Münzprägungen im Namen Alexanders des Großen

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Unter die Münzprägungen im Namen Alexanders des Großen (kurz: Alexandermünzen) fallen alle Prägungen, die während seiner Regentschaft geprägt wurden und zudem die Münzen, die nach seinem Tod in seinem Namen geprägt wurden und dabei die unter Alexander etablierten Motive zumeist nicht bis kaum verändert weiter führten.

Alexander III. von Makedonien, auch „der Große“ genannt, erlangte 336 v. Chr. die Königswürde, nachdem sein Vater Philipp II. im selben Jahr ermordet worden war. Wie sein Vater zuvor ließ er sich vom Korinthischen Bund zum Hegemon ernennen und den Auftrag zur Befreiung der griechischen poleis in Kleinasien von der persischen Vorherrschaft erteilen. Im Jahr 334 v. Chr. begann der als Alexanderzug bekannte Feldzug mit der Überquerung des Hellespont. Binnen weniger Jahre eroberte Alexander das Persische Reich, wobei er Zugriff auf die Schatzkammern des persischen Großkönigs Dareios III. erlangte. Antiken Quellen zufolge betrug der Wert des erbeuteten Edelmetalls 180'000 Talente in Silber[1].

Die erbeuteten Edelmetallbestände ermöglichten Alexander und seinen Nachfolgern eine Monetarisierung des durch die Eroberungen stark ausgeweiteten griechischen Herrschaftsgebietes in bislang nicht bekanntem Ausmaß. In manchen östlichen Regionen und im Süden (Ägypten) des Reiches wurde damit überhaupt zum ersten Mal Münzgeld eingeführt[2]. Die Münzprägungen Alexanders sind charakterisiert durch ihr außergewöhnlich großes Prägevolumen, die Verwendung des attischen Münzfußes samt einheitlicher Prägebilder und eine Akzeptanz als quasi universelles Zahlungsmittel, die weit über die Grenzen des griechischen Machtbereichs hinaus reichte. Es wurden Münzen in Gold, Silber und Bronze geprägt, wobei die Goldstatere und silbernen Tetradrachmen den Großteil der Münzprägungen ausmachten und daher am weitesten verbreitet waren.

Die Alexandermünzen hatten einheitliche Bildmotive auf Avers (Vorderseite) und Revers (Rückseite).

Münzarten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Goldmünzen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es gab verschiedene Nominale, Distatere, Statere, Hemi-, Viertel- und Achtelstatere, wobei nur die Statere dauerhaft und in weitaus größtem Umfang geprägt wurden.[3] Die Münzen waren weitgehend einheitlich gestaltet[4] (siehe Abbildungen):

Distater Avers
Avers

Athenakopf mit korinthischem Helm, nach rechts schauend; auf dem Helmkessel ist meist eine geringelte Schlange abgebildet, gelegentlich auch ein Greif, eine sitzende Sphinx oder eine fliegende Ente oder Taube.

Revers

Stehende Nike in Vorderansicht, nach links blickend; sie hält in der rechten Hand einen Kranz und in der linken einen stilisierten Schiffsmast (griech. stylis); im freien linken Feld ein Blitzbündel, es können auch andere Motive wie z. B. ein Adler vorkommen oder Monogramme; am rechten Rand der Schriftzug (Legende) ΑΛΕΞΑΝΔΡΟΥ (griechisch, alexandrou).

Distater Revers

Während das Aversmotiv einheitlich war, zeigte das Revers bei Viertel- und Achtelstateren andere Motive, waagerechte Blitzbündel, Bogen und Keulen, wobei der Schriftzug dann zwischen oder unter die Motive eingefügt war.

Das Aversmotiv der Athena, der Göttin der Weisheit und Strategie, dürfte in engem Zusammenhang mit dem Zweck der Münzprägungen stehen, der Finanzierung des Krieges gegen die Perser. Auch ein politischer Bezug zur Stadtgöttin der polis Korinth, des Sitzes des Korinthischen Bundes, wäre naheliegender als zur Stadtgöttin der polis Athen. Das Reversmotiv der Nike, der Siegesgöttin, hat entsprechende Konnotation, wobei die stylis wohl an den historischen Sieg der Griechen über die Perser bei Salamis erinnern soll.

