Palais Bourbon

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Portal des Palais Bourbon gegenüber dem Place de la Concorde

Das Palais Bourbon ist ein Bauwerk im 7. Arrondissement von Paris, über die Pont de la Concorde direkt mit dem Place de la Concorde auf der rechten Seite der Seine verbunden. Das Palais ist der Sitz der französischen Nationalversammlung, der ersten Parlamentskammer Frankreichs.

Geschichte

Der Plenarsaal der Nationalversammlung

Das Palais wurde ursprünglich für die legitimierte Tochter König Ludwig XIV., Louise Françoise de Bourbon, errichtet. Geplant wurde es von dem italienischen Architekten Lorenzo Giardini in Zusammenarbeit mit dem französischen Baumeister Jules Hardouin-Mansart. Giardini selbst überwachte den Baufortschritt von 1722 bis zu seinem Tod 1724. Danach hatten die Bauleitung (bis zur Fertigstellung 1728) nacheinander Pierre Lassurance, Jacques Gabriel und Jean Aubert.

Damals wurde das Gebäude nicht als palais (Palast), sondern als maison de plaisance (Lusthaus) bezeichnet, da es sich um keinen königlichen Herrschaftssitz handelte. Die zum Norden ausgerichtete Fassade wurde mit Blick auf die Seine, sowie auf den Jardin des Tuileries im Osten und die damals noch im Entstehen begriffenen Champs-Élysées im Westen erbaut. Zunächst bestand es aus einem Hauptteil mit einfachen Flügeln, die in passenden Pavillons endeten. Ein kleiner Hain mit sorgfältig angeordneten Bäumen trennte es vom nahegelegenen Hôtel de Lassay, das zeitgleich für den Geliebten der Herzogin von Bourbon, den Marquis de Lassay, errichtet worden war. 1756 erwarb Ludwig XV. das Palais zunächst für die Krone und verkaufte es dann an den Enkel der Herzogin, Louis Joseph Prince de Condé, der es 1765 durch Jacques-Germain Soufflot ausbauen ließ.

Während der Französischen Revolution wurde das Palais Bourbon verstaatlicht und ab 1798 zum Tagungsort des Rates der Fünfhundert. Als Teil von Napoleons Plänen für ein monumentaleres Paris wurde ein klassizistischer Portikus auf der dem Place de la Concorde zugewandten Seite angefügt, der einen Kontrapunkt zum ähnlichen Säulengang der Kirche La Madeleine am Ende der Rue Royale bilden sollte.

Deckengemälde im Palais Bourbon von Eugène Delacroix: Babylonische Gefangenschaft (zwischen 1838 und 1847)

Im Zuge der Restauration durch die Bourbonen nach 1815 wurde das Palais vom neunten Fürsten von Condé, Louis VI. Henri Joseph de Bourbon, wieder in Besitz genommen und großteils an die Abgeordnetenkammer vermietet, die das Gebäude 1827 von seinem Sohn endgültig erwarb. Das Gebäude wurde für die Zwecke der Abgeordnetenkammer innen umfangreich adaptiert. So wurden die Korridore und zahlreiche Nebenräume neu gestaltet und eine großzügige Bibliothek eingerichtet. Die Innendekoration wurde unter anderem von Eugène Delacroix entworfen, der später selbst Abgeordneter wurde.

Mit der Februarrevolution 1848 wurde die Abgeordnetenkammer durch eine nach allgemeinem, unmittelbarem Wahlrecht gewählte verfassunggebende Versammlung mit 900 Mitgliedern ersetzt, 1849 durch eine gesetzgebende Nationalversammlung mit 750 Abgeordneten.

Das Palais Bourbon heute

Heute verteilen sich die Einrichtungen der Nationalversammlung auf mehrere Gebäude. Das benachbarte Hôtel de Lassay, durch eine Galerie mit dem Palais Bourbon verbunden, ist der Amtssitz des Präsidenten der Nationalversammlung. 1974 wurde in der Rue de l'Université ein siebenstöckiges Bürogebäude errichtet, das mit dem Palais über einen unterirdischen Gang verbunden ist und in dem sich die Büros der Abgeordneten befinden. Um den durch eine Erhöhung der Zahl der Abgeordneten auf 577 weiter gestiegenen Raumbedarf zu decken, wurde 1986 ein weiteres Gebäude am Boulevard Saint-Germain erworben. Das Palais Bourbon umfasst mit seinen Nebengebäuden heute eine Nutzfläche von 55.000 m² mit etwa 2.000 Räumen für ca. 3.000 Personen.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Palais Bourbon – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 48° 51′ 43,5″ N, 2° 19′ 7,3″ O