Petznick (Templin)

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Petznick (Templin)
Stadt Templin
Koordinaten: 53° 10′ N, 13° 37′ OKoordinaten: 53° 9′ 35″ N, 13° 37′ 27″ O
Petznick (Templin) (Brandenburg)
Petznick (Templin) (Brandenburg)

Lage von Petznick (Templin) in Brandenburg

Petznicker Feldflur
Luftbild Petznick

Petznick ist ein Ortsteil der Gemeinde Templin in der Uckermark, im Norden von Brandenburg (Deutschland). Das Dorf mit 220 Einwohnern liegt am Rande des Biosphärenreservats Schorfheide-Chorin rund zehn Kilometer nordöstlich von Templin. Historisch gehören zu Petznick die Ortsteile Kreuzkrug, Henkinshain und Birkenhain. Bis zum Jahr 2003 bildete die damalige Gemeinde Petznick mit zwölf anderen kleineren Gemeinden das Amt Templin (Land). Dieses wurde mit der Gemeinde Templin (Stadt) in 2003 zur Gemeinde Templin verschmolzen.

Geschichte des Ortes

Petznick wurde im 14. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt. Über Jahrhunderte zählte der Ort zu den Besitzungen unterschiedlicher Zweige des Adelsgeschlechtes von Arnim. In der Folge des Zweiten Weltkriegs und der Enteignungen im Zusammenhang der Bodenreform in der sowjetischen Besatzungszone gingen die Ländereien und das Gut in „Volkseigentum“ über. Mit dem Ende der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft Anfang der 1990er Jahre und dem Übergang des Gutes in private Hände 2003 begann der Wiederaufbau des Betriebes.

  • 1375 wurde Petznick erstmals im Carolinischen Landbuch Kaiser Karl des IV. erwähnt. Im Landbuch waren 36 Hufen aufgeführt, von denen erst 15 Hufen besetzt waren, die anderen waren "wüst". Das Landgut gehörte zu diesem Zeitpunkt dem Bürger Hennigo Grubetzen zu Prenzlau.[1]
  • 1442 befand sich die Feldmark in Besitz des Geschlechtes von Klützow zu Dedelow.
  • 1472 erster Lehnsbrief mit Nennung der Familie von Arnim als Besitzer - somit der späteste Zeitpunkt an dem der Besitz auf die Familie überging.
  • Um 1600 erfolgte die erste Anlage eines Vorwerkes zur Bewirtschaftung der Ländereien.
  • 1636/37 wurde das Dorf in der Folge des Dreißigjährigen Krieges (1618–48) und der Pest verlassen und in der Zeit danach als „wüste Feldmark“ bezeichnet.
  • Um 1700 legten die von Arnims aus Gerswalde ein bewohntes Vorwerk in Petznick an. Es gehörten dazu Groß- und Klein-Dolgen, Kalkofen – welches seit 1831 Henkinshain heißt – Jacobshagen mit der Heide und Berensdorf.
  • 1752 erlangte Petznick den Status eines selbstständigen Rittergutes.
  • 1757 Wechsel des Besitzers der Ländereien und des Gutes durch Erbteilung innerhalb des Hauses Arnim.
  • 1770 wurde das Herrenhaus als eingeschossiger Barockbau mit 15 bzw. 17 Achsen (Hofseite) erbaut.
  • 1774 waren 18 Häuser mit 95 Einwohnern registriert. 1801 – vermutlich aufgrund eines Großbrandes – waren es nur noch 8 Häuser und 97 Einwohner.
  • 1806 führten Verwüstungen durch die napoleonische Besetzung der Mark und ihre finanziellen Folgen fast zum Konkurs.
  • 1830 wurde an der Stelle des Vorwerkes Klein-Dolgen eine Ziegelei errichtet. Diese wurde nach dem ersten Ziegeleiunternehmer Henke „Henkinshain“ genannt. Die ganze Umgebung wurde von hier aus mit Ziegelsteinen beliefert. Henkinshain diente im 19. Jahrhundert auch einzelnen Familienmitgliedern der Familie von Arnim als Wohnort.
  • 1856 wurde die Petznicker Kapelle mit Rundbogenfenstern in Barockaufteilung erbaut.
  • 1861 existierten in Petznick 2 Gasthöfe, eine Kalkbrennerei, eine Ziegelei, einen Fischermeister, einen Gärtnermeister und einen Schmiedemeister.
  • 1876 Bau der Brennerei auf der Hofanlage durch den damaligen Pächter des Gutes, Amtmann Gräf.
  • 1871/72 erhielt Petznick eine eigene Schule, die 1977 geschlossen wurde.
  • 1928 wurden die Dörfer Kreuzkrug und Petznick grundbuchlich zur Gemeinde Petznick vereinigt.
  • 1934 wurde die Petznicker Feuerwehr gegründet. Errichtung eines Spritzenhaus mit einer Handdruckspritze.
  • 1945 ff. Unterbringung einer Vielzahl von Flüchtlingen auf der Anlage. Die Landwirtschaft wurde als LPG weitergeführt. Das Herrenhaus selbst diente seitdem als Verwaltungssitz und Kulturhaus. Der örtliche „Konsum“, die Nutzung als Schule und mehrere Wohnungen machten es zum Zentrum des Gemeindelebens.
  • Ende der 1940er Jahre wurde die Petznicker Siedlung Birkenhain errichtet.
  • 1965 wurde der Neubau mit 24 Wohnungen in Petznick errichtet.
  • 1990 ff. Mit dem Ende der "DDR" endete auch die Nutzung der landwirtschaftlichen Flächen und der Gutsanlage durch die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG).
  • 2003 Verkauf der Gutsanlage durch die Gemeinde und Zusammenschluss des Dorfes Petznick mit der Stadt Templin.

