Michael Najjar

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Michael Najjar (* 31. Oktober 1966 in Landau in der Pfalz) ist ein deutscher Fotokünstler, Abenteurer und zukünftiger Astronaut.[1]. Er lebt und arbeitet seit 1988 in Berlin.[2]

Leben

Von 1988 bis 1993 wurde Najjar an der Bildo-Akademie für Kunst und Medien in Berlin ausgebildet, der ersten privaten Kunsthochschule Deutschlands.[3] Er studierte das experimentelle und interdisziplinäre Arbeiten mit den Medien Fotografie, Video und Computer. Dort kam er auch erstmals mit den Kulturtheoretikern Jean Beaudrillard, Vilém Flusser und Paul Virilio in Berührung, die starken Einfluss auf sein Schaffen haben. Arbeitsaufenthalte in Brasilien, Kuba, Spanien, England, Japan und den USA prägen die globale Ausrichtung seiner Werke. Seit 2012 ist Michael Najjar Botschafter der Firma Hasselblad.[4] Najjars Arbeiten befinden sich weltweit im Besitz von Museen und privaten Sammlungen.

Werk

Michael Najjar arbeitet mit den Medien Fotografie und Video. Der inhaltliche Schwerpunkt liegt auf den Entwicklungen einer durch Computer- und Informationstechnologien gesteuerten Gesellschaft. Najjar verdichtet Wissenschaft, Geschichte und Philosophie in Visionen und Utopien zukünftiger Gesellschaftsstrukturen, die sich unter dem Einfluss neuer Technologien herausbilden.[5] Der Künstler führt die medienimmanenten Möglichkeiten des fotografischen Bildes vor und macht Dinge sichtbar, die dem menschlichen Auge oft verborgen bleiben.[6] Die Verbindung realistischer Elemente mit fiktiven Realitäten ist ein immer wiederkehrendes Merkmal seiner Arbeiten, die in thematisch fokussierten Werkgruppen zusammengefasst sind.

Seine Werkgruppe netropolis (2003–2006) thematisiert die zukünftige urbane Entwicklung unserer Großstädte. Najjar ist für diese Serie in zwölf Megacities auf das jeweils höchste Gebäude gestiegen.[7] Die digitale Verschmelzung unterschiedlicher panoramatischer Blickrichtungen verwandelt die urbane Landschaft in ein abstraktes, palimpsestartiges Beziehungsgeflecht. Die Bilder zeigen den unendlichen Ozean aus Informationen als ein omnipräsentes, alles durchdringendes Netzwerk, eine Verdichtung von Zeit und Raum, die uns die ständig wachsende Interkonnektivität unserer modernen Gesellschaft vor Augen führt.

Für die Serie high altitude (2008–2010) bestieg Najjar den argentinischen Aconcagua, den mit 6.962 Metern höchsten Berg der Welt außerhalb des Himalayas. Die Aufnahmen wurden einer rigorosen Veränderung unterzogen, indem er die Bergketten exakt dem Verlauf der internationalen Aktienmärkte anpasste.[8] Was die Werke zeigen, ist das Auf und Ab der Weltwirtschaft. Ähnlich wie auf dem internationalen Börsenparkett sind auch in Najjars Werken Realität und Simulation kaum auseinanderzuhalten.[9] Sichtbar ist die Bewegung der tektonischen Platten der Weltwirtschaft in den vergangenen zwanzig bis dreißig Jahren, in deren Verlauf sich neue Gebirge auftürmen und Erosion nicht ausbleiben kann. Najjar zeigt das Sublime im Zeitalter einer allmächtig werdenden Informationstechnologie.[10]

Seit dem Beginn seiner aktuellen Serie “outer space” (seit 2011) ist der performative Aspekt von Najjars Arbeit deutlich stärker in den Vordergrund getreten.[11] Kletterte der Künstler für seine früheren Serien auf Wolkenkratzer und bestieg in einer mehrwöchigen Expedition erfolgreich einen der höchsten Berge der Welt, wird Najjar in naher Zukunft mit einem Raumgleiter selbst in den Weltraum fliegen.[12] Vorbereitend hat er sich einem intensiven Raumfahrertraining im russischen Star City unterzogen.[13] Jetflüge in die Stratosphäre, Zero-G-, Zentrifugal- und Spacewalktraining sowie Computersimulationen im Sojus-Raumschiff gehören ebenfalls zu seinem Ausbildungsprogramm.[14] Najjar setzt sich einmal mehr extremen Erfahrungen aus und testet seine mentalen und physischen Grenzen im Kontext hochkomplexer, technischer Umfelder. Er nutzt seinen eigenen Körper als Medium der Performance[15] und schafft aus diesen Erfahrungen einzigartige Foto- und Videoarbeiten.

