Melphalan

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 18. Juli 2016 um 10:43 Uhr durch Rax (Diskussion | Beiträge) (→‎Weblinks: entferne leeren abschnitt). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

{{Infobox Chemikalie | Strukturformel = Strukturformel von Melphalan | Freiname = Melphalan | Suchfunktion = C13H18Cl2N2O2 | Andere Namen =

  • (2S)-2-Amino-3-{4-[bis(2-chloroethyl)amino]phenyl}propansäure (IUPAC)
  • (S)-3-{4-[Bis(2-chlorethyl)amino]phenyl}alanin
  • L-PAM
  • Sarkolysin

| Summenformel = C13H18Cl2N2O2 | CAS = 148-82-3 | PubChem = 460612 | ATC-Code = L01AA03 | DrugBank = DB01042 | Wirkstoffgruppe = Zytostatikum | Wirkmechanismus = Alkylans | Beschreibung = | Molare Masse = 305,2 g·mol−1 | pKs = | Dichte = | Schmelzpunkt = | Siedepunkt = | Dampfdruck = | Löslichkeit = | Quelle GHS-Kz = [1] | GHS-Piktogramme =

| GHS-Signalwort = Gefahr | H = 300​‐​310​‐​330​‐​350​‐​361 | EUH = keine EUH-Sätze | P = 201​‐​260​‐​264​‐​280​‐​284​‐​302+350 | Quelle P = [1] | ToxDaten = }}

Melphalan (Handelsname Alkeran; Hersteller Aspen Pharma) ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Zytostatika. Die Substanz ist zur chemotherapeutischen Behandlung des multiplen Myeloms und des fortgeschrittenen Ovarialkarzinoms zugelassen, wird aber auch bei verschiedenen anderen Krebserkrankungen eingesetzt.

Chemisch handelt es sich bei Melphalan um ein Phenylalaninderivat des Mechlorethamins.

Wirkmechanismus

Melphalan ist ein Alkylans aus der Gruppe der Stickstoff-Lost-Verbindungen (zu der unter anderem auch Cyclophosphamid oder Bendamustin gehören). Diese Verbindungen übertragen Alkylgruppen auf die DNA-Base Guanin und führen zu chemischen Bindungen zwischen den DNA-Strängen. So veränderte Nucleinsäuren werden durch zelleigene Mechanismen an der weiteren Teilung und Proteinbiosynthese gehindert. Diese zytotoxischen Vorgänge finden in allen Zellen statt, vermindern aber insbesondere die Vermehrung der sich schnell teilenden Tumorzellen.

Anwendung

Melphalan kann intravenös oder oral verabreicht werden. Die verwendete Dosis ist abhängig von der Indikation und der Nierenfunktion sowie dem Körpergewicht des Patienten. Ggf. muss die Dosis individuell angepasst werden.

Melphalan wird bei multiplem Myelom verwendet, wenn eine initiale Stammzelltransplantation nicht möglich ist. Dabei kommt üblicherweise eine Kombination mit anderen Zytostatika wie Thalidomid, Bortezomib oder Cyclophosphamid zum Einsatz.[2]

Außerdem ist die Anwendung bei malignem Melanom[3] und AL-Amyloidose[4] möglich.

Im Rahmen einer Perfusion isolierter Extremitäten bei lokal fortgeschrittenen Weichteilsarkomen wird Melphalan in Kombination mit Tumornekrosefaktor Alpha (TNF-α) verwendet.

Da das Medikament nur noch von einem Hersteller produziert wird, kam es zwischen 2014 und 2016 mehrfach zu Lieferengpässen.[5]

Nebenwirkungen

Wie die meisten Zytostatika kommt es unter der Melphalan-Einnahme sehr häufig zu Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoen und – in höherer Dosierung – Haarausfall.

Da der Wirkstoff das Knochenmark supprimiert, kann es während der Therapie zu einem Abfall der Leukozyten und Thrombozyten im Blut kommen. Mögliche Folge ist das vermehrte Auftreten von Infektionen bzw. Blutungen.

Melphalan wirkt erbgutschädigend. Daher ist die Einnahme während Schwangerschaft und Stillzeit kontraindiziert. Bei Frauen kann eine Ovarialinsuffizienz mit Amenorrhoe die Folge sein, bei Männern ist eine irreversible Unfruchtbarkeit möglich.

Aufgrund der mutagenen Wirkung besteht überdies die Gefahr von Zweitmalignomen. In Kombination mit Thalidomid und Prednisolon wurde ein vermehrtes Auftreten von akuter lymphatischer Leukämie und myelodysplastischem Syndrom beobachtet.[6]

Einzelnachweise

  1. a b Datenblatt Melphalan bei Sigma-Aldrich (PDF).Vorlage:Sigma-Aldrich/Abruf nicht angegeben
  2. DGHO-Leitlinie zum multiplen Myelom. Aufgerufen am 2. August 2015.
  3. AWMF-Leitlinie zum malignen Melanom. Aufgerufen am 14. August 2015.
  4. Dennis L. Kasper, Eugene Braunwald, Anthony S. Fauci, Stephen L. Hauser, Dan L. Longo, J. Larry Jameson: Harrison's Principles of Internal Medicine. 16. Auflage. McGraw-Hill, New York 2005, S. 2028.
  5. Wieder Lieferengpass für Krebsmedikament Melphalan. In: aerzteblatt.de. 4. Mai 2016, abgerufen am 26. Mai 2016.
  6. Roter Hand Brief von Celgene. 8. April 2013, abgerufen am 2. August 2015.