Otitis externa

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Gehörgangsentzündung mit Ohrmuschelekzem
Klassifikation nach ICD-10
H60 Otitis externa
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Die Otitis externa (lat. „Außenohrentzündung“, bei Tieren auch als „Ohrenzwang“ bezeichnet) ist eine Entzündung des äußeren Ohres, vor allem des äußeren Gehörganges, in weiterem Sinne auch der Ohrmuschel. In der Kleintiermedizin gilt sie als die häufigste Erkrankung.[1]

Einer Phlegmone des Gehörganges (Otitis externa diffusa) wird der Gehörgangsfurunkel (Otitis externa circumscripta) gegenübergestellt. Eine besonders schwere Form der Gehörgangsentzündung ist die Otitis externa maligna (progredient nekrotisierende Otitis).

Entzündungen der Ohrmuschel wie die Perichondritis der Ohrmuschel oder das Erysipel werden meist mit den genannten Ausdrücken und nicht als Otitis externa bezeichnet.

Ursachen

Ursachen für eine Otitis externa sind Aufweichen (Mazeration) der Gehörgangshaut durch Flüssigkeiten, kleine Verletzungen (z. B. durch Wattestäbchen) oder eingedrungene Fremdkörper mit nachfolgender lokaler bakterieller Infektion. Die häufigsten bakteriellen Erreger der Otitis externa des Menschen sind Pseudomonas aeruginosa und Staphylokokken. Die Pseudomonaden kommen in warmem Wasser vor und sind dabei auch chlortolerant, die Otitis externa diffusa ist daher eine häufige Erkrankung während Badeurlauben und wird deshalb auch „Bade-Otitis“, oder „Schwimmbad-Otitis“ genannt. Sie wird durch Gehörgangsexostosen („Surferohr“ (surfer's ear), Schwimmer-Ohr ("swimmer’s ear") oder „Taucherohr“ (diver's ear) ) begünstigt.

Die Otitis externa kann auch eine Manifestation einer generellen Hauterkrankung sein, die sich besonders stark an der sehr empfindlichen Haut des Gehörgangs zeigt. Hierbei können auch Allergien und Autoimmunerkrankungen als Auslöser in Frage kommen.

Bei Tieren sind häufig auch Hefen (z. B. Malassezien) und Milben (Ohrräude) Auslöser einer Otitis externa. Als Ursachen bei Hund und Katze kommen insgesamt in Frage: Ektoparasiten, Fremdkörper, Überempfindlichkeiten (Hypersensitivität), Dermatophyten, Keratinisationsstörungen und Endokrinopathien, Metabolische Ursachen, Immunerkrankungen, Traumatische Ursachen. Bei Fremdkörpern spielen mehr noch als von außen eingedrungene Fremdkörper solche aus dem Ohr selbst eine Rolle, die durch Störungen des Selbstreinigungsmechanismus des Ohrs auftreten. Diese kommen nicht selten durch unsachgemäße Behandlungen zustande.[1]

Ein schwerer Fall einer Otitis externa. Man sieht eine deutliche Einengung des äußeren Gehörgangs und reichlichen eitrigen Ausfluss.

Symptome

Die Hauptsymptome sind starke Schmerzen und Juckreiz. Besonders schmerzhaft sind Druck auf den Tragus und Zug an der Ohrmuschel ("Externa-Punkte"). Je nach Ausprägung und Erreger ist die Haut gerötet und geschwollen oder es treten weitere Effloreszenzen wie Pusteln, Papeln, Ulzera oder Krusten auf. Auch Lymphknotenschwellungen können auftreten. Im mehr oder weniger zugeschwollenen Gehörgang findet sich abgeschilfertes Material (Detritus), nicht selten nässt der Gehörgang oder es findet sich sogar eitriges Sekret. Wegen des zugeschwollenen Gehörganges kann auch das Hörvermögen vermindert sein.

Behandlung

Ohrentzündung eines Hundes
Halskrause verhindert das Kratzen am Ohr

Die Behandlung richtet sich nach der Ursache und berücksichtigt prädisponierende und aufrechterhaltende Faktoren.[1] Eine gründliche Reinigung oder Spülung des Gehörganges ist unumgänglich, eventuelle Fremdkörper müssen entfernt werden („Gründliche Säuberung ist die halbe Therapie“). Einlegen eines mit konzentriertem Alkohol oder speziellen Ohrentropfen getränkten schmalen Mullstreifens. Die Ohrentropfen enthalten meist Antibiotika und entzündungshemmende Wirkstoffe, nicht selten auch Alkohol zur Desinfektion und Austrocknung. Sie dürfen aber nur verabreicht werden, wenn das Trommelfell intakt ist. Nur in besonders schweren Fällen ist die systemische Gabe eines geeigneten Antibiotikums erforderlich. Bei einem Gehörgangsfurunkel kann auch eine Inzision sinnvoll sein. Wärme ist eher nicht zu empfehlen, sie verstärkt häufig den Schmerz. Bei Milben werden Akarizide eingesetzt, wobei auch dieses Medikament zumeist lokal (topisch) angewendet wird. Bei allergischen oder immunbedingten Otitiden werden entzündungshemmende Wirkstoffe (Glukokortikoide) eingesetzt.

Komplikationen

Mögliche Gefahren bei Otitis externa sind die Infektionsausbreitung in das umgebende Weichteilgewebe, Übergreifen auf das Trommelfell (Myringitis) sowie in extremen Fällen eine Knochenmarkentzündung der Schädelbasis mit multiplen Hirnnervenausfällen.

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b c Wolfgang Osthold, Regina Wagner: Otitis externa bei Hund und Katze. In: Kleintiermedizin. Nr. 9/10, 2009, S. 262–275 (pdf (Memento vom 23. Oktober 2013 im Internet Archive))