Projekte Studio Michael Najjar

2015 eröffnete das Kameha Grand in Zürich die weltweit erste "Space Suite", die vom Studio Michael Najjar gestaltet wurde.[16]

2016 wurde Studio Michael Najjar für die Gestaltung der “Space Suite” als Finalist für den European Hotel Design Award nominiert.[17]

Ausstellungen (Auswahl)

2016

  • MARTA Herford, Herford
  • Akademie der Künste, Berlin
  • Palazzo da Mosto, Reggio Emilia, Italy

2015

  • Museo Es Baluard, Palma de Mallorca, Spanien
  • ZKM | Museum of Contemporary Art, Karlsruhe
  • Kunstverein Oldenburg

2014

  • Multimedia Art Museum Moscow, Rußland
  • Zacheta National Gallery of Art Warsaw, Polen
  • Fotoverhalen, Gemeentemuseum The Hague, Niederlande
  • Laboral Centro de Arte y Creación Industrial, Gijón, Spanien

2013

  • Somerset House, London, Vereinigtes Königreich
  • Borusan Contemporary, Istanbul, Türkei

2012

  • Ballroom Marfa, Marfa, USA
  • Salone degli Incanti, ex Pescheria, Trieste, Italien
  • Centro de Arte Alcobendas, Madrid, Spanien

2011

  • ZKM | Museum of Contemporary Art, Karlsruhe
  • Museum Deichtorhallen, Sammlung Falckenberg, Hamburg
  • Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg
  • Art Stations Foundation, Poznan, Polen
  • CAC Málaga, Spanien

2010

  • CAC Málaga, Spanien
  • Biennial for Art and Technology, Trondheim, Norwegen
  • TEA - Tenerife Espacio de las Artes, Teneriffa, Spanien

2009

  • Tucson Museum of Art, Tucson, USA
  • New Media Art Institute, Amsterdam, Niederlande
  • Leopold Hösch Museum, Düren
  • 5. Darmstädter Tage der Fotografie, Darmstadt

2008

  • GEM Museum of Contemporary Art / Fotomuseum Den Haag, Niederlande
  • Central Academy of Fine Arts, Beijing, China
  • Museo Es Baluard, Palma de Mallorca, Spanien
  • Museum of Contemporary Art, Birmingham, Vereinigtes Königreich

2007

  • FORMA_Centro_Internazionale_di_Fotografia, Mailand, Italien
  • Kunstverein Heidelberg
  • Museum Kunstwerk, Stuttgart

2006

  • Cities, architecture and society, Venice Biennial - 10th international architecture exhibition, Italien
  • 9. Biennale Havanna, Kuba
  • Museo DA2 Domus Artium 2002, Salamanca, Spanien
  • Centre pour l'Image Contemporaine, Genf, Schweiz
  • Edith-Russ-Haus für Medienkunst, Oldenburg

2005

  • Auswärtiges Amt, Berlin
  • Haus der Kulturen der Welt, Berlin
  • National Museum of Science, Thaipeh, Taiwan
  • Convergence Biennale, Peking, China

2004

  • Fundació Joan Miró, Barcelona, Spanien
  • Science Museum, London, Vereinigtes Königreich
  • Photokina, Köln

2003

  • Deichtorhallen, Internationales Haus der Photographie, Hamburg
  • Willy-Brandt-Haus, Berlin
  • Museum Traphold, Kolding, Dänemark

2002

  • Kunsthalle Hamburg, Galerie der Gegenwart, Hamburg
  • Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg

