Marceline Desbordes-Valmore

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Marceline Desbordes-Valmore
Marceline Desbordes-Valmore (1833)

Marceline Desbordes-Valmore (* 20. Juni 1786 in Douai; † 23. Juli 1859 in Paris) war eine französische Schriftstellerin.

Marceline Félicité Josèphe Desbordes war die Tochter des erfolgreichen Malers Félix Desbordes und seiner Frau Catherine Lucas. Ihre Kindheit war durch die schwierige Lage der Familie gekennzeichnet, da ihr Vater in den Wirren der Französischen Revolution mehr und mehr verarmte. Um die finanzielle Situation der Familie zu verbessern, beschloss ihre Mutter, sie mit einem Verwandten in Guadeloupe auf den Antillen zu verkuppeln. Von Gelbfieber gezeichnet, kehrte Marceline als 16-Jährige zurück, die Mutter war an der Krankheit gestorben.

Marceline widmete sich der Musik und begann eine Karriere als Sängerin und Schauspielerin. Das Zusammentreffen mit dem belgisch-französischen Komponisten André-Ernest-Modeste Grétry im Jahr 1805 brachte ihr ein Engagement an der Komischen Oper. 1813 wechselte sie zum Théâtre Royal de l'Odéon in Paris und spielte 1815 am Brüsseler Theater La Monnaie. Sie schrieb zunächst auch selbst für die Bühne, war damit aber nicht erfolgreich[1].

Von 1808 bis 1810 befand sie sich in einer unehelichen Beziehung mit Henri de Latouche, ein gemeinsames Kind starb 1816. In zweiter Ehe heiratete sie 1817 den Schauspieler Prosper Lanchantin Valmore, mit dem sie auch oft auf der Bühne stand. Von den Misserfolgen ihrer Bühnenwerke geprägt, musste sie erst gedrängt werden, ihre Gedichte zu veröffentlichen. Doch hatte sie bereits mit ihrem Debütband 1819 Erfolg. 1823 kehrte sie der Bühne den Rücken und schuf bis zu ihrem Lebensende in sorgfältiger Arbeit und mehrjährigen Abständen weitere Gedichtbände. Nachdem sie drei ihrer Kinder mit Lanchantin Valmore verloren hatte, ebenso fast alle anderen Angehörigen und zahlreiche Freunde, nahm sie sich 1859 in Paris das Leben.

Ihre Werke, besonders die Gedichte, zeigen Desbordes-Valmore als eine außerordentlich gütige, sensible Frau mit einem großen liebenden Herzen, aber auch mit verstörenden Brüchen in ihrem wechselvollen Leben. Die Themen ihrer Gedichte reichen von Mutterschaft – die sie als fast einzige Dichterin poetisch erschloss – über Liebe, Freundschaft, Kindheit, Gott bis zur sozialen Unterdrückung, gegen die sie protestierte, z. B. anlässlich des Aufstands der Seidenweber in Lyon 1831/1834. Charles Baudelaire und Paul Verlaine, dieser von Arthur Rimbaud auf sie aufmerksam gemacht, bewunderten die Innigkeit, Musikalität und Unmittelbarkeit ihrer Poesie. Sie wurde als größte Lyrikerin Frankreichs im neunzehnten Jahrhundert bezeichnet[1].

Werke (Auswahl)

  • Élégies et romances (1819, Elegien und Romanzen)
  • Élégies et Poésies nouvelles (1825, Elegien und neue Poesie)
  • Poésies Inédites (1830, Neue Poesie)
  • Les pleurs (1833, Die Tränen)
  • Pauvres fleurs (1839, Arme Blumen)
  • Bouquets et prières (1843, Sträuße und Gebete)
  • Poésies inédites (1860 postum, Unveröffentlichte Gedichte)

Übersetzungen ins Deutsche:

  • Stefan Zweig, Marceline Desbordes-Valmore. Das Lebensbild einer Dichterin (1927, enthält eine Auswahl von Gedichten, Briefen und autobiograph. Fragmenten)
  • Marceline Desbordes-Valmore: Die erste Liebe / Le premier amour. Ausgewählte Gedichte (französisch / deutsch) Vorw. u. übersetzt von Karl Schwedhelm. ISBN 3-89086-812-6.
  • Marceline Desbordes-Valmore: Domenica. Geschichte einer Sängerin. Übersetzung + Nachwort: Joachim Schultz. Frankfurt/Main: Insel, 2000, ISBN 3-458-34406-3.

Literatur

  • Jutta Rosenkranz: „Mein Herz ist wahrhaftig und aufrichtig.“ Marceline Desbordes-Valmore (1786–1859). In: Rosenkranz, Jutta: Zeile für Zeile mein Paradies. Bedeutende Schriftstellerinnen, 18 Porträts. München 2014. ISBN 978-3-492-30515-0.

Weblinks

Commons: Marceline Desbordes-Valmore – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Marceline Desbordes-Valmore – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. a b Antonius Lux (Hrsg.): Große Frauen der Weltgeschichte. Tausend Biographien in Wort und Bild. Sebastian Lux Verlag, München 1963, S. 127.