Die Goldmünzen unterschieden sich in Gewicht und Durchmesser, wobei die Metallmenge auch den Wertstufen angepasst war: Distatere wogen ca. 17,2g, Statere 8,6g, Hemi- 4,3g, Viertel- 2,2g und Achtelstatere 1,1g.

Herakles mit Löwenfellhaube nach rechts

Silbermünzen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei den Silbermünzen gab es zahlreiche Nominale (Angaben sind Näherungswerte):
Nominal Dekadrachme Tetradrachme Didrachme Drachme Hemidrachme Diobol Obol Hemiobol
Gewicht in g 42 17,2 8,6 4,2 2,1 1,4 0,7 0,35
Größe in mm 36 27 18 16 13 11 9 7

Eine Drachme war 6 Obolen wert. 6000 Drachmen entsprachen einem attischen Talent.

Die Münztypen waren wiederum recht einheitlich:

Zeus sitzend auf Thron nach links, ausgestreckte rechte Hand hält einen Adler, linke Hand ein Zepter
Avers

Kopf des Herakles, bartlos mit Löwenfellbedeckung, nach rechts blickend, durchgehend auf allen Silbermünzen, wie auch Bronzemünzen (siehe unten).

Revers

Bei allen Drachmen-Nominalen: Zeus sitzend auf Stuhl oder Thron, nach links gewandt, hält mit der rechten ausgestreckten Hand einen Adler (adlertragender Zeus aetophoros), der ihm zugewandt ist, und in der linken ein Zepter. Auf den Feldern links vor Zeus oder unter dem Thron gibt es unterschiedliche Motive, Buchstaben und Monogramme. Am rechten Rand wie bei den Goldmünzen die Legende alexandrou.

Bei den Obolen variiert das Bild. Es gibt das Zeus-Motiv, aber auch bspw. Adler stehend auf Blitzbündel oder, ähnlich den Viertel- und Achtelstateren, Blitzbündel, Keulen, Bogen und Köcher. Bei den Tier- und Gegenstandsmotiven variiert die Legende, indem sie waagerecht zwischen oder unter die Gegenstände eingefügt ist oder die Tiere umfasst.

Bronzemünzen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach Price 1991 können bei Bronzemünzen vier Größen unterschieden werden, wobei er für die größte Münzgruppe keine Bezeichnung vorschlägt. Des Weiteren können die fünf häufigsten Prägetypen unterschieden werden:

Die Bronzemünzen von Alexander III. (AE = aes, lateinisch Bronze)
Es gibt keine einheitliche

Benennung von Nominalen

Doppeleinheit

2AE

Einheit

AE

Halbeinheit

1/2AE

Vierteleinheit

1/4AE

Gewicht in g 5-8 3,3-4,2 1,2-2,2
Größe in mm 16-20 14-17 10-13
Nominalbezeichnungsvorschlag von Price[5] 4-Chalkous

(Hemiobol)

Dichalkon

(Tetartemorion)

Chalkous

(Hemitetartemorion)

Die fünf häufigsten Prägetypen
1: Avers

1: Revers

bartloser Kopf des Herakles nach rechts blickend

Köcher auf Bogen und Keule; unterschiedlich angeordnet

2: Avers

2: Revers

bartloser Kopf des Herakles nach rechts blickend

Bogen in Bogenfutteral und Keule, unterschiedlich angeordnet

3: Avers

3: Revers

bartloser Kopf des Herakles nach rechts blickend

Adler auf Blitzbündel nach rechts, zurückblickend

4: Avers

4: Revers

junger Männerkopf (Apollon?) mit Diadem nach rechts blickend

galoppierendes Pferd nach rechts

5: Avers

5: Revers

runder makedonischer Schild, zentraler Schildbuckel mit diversen Symbolen verziert

überkronter makedonischer Helm mit Wangenklappen

Quelle: [6]

