Orthodoxe Kirchen in Griechenland

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Die Flagge der Paläologen als Symbol orthodoxer Kirchen

Den orthodoxen Kirchen in Griechenland gehören rund 97 Prozent der Bevölkerung Griechenlands an, das orthodoxe Christentum ist verfassungsgemäß Staatsreligion.[1] Die religiöse Zugehörigkeit spielt eine erhebliche Rolle als Identifikationsmerkmal bei der Bildung der griechischen Nation. Nachdrückliches Bekenntnis zu religiösen Riten ist daher weit verbreitet unter der orthodoxen Bevölkerung.

Der größte Teil der orthodoxen Christen gehört der autokephalen Kirche von Griechenland (Erzbistum von Athen und ganz Griechenland) an. Nur die halbautonome Kirche von Kreta, die Metropoliten der Dodekanes sowie die meisten Klöstern der autonomen Mönchsrepublik Athos unterstehen dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel. Die Metropoliten der Neuen Länder (nach 1913 erworbene Gebiete in Nordgriechenland und in der Ägäis) unterstehen gemäß Patriarchatsakt von 1928 der Verwaltung der Kirche von Griechenland, in geistlicher Hinsicht aber dem Ökumenischen Patriarchat.

Die griechischsprachigen orthodoxen Kirchen außerhalb Griechenlands unterstehen ebenfalls dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel.

Eigenbezeichnung in Griechenland

In Griechenland ist der Begriff „griechisch-orthodoxe Kirche“ unüblich, die orthodoxe Mehrheit bezeichnet sich als orthodoxe Christen (Vorlage:ELSneu) ohne jeglichen Zusatz und ohne Unterscheidung zu anderen orthodoxen Christen. Früher war auch in urchristlicher Tradition der Begriff katholische Christen (Vorlage:ELSneu) gebräuchlich, wobei „katholisch“ als griechischer Begriff für ‚allgemeingültig, universell‘ steht. Da „katholisch“ jedoch mit der römisch-katholischen Kirche assoziiert wird, wird meist wegen der Verwechselungsgefahr darauf verzichtet.

Jurisdiktionen

Die 81 Eparchien (Diözesen) in Griechenland gehören zu unterschiedlichen Jurisdiktionsbereichen, die dem Erzbischof von Athen oder dem Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel unterstellt sind.

Kirche von Griechenland

Die Kirche von Griechenland unterstand ursprünglich dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel, erklärte sich aber 1833 als autokephal, was erst 1850 vom Patriarchen auch anerkannt wurde. Das kirchliche Oberhaupt der Kirche von Griechenland ist der Erzbischof von Athen. Der Kirche gehören einschließlich der „Neuen Länder“ etwa zehn Millionen orthodoxe Christen an.

Kirche von Kreta

Die Kirche von Kreta ist seit 1898 halbautonom gegenüber dem Ökumenischen Patriarchen und hat einen eigenen Synod. Seit 1913 ist sie organisatorisch an die Kirche von Griechenland angelehnt. Sie hat einen Erzbischof mit Sitz in Iraklio (Vorlage:ELSneu) und sieben Metropoliten.

Neue Länder

Die 36 Metropoliten der Gebiete in Nordgriechenland und der Agäis, die erst seit den Balkankriegen in den Jahren 1912–1913 bzw. seit dem Vertrag von Neully 1919 (Westthrakien) zum griechischen Staat gehören, unterstehen hierarchisch weiterhin dem Ökumenischen Patriarchen. Sie wurden durch ein Gesetz 1927 und zwei Patriarchatsakte 1928 „kommissarisch“ der Kirche Griechenlands unterstellt, bleiben aber in geistlicher Hinsicht dem Patriarchat angeschlossen. Auch wenn die Metropoliten vom Heiligen Synod in Athen gewählt werden, hat der Patriarch ein Mitspracherecht und kann Kandidaten aus der Liste streichen.

Ein Streit um das Ernennungsrecht der Bischöfe der „Neuen Länder“ führte 2004 zur Exkommunikation von Erzbischof Christodoulos I. durch den Ökumenischen Patriarchen Bartholomäus I.[2] Der Streit darüber wurde jedoch nach wenigen Monaten beigelegt und die Beziehungen wurden wieder harmonisch. Bartholomäus leitete auch den Gottesdienst zu Christodoulos’ Begräbnis, wie es dieser in seinem letzten Willen gewünscht hatte.

Dodekanes

Die vier Metropoliten der Inselgruppe Dodekanes im südöstlichen Teil der Ägäis sind seit 1946 an die Kirche von Griechenland angelehnt, unterstehen aber kirchenrechtlich direkt dem Ökumenischen Patriarchen.

Weblinks

Commons: griechisch-orthodoxe Kirche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ein tüchtiger Hirte, Domradio, 28. Januar 2008.
  2. Ökumenischer Patriarch exkommuniziert Athener Erzbischof, ORF, 3. Mai 2004.