2000

  • Museum für Kunst und Gewerbe, Forum Fotografie, Hamburg

1999

  • Museum Ludwig, Köln

1998

  • Museum für Kunst und Gewerbe, Forum Fotografie, Hamburg

Literatur (Auswahl)

  • Michael Kröger et al. (Hrsg.): Grün stört - Im Fokus einer Farbe. Marta Herford, Germany 2016, ISBN 978-3-938433-24-9.
  • ZKM Karlsruhe (Hrsg.): Globale - Exo-Evolution. ZKM Karlsruhe, Karlsruhe 2015.
  • Lukas Feireiss (Hrsg.): Memories of the Moon Age. Berlin 2015.
  • William Ewing (Hrsg.): Landmark: The Fields of Photography. London 2014.
  • Wim van Sinderen (Hrsg.): Fotoverhalen. Exh. cat., Gemeentemuseum Den Haag, Den Haag 2014.
  • Michael Najjar - outer space. Distanz Verlag, Berlin, 2014, ISBN 978-3-95476-055-8.
  • Güzin Tezcanlı & Kathleen Forde (Hrsg.), "Datascape", Borusan Contemporary, Istanbul 2013.
  • Philipp Bollmann (Hrsg.): Im Blick - Fotografie aus der Sammlung Wemhöner. Bielefeld 2012.
  • Michael Najjar - high altitude. Bielefeld 2011
  • Identity, or on a variety of perspectives. Ausstellungskatalog, Poznań 2011
  • Artinvestor - Wie man erfolgreich in Kunst investiert. Finanzbuch Verlag, München 2008.
  • Augmented realities - Michael Najjar 1997–2008. Eikon, Wien, Österreich 2008.
  • Deutsches Auswärtiges Amt (Hrsg.): Japanese Style. Berlin 2005.
  • Harald Szeemann (Hrsg.): The Beauty of Failure / The Failure of Beauty. Fundació Joan Miró, Madrid 2004.
  • Sandra Kemp (Hrsg.): Future Face - Image, Identity, Innovation. Science Museum London, London 2004.
  • Zdenek Felix (Hrsg.): A Clear Vision. Photographische Werke aus der Sammlung F.C. Gundlach. Deichtorhallen - Haus der Photographie, Hamburg 2003.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Süddeutsche Zeitung Magazin: Till Krause, Michael Najjar - All Inklusiv, 31. Januar 2014, abgerufen am 4. Oktober 2016. Michael Najjar gehört zur Gruppe der „Pioneer Astronauts“ von Richard Bransons Unternehmen Virgin Galactic
  2. Michael Najjar - outer space, Distanz, Berlin 2014
  3. Michael Najjar - outer space, Distanz, Berlin 2014
  4. http://www.hasselblad.com/index.php/de/inspiration/hasselblad-ambassadors/our-ambassadors/michael-najjar, abgerufen am 5. Oktober 2016
  5. Kunstforum International, Globale ZKM Karlsruhe, Issue # 237/2015
  6. ART Magazin: Camilla Péus, Michael Najjar - Weltansichten, Mai 2013
  7. Michael Najjar, netropolis, Berlin 2006
  8. The New York Times, Michael Najjar. Markets and Mountains, With Dangerous Peaks, 18. April 2010
  9. Wallpaper, Michael Najjar. Case Studies, Februar 2012
  10. Frankfurter Allgemeine Zeitung, Freddy Langer: Michael Najjar. Von Höhen und Tiefen, 8. März 2012
  11. Kunstforum International, Ausgabe 237/2015
  12. Wall Street Journal, Space Art: Photographer Trains For the Final Frontier, New York, 31. März 2016
  13. Artdaily, Artist Michael Najjar completes first phase of cosmonaut training, abgerufen am 12. März 2013.
  14. archiviert (Memento vom 15. Januar 2013 im Internet Archive) von anti-utopias. Abgerufen am 12. März 2013.
  15. Andreas Beitin: A Question of Perspective, in: Michael Najjar - outer space, Berlin 2014
  16. Monopol Magazin, Elke Buhr, Die Private Weltraumkabsel: Künstler gestaltet Space Suite in Züricher Hotel, 2015
  17. http://www.europeanhoteldesignawards.com/shortlist/, abgerufen am 5. Oktober 2016