Systematische Untersuchungen der Alexandermünzen nach Chronologie, Umfang und Prägeorten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine erste Chronologie von Alexandermünzen und Zuordnung zu Münzstätten wurde von Ludvig Müller 1855 vorgenommen[7]. E.T. Newell[8] brachte die Forschung 1911/1912 auf ein neues Niveau, indem er die Münzen in Gruppen aufteilte und diversen Münzstätten zuwies.[9] Er erkannte das Phänomen der Stempelüberschneidungen, d. h., dass Münzen vom selben Aversstempel unterschiedliche Rückseiten von diversen Reversstempeln aufweisen konnten. Daraus schloss er, dass sie in derselben Münzstätte geprägt wurden. Weitere stilistische Merkmale erlaubten die Aufteilung der Münzen in Gruppen. In einer weiteren Publikation von 1923 wertete er mehrere Tausend Tetradrachmen eines Hortfundes bei Demanhur aus. 1991 veröffentlichte Martin J. Price[10] eine umfassende Untersuchung aller bis dato bekannten Alexandermünzen. In einer detaillierten Analyse von fast 3000 makedonischen Alexandermünzen aus dem Bestand der American Numismatic Society modifizierte Hyla A. Troxell[11] die von Newell entwickelte Chronologie der Alexandermünzen und nahm die bereits seit langem bestehende Kontroverse über den genauen Beginn der Prägungen der Alexandermünzen wieder auf, indem sie einen späteren Beginn um 333/332 v. Chr. favorisierte (siehe unten).

Beginn der Prägung von Alexandermünzen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es bestand lange Jahre Konsens über Newells Datierung der ersten Münzen 336 v. Chr., also unmittelbar nach Amtsantritt Alexanders. Zweifel machte Gerhard Kleiner 1949 geltend mit Hinweis auf die stilistische Nähe zwischen dem Zeusmotiv auf dem Tetradrachmen-Revers und der Baal-Abbildung auf den Silberstateren aus Tarsus. Die ersten Tetradrachmen sollten daher nicht vor 333 v. Chr., dem Jahr der Eroberung von Tarsus, geprägt worden sein[12]. Die stilistischen Argumente bekräftigte später Orestes H. Zervos 1982, indem er an fünf Merkmalen des Zeusmotivs die Anlehnung an das Baalmotiv aus Tarsus ableiten wollte. Allerdings folgte unmittelbar eine ablehnende Replik von Price[13]. Von de Callataÿ 1982 und zuletzt Troxell 1997 wurden jedoch weitere stilistische Argumente für einen Beginn frühestens 333 v. Chr. vorgebracht, Letztere mit Verweis auf typisch persische Motive, welche auf frühen makedonischen Tetradrachmen nur schlecht und vorübergehend verwendet wurden, offenkundig weil es fremde ungewohnte Elemente waren, die von den ersten tarsischen Alexandermünzen übernommen worden waren. Le Rider teilt die Sicht der Letztgenannten[14]. Die Kontroverse ist noch offen.

Prägeumfang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für den Zeitraum von 332-290, also inkl. umfangreicher postumer Prägungen, können ca. 3.000 verschiedene Aversstempel für Tetradrachmen unterschieden werden.[15] Geht man davon aus, dass pro Stempel etwa 20.000 Münzen geprägt werden konnten, ergibt dies eine Menge von 60 Mio. Münzen. De Callataÿ gibt auch für Goldstatere und Silberdrachmen entsprechende Werte an:

Die Münzprägungen von Alexander und seinen unmittelbaren Nachfolgern bis 290 v. Chr.
Stempel Münzen Äquivalent in Tetradrachmen Äquivalent in Drachmen
Goldstatere 1200 24 Mio. 120 Mio. 480 Mio.
Tetradrachmen 3000 60 Mio. 60 Mio. 240 Mio.
Drachmen 3300 66 Mio. 16,5 Mio. 66 Mio.
Summen 7500 150 Mio 196,5 Mio. 786 Mio.

