Palais Kaunitz

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Wien, Panorama vom Palais Kaunitz, Bernardo Bellotto, 1759/60
Das vergrößerte Palais Kaunitz, Johann Andreas Ziegler, um 1780
Chariten, Zeus und Hera, zentrales Detail aus dem Fresko Der Olymp, Antonio Marini, 1820
Palais Kaunitz-Esterházy, Parapet der Westfassade, um 1780, (Bezirksmuseum Mariahilf)
Blick vom Esterházypark zur Ostfassade des Mariahilfer Gymnasiums, Anton Peisker, Lithographie, 1880
Das ehemalige Palais Kaunitz-Esterházy (zuletzt Mariahilfer Gymnasium) – Ostfassade, Foto: A. Stauda, 1906

Als Palais Kaunitz (auch Palais Albrechtsburg und Palais Esterházy) wurde ein mehrfach umgebautes ehemaliges Gartenpalais im Wiener Stadtteil Mariahilf bezeichnet, das 1970 zugunsten eines Neubaus des Mariahilfer Gymnasiums („Amerlinggymnasium“, Amerlingstraße 6) abgebrochen wurde.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gegen Ende des 17. Jahrhunderts hatte Johann Ignaz Albrecht von Albrechtsburg hier ein Vorstadtpalais – aus jüngst erschlossenen Quellen wahrscheinlich von Christian Alexander Oedtl – in der Art eines „Lustgebäudes“ des Johann Bernhard Fischer von Erlach errichten lassen. 1753 erwarb Graf Wenzel Anton von Kaunitz-Rietberg kurz nach seiner Rückkehr von seiner erfolgreichen diplomatischen Mission in Paris, von Anna Rosina von Albrecht-Albrechtsburg das Palais und ließ es von Hofbaumeister Johann Adam Münzer dem Zeitgeschmack entsprechend umbauen. Um 1780 erfolgte die bedeutende Vergrößerung des Baukörpers von fünf auf 21 Fensterachsen – mehreren Quellen zufolge durch den Elsässer Architekten Jean-Baptiste Kléber (1753–1800), wobei u. a. der gegen die heutige Amerlingstraße gewandte Ehrenhof geschlossen wurde. Ab 1814 wurde vom neuen Eigentümer, Fürst Nikolaus II. Esterházy de Galantha (1765–1833), das Innere weitgehend neu gestaltet. Als Krönung dieser Arbeiten beauftragte Esterházy 1819 den aus Prato stammenden Florentiner Maler Antonio Marini (1788–1861) mit der Schaffung des Deckengemäldes Der Olymp im neun Meter hohen oktogonalen Festsaal des Gebäudes.

1868 erwarb die Gemeinde Wien das Gebäude, das vom städtischen Oberingenieur Georg Haussmann nach Aufsetzen eines zweiten Stockwerks zu beiden Seiten des zweistöckigen Mittelrisalits höchst aufwändig zur Unterbringung des Mariahilfer Communal-, Real- und Obergymnasiums adaptiert wurde. Der Bau wurde als exemplarisch moderner Schulbau in Plänen und Ansichten auf der Wiener Weltausstellung 1873 präsentiert.

Während der Besatzungszeit nach dem Zweiten Weltkrieg war im Hauptgeschoß des Gebäudes das Lycée Français untergebracht. Nach Auszug der französischen Schule wurden zwischen 1955 und 1960 unter der Direktion Dr. Friedrich Wotke von der Bundesgebäudeverwaltung aufwändige Sanierungsarbeiten am und im Gebäude durchgeführt, wobei auch das Deckenfresko im barocken oktogonalen Festsaal vom Bundesdenkmalamt restauriert wurde. 1964 wurde in einer Reihe von Veranstaltungen das 100-jährige Bestehen des Gymnasiums gefeiert.

1967 wurde auf Betreiben der neuen Schulleitung und der Bundesgebäudeverwaltung die Aufhebung des Denkmalschutzes durchgesetzt, wovon die Öffentlichkeit erst im Herbst 1970 beim Auszug des Schulbetriebes in ein „Übergangsgebäude“ (7., Westbahnstraße) erfuhr. Heftige Proteste in den Medien, auch von Seiten bekannter Persönlichkeiten, konnten die Abbrucharbeiten nicht verhindern. Anstelle des damaligen Gebäudes wurde das heutige Schulgebäude nach Plänen von Richard Gach in der Amerlingstraße errichtet.

Abgesehen von nur wenigen Bauelementen konnte auf Betreiben des „Aktionskomitees SOS für Wien“ das Deckenfresko des Festsaals gerettet werden. 1982 wurde es an der Decke des neu geschaffenen Auktionssaales des „Kunstpalais Dorotheum“ im vormaligen Palais Eskeles wieder appliziert. Seit 1993 befindet sich im Palais Eskeles das Jüdische Museum der Stadt Wien. Seither ist das Marini-Fresko durch Abhängung der Decke für die Öffentlichkeit verborgen.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Edgard Haider: Verlorenes Wien – Adelspaläste vergangener Tage. Wien 1984, ISBN 3-205-07220-0.
  • Heinz P. Adamek: Geschichte eines Wiener Palais – Palais europäischer Geschichte. In: Jahresbericht Mariahilfer Gymnasium. Wien 1989, S. 53 ff.
  • Jiří Kroupa: Wenzel Anton, Prince Kaunitz-Rietberg: From “Curiosité” to Criticism of Art. Masarykova Univerzita v Brně 1997, S. 7 ff.
  • Dieter Klein, Martin Kupf, Robert Schediwy: Stadtbildverluste Wien – Ein Rückblick auf fünf Jahrzehnte. Wien 2005, ISBN 3-8258-7754-X.

Koordinaten: 48° 11′ 50″ N, 16° 21′ 5″ O