Mustang (2015)

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Film
Titel Mustang
Produktionsland Türkei,
Frankreich,
Deutschland
Originalsprache Türkisch
Erscheinungsjahr 2015
Länge 97 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Deniz Gamze Ergüven
Drehbuch Deniz Gamze Ergüven,
Alice Winocour
Produktion Charles Gillibert,
Frank Henschke,
Anja Uhland,
Mine Vargi
Musik Warren Ellis
Kamera David Chizallet,
Ersin Gok
Schnitt Mathilde Van de Moortel
Besetzung

Mustang ist ein Filmdrama der türkischen Regisseurin Deniz Gamze Ergüven aus dem Jahr 2015, das in türkisch-französisch-deutscher Koproduktion entstand. Der Film spielt in einem abgelegenen türkischen Dorf und schildert das Leben fünf junger Schwestern, die bei ihrer Großmutter aufwachsen, aus der Sicht der jüngsten Schwester, Lale. Nicht immer gelingt es ihnen, durch trickreiche Manöver ihre Lebensfreude und durch Ausreißen ihre Freiheit gegen die Einschränkungen einer repressiven, patriarchal geprägten Gesellschaft zu verteidigen. Die Eingangsszene des Films basiert auf Ergüvens persönlichem Erleben.[3] Es ist ihr erster fiktionaler Film.

Im Rahmen der Internationalen Filmfestspiele von Cannes 2015 hatte der Film am 19. Mai seine Premiere in der Reihe „Quinzaine des Réalisateurs“. Er gewann dort den Europa Cinemas Label Award sowie ebenfalls 2015 den Lux Prize. Der Film wurde als französischer Beitrag für einen Oscar als bester fremdsprachiger Film nominiert.[4] Außerdem war er für einen Golden Globe Award nominiert. Der Weltkino Filmverleih brachte den Film am 25. Februar 2016 in die deutschen Kinos.

Handlung

Fünf verwaiste Schwestern wachsen bei ihrer Großmutter in einem Dorf am Schwarzen Meer im Norden der Türkei tausend Kilometer östlich des Bosporus auf. Am letzten Tag vor Ende des Schuljahres verabschiedet sich auch die von ihnen verehrte Lehrerin Dilek, die an eine Schule nach Istanbul wechselt. Die Schwestern kehren ausgelassen in ihren Heimatort zurück. Gemeinsam mit ihren Klassenkameraden gehen sie zu Fuß entlang des Meeres nach Hause. Voller Lebensfreude feiern sie den Ferienbeginn; in ihren Schuluniformen tollen sie mit einigen Jungs im Meer herum.

Dabei werden sie von einer Nachbarin beobachtet, die ihnen dieses Verhalten als öbszön auslegt und der Großmutter davon berichtet. Nachdem sie von der Großmutter verdroschen wurden, setzt Onkel Erol noch eins drauf und wirft der Großmutter eine zu laxe Erziehung der Mädchen vor. Er erzwingt, dass sich Sonay, die Älteste, einer Untersuchung der Unversehrtheit des Hymens (Jungfernhäutchen) unterziehen muss. Nach und nach wandelt sich ihr Wohnhaus in ein Gefängnis, die Schutzmauer wird erhöht, die Türen abgeschlossen, die Fenster vergittert; kein Schulbesuch, kein PC, kein Telefon mehr; dafür Kochkurse und Kurse zur Haushaltsführung durch Tanten und andere Frauen des Dorfes. Sonay gelingt es dennoch immer wieder, davonzuschleichen und heimlich ihren Freund Ekin zu treffen.

