungen wie die gemeinsamen Fachbereiche für Schlafmedizin, für manuelle Medizin, ein konservativer Bereich und ein Beratungszentrum für psychische und soziale Fragen.

Die drei erwachsenenpsychiatrischen Abteilungen, an denen etwa die Hälfte der Patienten behandelt wird, sind den drei großen Regionen der Oststeiermark, Weststeiermark und Obersteiermark zugeordnet.

Literatur

  • Norbert Weiss: Im Zeichen von Panther&Schlange, Die Geschichte zum Jubiläum der steiermärkischen Landeskrankenanstalten, KAGesVerlag, Graz 2006, S. 38-100, ISBN 3-9502281-0-1
  • Norbert Weiss: Das Grazer Universitäts-Klinikum, Eine Jubiläumsgeschichte in hundert Bildern, KAGesVerlag, Graz 2013, S. 55, ISBN 978-3-9502281-5-1.

Trivia

Gartenbahn des Dampfbahnclubs Graz

Im großen Park der Anstalt wurde zwischen 2004 und 2007 die Gartenbahn des Dampfbahnclubs Graz zum Aufsitzen mit Dampflokomotiven auf 127 und 184 mm Spur errichtet. Auf ihr werden an vielen Samstagen im Sommerhalbjahr Publikumsfahrtage angeboten.[7]

Weblinks

Commons: LKH Graz II Standort Süd – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Elisabeth Bundschuh, Webseite regiowiki.at, abgerufen am 16. Jänner 2015
  2. Onlinemagazin für die Steiermark KORSO Nachlass von Ernst Arlt: Briefdokumente zwischen Rudolf Lonauer und Oskar Begusch
  3. Onlineauftritt Landesnervenklinik Sigmund Freud Mahnmal für die Opfer der Euthanasie
  4. Puntigam links auf Ostarrichi.org
  5. Puntigam, Total Steiermark: Von A bis Z
  6. Aus vier Spitälern werden zwei, Homepage der KAGes vom 1. Jänner 2015
  7. Garteneisenbahn

Koordinaten: 47° 2′ 14″ N, 15° 24′ 59″ O