Annahmen: Verhältnis Gold- zu Silberpreis: 10:1; 1 Stater = 5 Tetradrachmen[16]

Die Ressourcen Alexanders für dieses Prägevolumen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Alexander 334 v. Chr. den Feldzug gegen das Perserreich begann, hatte er keine größeren Vermögenswerte verfügbar, da er bis dato geerbte Schulden zu begleichen und ein größeres Heer und frühe Feldzüge gegen Illyrer, Thraker und Theben zur Etablierung seiner Machtbasis zu finanzieren hatte[17]. Das weitere Kriegsglück ermöglichte es ihm jedoch, sehr umfangreiche Edelmetallbestände in Besitz zu nehmen, wie Price[18] unter Bezugnahme auf historische Quellen aufzählt:

  • Strafzahlungen der Städte Aspendos von 100 und Soloi 200 Talenten (1 Talent „T“ = 1.500 Tetradrachmen)
  • Persischer Schatz in Damaskus von 2.600 T nach der Schlacht bei Issos 333 v. Chr.
  • Versklavung und Verkauf von 3.000 Bewohnern der Städte Tyros und Gaza
  • Mazakes, persischer Satrap von Ägypten, übergab 332 v. Chr. 800 T in Memphis; Steuereintreiber in Ägypten erzielen 6.000 T
  • Nach dem zweiten Sieg über Dareios III. bei Gaugamela 331 v. Chr. vereinnahmte Alexander

Insgesamt wurden wohl mindestens 180.000 T in Silber erbeutet, oder umgerechnet 1,08 Mrd. Drachmen, die in Ekbatana konzentriert wurden[19]. Diese Edelmetallmengen ermöglichten das oben erwähnte Prägevolumen.

Den Einnahmen standen erhebliche Ausgaben gegenüber, darunter ca. 80.000 T für die Finanzierung des Feldzugs, 10-20.000 T für die Massenhochzeit von Susa 324 v. Chr. sowie ca. 10-12.000 T für das Grab und das Begräbnis des Hephaistion 323 v. Chr.

Wirtschaftliche Aspekte der Alexanderprägungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die bislang in den Schatzkammern weitgehend als Edelmetall gelagerten Gold- und Silbermengen wurden sukzessive, zum größeren Teil erst zum Ende von Alexanders Lebenszeit und insbesondere postum in Form von Münzen mobilisiert. Damit war eine beträchtliche Monetarisierung des Herrschaftsgebietes verbunden, die bis Anfang des 3. Jahrhunderts v. Chr. zu erheblicher Inflation führte[20]. Mehrere Faktoren dürften den Preisauftrieb wieder abgebremst haben. Die nach attischem Standard geprägten Münzen traten in Konkurrenz zu und ersetzten die athenischen Tetradrachmen im überregionalen Handel. Somit wurden sie über das griechische Herrschaftsgebiet hinaus akzeptiert. Sie ermöglichten den Bezug von Waren aus entlegenen Regionen wie bspw. Thrakien, dem Schwarzmeer- und keltischen Siedlungsgebiet sowie dem westlichen Mittelmeerraum. Warenimporte implizierten Münzabfluss und reduzierten die monetäre Basis im griechischen Gebiet. Auch mit ausbezahlten und entlassenen Söldnern migrierten Münzen in deren Herkunftsgebiete.

Tetradrachme Alexandria ca. 315-310 v. Chr.
Athena mit Helm, Schild und Speer nach rechts