Lale, die Jüngste der fünf, liebt Fußball und bittet Erol inständig um die Erlaubnis, zu einem bedeutenden Match ins Stadion gehen zu dürfen. Von diesem Spiel hatte der Fußballverband männliche Zuschauer wegen vorhergehender Randale ausgeschlossen. Wie nicht anders zu erwarten, verweigert Erol sein Einverständnis. Von diesem Verbot unbeirrt, überklettern die fünf Mädchen die Mauer, entkommen und besuchen gemeinsam das Spiel. Das Match, auf den Rängen ausschließlich Frauen, wird im Fernsehen übertragen und natürlich auch im Dorf mit großem Interesse verfolgt. Auf dem Fernsehgerät in der Küche entdecken die Frauen unter den begeisterten Zuschauerinnen mit Entsetzen die fünf Mädchen. Einer gewitzten Tante gelingt es zu verhindern, dass die Männer des Dorfes davon erfahren, indem sie die Stromversorgung lahmlegt.

Zwar kann so Schlimmeres verhindert werden, aber die Konsequenzen für die Schwestern bleiben nicht aus. Man schneidert ihnen braune sackartige Kleider, und beginnt nach und nach, die Ehen für sie anzubahnen.

Die Älteste, Sonay, droht mit einem Skandal und kann bei der Großmutter durchsetzen, dass sie ihren Freund Ekin heiraten darf.

Selma, die Zweitälteste, heiratet notgedrungen Osman, obwohl sie ihn nicht leiden kann. Nach vollzogener Hochzeitsnacht fordert die Familie des Bräutigams, das Betttuch zu sehen; als sich darauf keine Blutspuren finden, wird Selma zu einer erneuten ärztlichen Untersuchung ihres Jungfernhäutchens gezwungen. Der Arzt erklärt ihr, dass ihr Hymen trotz vollzogener Penetration noch intakt sei: „Du bist eben so gebaut“.

Als nächstes ist die dritte Schwester, Ece, an der Reihe verheiratet zu werden. Nach Lales Worten entwickelt Ece ein „riskantes“ Verhalten, was zum einen wegen der bevorstehenden Zwangsheirat, zum anderen auch am sexuellen Missbrauch durch ihren Onkel liegt. Während Erol Geld bei der Bank abhebt, hat Ece Geschlechtsverkehr mit einem wildfremden Jungen auf der Autorückbank. Während des Abendessens bringt sie die Mädchen zum Lachen und wird deshalb auf ihr Zimmer geschickt, wo sie sich erschießt.

Lale, die Jüngste, die eine Flucht plant, bringt sich mit Hilfe des Lastwagenfahrers Yasin das Autofahren bei.

Onkel Erol vergewaltigt nachts die vierte der Schwestern, Nur. Als auch deren Verheiratung ansteht, schließen sie das Haus von innen ab. Onkel Erol und die Großmutter stehen draußen bei Hochzeitsgästen und können nicht herein, weil alle Fenster vergittert und die Türen mit stabilen Schlössern versehen sind. Lale und ihre Schwester schleichen auf der Rückseite aus dem Haus und fliehen in Onkel Erols Wagen. Die Flucht endet zunächst in der Straßenböschung, aber Lale hat Yasin, den jungen Lastwagenfahrer, angerufen, der die beiden aufsammelt und zu einem Busbahnhof fährt, wo sie in den Bus nach Istanbul steigen. Sie fragen sich zu ihrer ehemaligen Lehrerin Dilek durch. Der Film endet, als sich Lale in Dileks Arme wirft.

Auszeichnungen

Nominiert für den Oscar 2016 als bester fremdsprachigen Film. Im selben Jahr Friedenspreis des Deutschen Films – Die Brücke (Nachwuchspreis) für die Regisseurin.

Zensur

Obwohl das Doha Film Institute den Film koproduziert hat, wurde Mustang in Katar verboten.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Freigabebescheinigung für Mustang. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (PDF).Vorlage:FSK/Wartung/typ gesetzt und Par. 1 länger als 4 Zeichen
  2. Alterskennzeichnung für Mustang. Jugendmedien­kommission.
  3. Interview with 'Mustang' director Deniz Gamze Ergüven. In: Canım Istanbul. (amerikanisches Englisch).
  4. Alle Nominierungen im Überblick. In: Süddeutsche Zeitung. 14. Januar 2016, abgerufen am 14. Januar 2016.