Leo von Thun und Hohenstein
Leopold Graf von Thun und Hohenstein (genannt Leo von Thun-Hohenstein; * 7. April 1811 in Tetschen; † 17. Dezember 1888 in Wien) war ein österreichischer Politiker und Autor. Er war einer der Väter des politischen Katholizismus.
Leben
Nach seinem Studium der Rechtswissenschaften an der Karls-Universität Prag ging von Thun 1836 in den Staatsdienst und arbeitete zunächst am Prager Kriminalgericht, später an unterschiedlichen Dienststellen der Vereinigten Hofkanzlei. 1848 erfolgte die Berufung zum Gubernialpräsidenten von Böhmen und 1849 die Ernennung zum österreichischen Minister für Cultus und Unterricht.
Während seiner bis 1860 dauernden Amtszeit reformierte von Thun das österreichische Bildungswesen. Grundlage dafür bildeten die Vorschläge von Franz Serafin Exner. Er führte die Hochschulautonomie in Österreich ein und strukturierte die Wiener Akademie der Wissenschaften neu. Seine Bildungspolitik war von Toleranz geprägt. Wissenschaftler evangelischer oder jüdischer Konfession erhielten Lehrbefugnis an den Universitäten und namhafte ausländische Gelehrte wurden ins Land berufen. Die Evangelisch-theologische Lehranstalt erhielt den Status einer Fakultät, das Institut für Österreichische Geschichtsforschung wurde zu einer modernen Ausbildungsstätte nach dem Vorbild der École nationale des chartes umgewandelt.
Thun gehörte zu den Vätern des Konkordats von 1855, das der katholischen Kirche umfangreiche Kompetenzen des Staates übertrug. 1857 wurde er Ehrenbürger von Innsbruck. Als Vorsitzender der Katholisch Konservativen engagierte er sich ab 1860 erfolglos für eine Schaffung eines föderalistischen österreichischen Staates mit weitgehender Autonomie der Teilstaaten. Zwischen 1865 und 1888 war er verantwortlich für die Herausgabe der Zeitschrift Das Vaterland.
Von 1861 bis zu seinem Tode gehörte Leo von Thun-Hohenstein als erbliches Mitglied dem österreichischen Herrenhaus an und war Wortführer der Katholiken. Zwischen 1861 und 1867, 1870 und 1871 sowie von 1883 bis 1888 gehörte er dem böhmischen Landtag an, wo er ab 1883 der tschechischen Autonomiefraktion angehörte.
Schriften (Auswahl)
- Über den gegenwärtigen Stand der böhmischen Literatur. 1842
- Die Stellung der Slowaken in Ungarn. 1843
- Digitale online Edition der Korrespondenz von Leo von Thun und Hohenstein
Literatur
- T. Kraler: Thun und Hohenstein Leo (Leopold) Gf. von. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 14, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2015, ISBN 978-3-7001-7794-4, S. 326 f. (Direktlinks auf S. 326, S. 327).
- Jakub Malý: Hraběte Lva Thuna úvahy o nynějších poměrech, hledíc zvláště k Čechám, 1848
- Christoph Thienen-Adlerflycht: Graf Leo Thun-Hohenstein als nachjosephinischer Vorkämpfer eines aufgeklärten Absolutismus. In: Ulrich E. Zellenberg (Hrsg.): Konservative Profile. Ideen & Praxis in der Politik zwischen FM Radetzky, Karl Kraus und Alois Mock. Leopold Stocker Verlag, Graz/Stuttgart 2003, ISBN 3-7020-1007-6, S. 103–168.
- Thun-Hohenstein, Leopold Leo Graf in Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. Band 45, Seite 54. K u. K Hofdruckerei, Wien 1882
- Salomon Frankfurter: Thun-Hohenstein, Graf Leo. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 38, Duncker & Humblot, Leipzig 1894, S. 178–212.
- Lars Maximilian von Thun und Hohenstein: Bildungspolitik im Kaiserreich. Die Thun-Hohenstein'sche Universitätsreform insbesondere am Beispiel der Juristenausbildung in Österreich. Dissertation, Rechtswissenschaftliche Fakultät der Universität Wien 2015 (PDF, 2,4 MB), auch erschienen im Peter Lang Verlag, ISBN 978-3-631-66980-8.
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Thun und Hohenstein, Leo von |
ALTERNATIVNAMEN | Thun-Hohenstein, Leopold Graf von |
KURZBESCHREIBUNG | böhmisch-österreichischer Politiker |
GEBURTSDATUM | 7. April 1811 |
GEBURTSORT | Tetschen |
STERBEDATUM | 17. Dezember 1888 |
STERBEORT | Wien |
- Minister (Kaisertum Österreich)
- Mitglied des Herrenhauses (Österreich)
- Landtagsabgeordneter (Böhmen)
- Beamter (Kaisertum Österreich)
- Person des römischen Katholizismus
- Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies (Österreich) (19. Jahrhundert)
- Ehrenbürger von Innsbruck
- Thun und Hohenstein
- Geboren 1811
- Gestorben 1888
- Mann