Die Alexandermünzen nach attischem Münzfuß behielten ihre Rolle als Universalwährung allerdings nicht in allen Regionen. So haben die Ptolemäer bereits frühzeitig eine monetäre Isolationspolitik betrieben, indem sie das Gewicht der Tetradrachmen in mehreren Schritten senkten. Zunächst modifizierte Ptolemaios I. Soter um 319 v. Chr. das Münzbild, indem er den Herakleskopf auf dem Avers durch ein Porträt Alexanders, erkennbar an den Attributen Ammonshörner und Elefantenhaube, ersetzte[21]. Um 312 v. Chr. wurde das Porträt Alexanders um ein Stirnband ergänzt und auf dem Revers eine stehende Athena in Kampfpose dargestellt (siehe Abbildung einer Tetradrachme). Niederlagen der ptolemäischen Flotte und die Kosten der militärischen Auseinandersetzungen mit den Attaliden führten zu einer Finanzkrise in Ägypten. Ein Ausweg wurde durch die schrittweise Reduktion des Gewichts der Tetradrachme von den attischen 17,25 g zu letztlich lediglich 14,2 g gesucht.[22] Das bedeutete de facto eine Abwertung um ca. 18 %, die mit einem Verbot von Währungen anderen Münzfußes in Ägypten einherging, während die umlaufenden alten Münzen umgetauscht werden mussten. Die wohl intendierten Folgen waren eine Verteuerung der Importe, Anreize zu verstärktem Export sowie zusätzliche Einnahmequellen für das Königshaus in Form der Umtauschgewinne. Es überrascht nicht, dass ptolemäische Tetradrachmen außerhalb des Herrschaftsgebietes kaum noch akzeptiert wurden und daher in dortigen Münzhorten auch nicht vorkommen.

Prägeorte und Prägeaktivitäten unter Alexander III.[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es wurden 26 Münzstätten identifiziert, die zu Alexanders Lebzeiten in Betrieb waren.[23] Davon lediglich zwei im europäischen Griechenland, von Price mit Aegeae und Macedonia ('Amphipolis') bezeichnet. Letztere Bezeichnung ist wohl ein Hinweis darauf, dass unklar ist, ob Amphipolis bereits zu Beginn der Prägungen eine Münzstätte war[24]. Eine Münzstätte befand sich in Memphis in Ägypten, die restlichen 23 befanden sich in Asien, von Kleinasien (8) über Zypern (5), Syrien (3) und Phönizien (5) bis zu den östlichen Städten Babylon und Susa. In den meisten Stätten wurden Gold- und Silbermünzen geprägt, häufig auch Bronzemünzen, wobei in drei Stätten Kleinasiens, vier auf Zypern sowie in Susa die Aktivitäten erst zwischen 325 und 323 v. Chr. begannen.[25] Diese Zunahme der Prägestätten und des Prägevolumens zum Ende von Alexanders Herrschaft wird meist mit der Entlassung und Entlohnung zahlreicher Söldner erklärt, ist aber nicht unumstritten, da man eher von einer kontinuierlichen Soldzahlung während des Feldzuges ausgehen muss und es nicht gesichert ist, dass Söldner auch tatsächlich in die Heimat gelangten.[26] Unmittelbar nach Alexanders Tod begannen Kriege mit aufständischen Poleis auf dem Festland und in der weiteren Folge die Diadochenkriege.

Troxell übernimmt die chronologische Gruppenaufteilung (A-K) der Alexandermünzen von Newell weitgehend. Allerdings hat der von ihr postulierte spätere Beginn der Prägungen 332 v. Chr. Auswirkungen auf die Interpretation des Aufkommens der zusätzlichen Legende ΒΑΣΙΛΕΟΣ (basileos, griech.: König) in den Gruppen G bis J. Während bei Newell Gruppe G im Jahr 325 v. Chr. beginnt, liegen diese Gruppen bei Troxell im Zeitraum von 322 - 317 v. Chr., also postum in der Zeit Alexanders direkter Nachfolger (323 - 317 v. Chr.) Philip III. Arrhidaeus, seines Halbbruders, und Alexander IV., seines jungen Sohnes. Die Bezeichnungen ΒΑΣΙΛΕΟΣ ΦΙΛΙΠΠΟΥ (basileos philippou) und ΒΑΣΙΛΕΟΣ ΑΛΕΞΑΝΔΡΟΥ (basileos alexandrou) würden sich daher eher auf diese Nachfolger als auf Alexander III. beziehen, zumal sie nach 317 v. Chr. wieder verschwanden.[27]

Weitere Chronologie der Alexanderprägungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

323-317 v. Chr.: Die Zahl der Prägestätten wuchs unter Philip III. auf 31, wobei einige sich auf Goldstatere (AU) und Drachmen (Dr) konzentrierten, ohne Tetradrachmen (4Dr) zu prägen[28].

