Michael Ermann

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Michael Ermann am 29. Oktober 2005 in seiner Geburtsstadt Stettin

Michael Ermann (* 29. Oktober 1943 in Stettin, Pommern) ist ein deutscher Arzt, Psychoanalytiker und emeritierter Universitätsprofessor. Er leitete von 1985 bis 2009 die Abteilung für Psychotherapie und Psychosomatik der Psychiatrischen Klinik der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Er hat Bücher zur klinischen Theorie, Behandlungstechnik und Konzeptgeschichte der Psychoanalyse verfasst.

Leben

Als Heimatvertriebener kam er 1946 nach Westdeutschland, wo er nach mehrfachem Ortswechsel 1963 in Hamburg sein Abitur machte. Zunächst studierte er in Würzburg Kunstgeschichte und Philosophie und wechselte dann zur Medizin mit Studium in Wien, Hamburg und Freiburg. Dort promovierte er bei Wolfgang Spann in Gerichtsmedizin. Alexander Mitscherlich empfahl ihm eine psychoanalytische Ausbildung. Diese absolvierte er von 1971 bis 1976 bei Friedrich Beese in Stuttgart, wo er als Forschungsassistent bei dem Sozialanalytiker Helmut Enke tätig war. Dort betrieb er Untersuchungen zum Effekt stationärer Psychotherapie (Katamnesen) und über Somatoforme Störungen, seinem späteren Habilitationsthema. Als Leitender Oberarzt der Psychosomatischen Klinik am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim entwickelte er Konzepte für psychoanalytisch orientierte Behandlungen von somatoformen und Persönlichkeitsstörungen. 1979 habilitierte er sich für Psychosomatische Medizin und Psychoanalyse an der Universität Heidelberg. 1985 wurde er als Nachfolger von Siegfried Elhardt an die Universität München berufen, wo er bis zur Emeritierung 2009 Psychosomatische Medizin und Psychotherapie lehrte. Arbeitet seither in seiner Privatpraxis in München.

Ermann lebt in München und am Bodensee.

Bedeutung

Ermann wurde als Vortragender und durch seine Aufsätze und Bücher bekannt. Er orientiert sich vornehmlich an Michael Balint und Donald Winnicott und zuletzt am Paradigma der Intersubjektivität. Er betont die Bedeutung der psychotherapeutischen Beziehung und der Neuerfahrung für die Behandlung. Seine Themen sind vielfältig und lassen sich nicht auf ein Kernthema zentrieren. Sein Hauptinteresse gilt der psychoanalytischen Behandlungstheorie. Seine empirischen Forschungen umfassen Themen der Psychosomatik, der Bewältigungsstrategie der HIV-Infektion, psychophysiologische Studien über den Traum und zuletzt die Bewältigung der Not als Kriegskind im Zweiten Weltkrieg. 1987 bis 1995 war er in einer Periode des Umbruchs Vorsitzender der Deutschen Psychoanalytischen Gesellschaft, deren Wiedereintritt in die Internationale Psychoanalytische Vereinigung er vorbereitete. Zusammen mit Jürgen Körner und Sven Olaf Hoffmann gründete er 1985 die Zeitschrift Forum der Psychoanalyse als Brücke zwischen den Fachgesellschaften. Seit 1983 ist er zudem als Mitglied des Exekutivkomitees der Internationalen Föderation Psychoanalytischer Gesellschaften (IFPS) tätig, wo er u.a. die Archivkommission leitete und die Sektion für individuelle Mitglieder aufgebaut hat.

Ehrungen

  • 2008: Schwidder-Award der International Federation of Psychoanalytic Societies
  • 2012: Ehrenmitglied der Deutschen Psychoanalytischen Gesellschaft

Schriften

  • Die Persönlichkeit bei psychovegetativen Störungen, Berlin Heidelberg New York 1987
  • Die hilfreiche Beziehung in der Psychoanalyse, Göttingen 1993
  • Verstrickung und Einsicht. Nachdenken über die Psychoanalyse in Deutschland, Tübingen 1996
  • mit Renate Feidel, Bruno Waldvogel: Behandlungserfolge in der Psychotherapie. Neuere Ergebnisstudien und ihre Güte, Stuttgart 2001
  • Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Stuttgart 1995, 5. Auflage 2007
  • Herz und Seele. Psychosomatik am Beispiel des Herzens, Stuttgart 2005
  • Träume und Träumen. Hundert Jahre Traumdeutung, Stuttgart 2005, 2. Aufl. 2014
  • Freud und die Psychoanalyse, Stuttgart 2008
  • Psychoanalyse in den Jahren nach Freud, Stuttgart 2009, 2. Aufl. 2012
  • Psychoanalyse heute, Stuttgart 2010, 2. Aufl. 2012
  • Angst und Angststörungen. Psychoanalytische Konzepte, Stuttgart 2012
  • Der Andere in der Psychoanalyse. Die intersubjektive Wende, Stuttgart 2014

Weblinks