Maulesel

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 13. Oktober 2016 um 20:16 Uhr durch Carbidfischer (Diskussion | Beiträge) (Formalkram). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Maulesel

Der Maulesel (lat. hinnus) ist das Kreuzungsprodukt eines Pferdehengstes (Vater) und einer Eselstute (Mutter). Das Wort Maul ist dabei dem lateinischen mulus für Maultier bzw. Mischtier/Mischung (vgl. auch Muli oder Mulatte) entliehen. Maulesel sind Hybride aus zwei Arten und nicht fortpflanzungsfähig.

Geschichte

Die Zucht von Hybriden aus Pferdehengst und Eselstute wurde wahrscheinlich simultan zu der Maultierzucht entdeckt. Diese Kreuzung war jedoch weniger von Erfolg gekrönt als das Maultier, da diese Arthybriden als „unansehnlich, störrisch und träge“ galten.[1]

Beschreibung

Ein Maulesel (Mutter: Esel, Vater: Pferd) ist kein Maultier („Muli“; Mutter: Pferd, Vater: Esel). Er unterscheidet sich auch äußerlich nur wenig von einem Hausesel, allein seine Stimme klingt ein wenig anders. Maulesel gelten in der Regel vom Charakter her als gutmütig, wenn auch nicht in dem Maße wie Maultiere. Ihr Wesen entspricht eher dem von Eseln; so sind sie weniger scheu als Pferde. Maulesel behalten, wohl als dominantes Erbmerkmal der Esel, die an selbige erinnernden längeren Ohren.

Zucht

Gezüchtet werden Maulesel besonders in Mittelmeerländern und Asien. Sie sind weitaus schwieriger zu züchten als Maultiere, da es schwieriger ist, eine Eselstute von einem Pferdehengst trächtig werden zu lassen als im umgekehrten Falle eine Pferdestute von einem Eselhengst. Aufgrund ihrer nur geringen Vorteile gegenüber Eseln werden diese Tiere nur selten gezüchtet.

Bei der Vermischung des Erbgutes von Eselstute (62 Chromosomen) und Pferdehengst (64 Chromosomen) entsteht ein ungerader diploider Chromosomensatz (63 Chromosomen bei Mauleseln), welcher eine haploide Geschlechtszellenbildung unmöglich macht. Gleichwohl können Maulesel den Geschlechtsakt ausführen. Hengste sind stets unfruchtbar, gelegentlich kommen jedoch fruchtbare Stuten vor. Die größere Ähnlichkeit des Maulesels mit dem Muttertier (Esel) beruht auf nichtchromosomaler Vererbung. Dabei bringt die mütterliche Eizelle den Hauptteil der Zellorganellen in die Zygote ein, so dass in der Filialgeneration mütterliche Merkmale vorherrschen. Maulesel und Maultier sind ein Paradebeispiel für das Imprinting.

Verwendung

Am häufigsten wurden Maulesel als Zugtiere eingesetzt, unter anderem in Bergwerken Nordamerikas. Sie werden aber vereinzelt noch als Tragtiere verwendet und eignen sich auch gut als Reittiere.

Maulesel in der Literatur

Literarische Erwähnung finden Maulesel in dem Krimi Ein Maulesel auf der Autobahn von Paul Berna und in den Follyfoot-Bänden vom Monica Dickens. Während der Maulesel „Caesar“ bei Berna als Zugtier genutzt wird, hat Dickens’ „Willy“ eine lange Dienstzeit bei der Army hinter sich. In Die Unendliche Geschichte von Michael Ende wird Bastian von der Mauleselin Jicha getragen. Bastian erzählt ihr bei der Trennung eine Geschichte, die wahr werden soll: Jicha trifft auf einen weißen Hengst mit Flügeln und sie bekommt später einen Sohn, den weißen, schwingentragenden Maulesel Pataplán. 1936 schrieb Friedrich Glauser über dieses Tier eine Kurzgeschichte mit dem Titel Seppl; in dieser Fremdenlegions-Episode beschreibt er liebevoll den Charakter des Maulesels „Seppl“ und seine Beziehung zu ihm. Die Geschichte endet damit, dass das Tier Glauser bei einem Überfall das Leben rettet und dabei selbst stirbt.[2] Glauser baute das Maultier auch in seinem Roman Die Fieberkurve ein und bezeichnete sich selbst gerne als Mulet (französisch für Maultier).

Siehe auch

Weblinks

Commons: Maulesel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Maulesel – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Joris Peters: Römische Tierhaltung und Tierzucht. Eine Synthese aus archäozoologischer Untersuchung und schriftlich-bildlicher Überlieferung (= Passauer Universitätsschriften zur Archäologie. Band 5). Leidorf, Rahden/Westfalen 1998, ISBN 3-89646-172-9, S. 136 (zugleich Habilitationsschrift, Universität München 1996).
  2. Friedrich Glauser: König Zucker. 1934–1936 (= Das erzählerische Werk. Band 3). Limmat, Zürich 1993, ISBN 3-85791-205-7, S. 175.