317-300 v. Chr.: Die Prägungen stehen in Kleinasien in engem Zusammenhang mit Kriegsaktivitäten von Antigonos Monopthalmos und Lysimachos. Amphipolis wird in Makedonien wichtigste Münzstätte (MS), im Osten wird Babylon von Seleukia und Ekbatana übertroffen.[29]

300-280 v. Chr.: Es werden in nur noch 19 MS hauptsächlich 4Dr und deutlich weniger AU und Dr geprägt. In Ägypten löst der phönizische den attischen Standard ab, Alexandertypen werden von Diadochen-Typen abgelöst.[30]

280-270 v. Chr.: Nur noch in 3 Münzstätten werden AU geprägt, sonst nahezu ausschließlich 4Dr. Erstmals gibt es Prägungen im Schwarzmeerraum (SMR): Odessus und Sinope.[31]

270-225 v. Chr.: Starker Rückgang der MS (14, vorher 19) und Prägungen wegen stabiler Machtstrukturen und des Endes der Diadochen-Kämpfe. Nur im SMR häufigere Prägungen von AU und 4Dr (5 statt 2 MS), wohl wegen (Tribut-)Zahlungen an Kelten.[32]

225-200 v. Chr.: Anstieg auf 51 MS, in denen fast ausschließlich 4Dr geprägt werden. Nur im SMR werden in Odessus und Sinope auch AU geprägt. Städtische Prägungen, die anhand von Markierungen identifiziert werden, stehen häufig im Zusammenhang mit Kriegen.[33]

200-190 v. Chr.: Es gibt nur noch 21 MS, davon 1 in Griechenland, 2 im SMR. Fast ausschließlich 4Dr, keine Prägung von AU.[34]

190-165 v. Chr.: Der Friede von Apameia 188 v. Chr. führt zu 4Dr-Prägungen in vielen nun freien Städten Kleinasiens. Autonome Prägungen beenden 165 v. Chr. die Alexandermünzen.[35]

Nur im SMR gibt es weitere Alexanderprägungen bis ins 1. Jahrhundert v. Chr., wohl wegen deren Akzeptanz bei den Kelten. Erst nach der Niederlage des Mithradates 69 v. Chr. wurden keine Alexandermünzen mehr geprägt. Grund war auch die römische Kontrolle der Silberminen und Beschlagnahme von Edelmetall durch die Römer.[36]

Man kann demnach postume Alexanderprägungen von Städten und Königen über 250 Jahre feststellen. Hauptmotive für die Prägung dieser überregional akzeptierten Münzen neben den nach lokalem Standard emittierten Münzen waren die Verwendung im Handel oder für militärische Zwecke. Howgego nennt hierfür als Beispiele Tetradrachmen aus Rhodos aus der Zeit 200-190 v. Chr. und Aspendos 212/211 v. Chr.[37]

Elefant nach rechts

Vom attischen Münzfuß oder den Alexandertypen abweichende Prägungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

(Quelle: [38])

Fünf- und Zwei-Schekel-Münzen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Diese in Mesopotamien geprägten Münzen hatten die Verherrlichung des Indienfeldzugs zum Thema.

Eine Zwei-Schekel Münze zeigt einen Elefanten auf dem Avers und einen Bogenschützen auf dem Revers.

Bogenschütze nach rechts

Fünf-Schekel-Münzen zeigten auf dem Avers Alexander zu Pferd, einen indischen Potentaten auf Elefant angreifend, und auf dem Revers Alexander mit Blitzbündel von Nike bekrönt.

Weitere abweichende Prägungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Achämenidischen Doppeldareiken aus Gold, geprägt in Babylon, geben in der Legende den Namen des Statthalters Stamenes an.
  • Löwenstatere aus Babylon mit der Legende des Statthalters Mazaios
  • Silbermünzen aus Tarsos mit der Legende des Statthalters Balakros

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • François de Callataӱ: Royal Hellenistic Coinages: From Alexander to Mithradates. In: William E. Metcalf (Hrsg.): The Oxford Handbook of Greek and Roman Coinage. Oxford 2016, S. 175–190.
  • François de Callataӱ: La Date des Premiers Tétradrachmes de Poids Attique Émis par Alexandre le Grand. In: Revue Belge de Numismatique et de Sigillographie 128, 1982, S. 5–25.
  • Hans-Joachim Gehrke: Alexander der Große (= C.H. Beck Wissen). 7. Auflage, C.H. Beck, München 2023.
  • Christopher Howgego: Geld in der Antiken Welt. Was Münzen über Geschichte verraten, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2000.
  • Gerhard Kleiner: Alexanders Reichsmünzen, Akademie-Verlag, Berlin 1949.
  • Georges Le Rider: Alexander the Great. Coinage, Finances, and Policy (= Memoirs of the American Philosophical Society. Band 261). Philadelphia 2007.
  • Catherine C. Lorber: The Coinage of the Ptolemies. In: William E. Metcalf (Hrsg.): The Oxford Handbook of Greek and Roman Coinage. Oxford 2016, S. 211–234.
  • William E. Metcalf (Hrsg.): The Oxford Handbook of Greek and Roman Coinage. Oxford 2012
  • Peter Franz Mittag: Griechische Numismatik. Eine Einführung. Heidelberg 2016.
  • Ludvig Müller: Numismatique d’Alexandre le Grand. Kopenhagen 1855.
  • Edward T. Newell: Reattribution of Certain Tetradrachms of Alexander the Great. In: American Journal of Numismatics 45–46, 1911–1912.
  • Edward T. Newell: Alexander Hoards: II Demanhur, 1905 (= Numismatic Notes and Monographs. Band 19). New York 1923
  • Martin J. Price: The coinage in the name of Alexander the Great and Philip Arrhidaeus. The Swiss Numismatic Society in Association with British Museum Press, Zürich/London 1991.
  • Hyla A. Troxell: Studies in the Macedonian coinage of Alexander the Great. Volume I. (= American Numismatic Society. Numismatic Notes and Monographs, Band 21). 1997.
  • Hans-Ulrich Wiemer: Alexander der Große, 2. Auflage, München 2015.
  • Orestes H. Zervos: 1. Notes on a Book by Gerhard Kleiner und Martin J. Price: 2. Alexander´s Reform of the Macedonian Regal Coinage in: Debate. The Earliest Coins of Alexander the Great. In: The Numismatic Chronicle 142, 1982, S. 166–190.

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Price 1991, S. 25–27
  2. de Callataÿ 2016, S. 179
  3. Le Rider 2007, S. 3
  4. Price 1991, S. 29
  5. Price 1991, S. 40
  6. Price 1991, S. 31–32
  7. Müller 1855
  8. Newell 1911–1912 und 1923
  9. Le Rider 2007, S. 4–14
  10. Price 1991
  11. Troxell 1997
  12. Le Rider 2007, S. 12
  13. Zervos / Price 1982, S. 166–190
  14. Le Rider 2007, S. 16
  15. de Callataÿ 2016, S. 179
  16. Price 1991, S. 38
  17. Le Rider 2007, S. 27
  18. Price 1991, S. 25–27
  19. Price 1991, S. 26 und Howgego 2000, S. 57
  20. de Callataÿ 2016, S. 180
  21. Lorber 2016, S. 212
  22. Lorber 2016, S. 213
  23. Price 1991, S. 72ff. und Howgego 2000, S. 58
  24. Price 1991, S. 89; auch Troxell 1997 verweist in ihrem Vorwort auf diese Unklarheit
  25. Price 1991, S. 73
  26. Le Rider 2007, S. 60–72 diskutiert die Hintergründe der umfangreichen Prägungen in den letzten Jahren Alexanders Herrschaft
  27. Troxell 1997, S. 96
  28. Price 1991, S. 73
  29. Price 1991, S. 74
  30. Price 1991, S. 75
  31. Price 1991, S. 75–76
  32. Price 1991, S. 76
  33. Price 1991, S. 76–77
  34. Price 1991, S. 78
  35. Price 1991, S. 78–79
  36. Price 1991, S. 79–80
  37. Howgego 2000, S. 58
  38. Howgego 2000, S. 58, 187 und 198