Das Gut Petznick

Gut Petznick
Jagdhaus/Waldschlösschen
Vorwerk Kreuzkrug

Das Rittergut Petznick gehörte schon am Ende des Mittelalters zum Lehnsbesitz der Arnims zu Gerswalde. Das Gut umfasste 1.250 ha Waldfläche und 1.800 ha landwirtschaftliche Fläche, die u.a. über die Vorwerke Böckenberg und Kienwerder sowie Kreuzkrug bewirtschaftet wurden. In seiner heutigen barocken Form wurde das Herrenhaus 1770 errichtet. Umbauten an der Fassade und Erweiterungen der Hofanlage erfolgten Anfang und Mitte des 19. Jahrhunderts. Ältere Fundamente und Gebäudeteile zeugen von Vorgängerbauten aus der Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg.

Zur Gutsanlage gehören das Herrenhaus, das Verwalterhaus, mehrere Stallgebäude, diverse Scheunen und die ehemalige Gutsbrennerei. Von der ehemaligen Gärtnerei ist nur noch die Lage bekannt. Hinter dem Herrenhaus wurde im 18. Jahrhundert ein Park angelegt.

Bis 1932 war es im Besitz der Familie von Arnim. Gutsanlage und Landwirtschaft wurden 1932 an den schlesischen Unternehmer Friderici verkauft.[2] Neben dem Gutshaus in Kreuzkrug blieben der Forst und der See in der Hand der von Arnims, die sich am Seeufer im Wald einen Holzbungalow – von der Familie "Jagdhaus", im Dorf „Waldschlösschen“ genannt – errichteten, das einzelnen weiblichen Familienmitgliedern der Arnims während und nach dem Krieg Schutz bot. Friderici wurde 1945 enteignet und die Ländereien sowie die Gutsanlage wurden Kern der ortsansässigen Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG).

Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde der Betrieb der LPG eingestellt und die Gutsanlage für verschiedene Zwecke genutzt. 2003 wurde die Gutsanlage von der Gemeinde verkauft und eine denkmalgerechten Restaurierung begonnen.

Die Gutsanlage wird heute wieder landwirtschaftlich genutzt. Teile des Herrenhauses und weitere Gebäude auf der Anlage sollen zukünftig auch dem Tourismus in Form von Ferienwohnungen dienen.

Die Familie von Arnim in Petznick

„Petznick, ein uraltes von Arnimsches Lehn, welches früher zu dem Stammhause Gerswalde gehörte, erhielt bei der brüderlichen Erbteilung im Jahre 1757 der Hauptmann Bogislav Bernhard von Arnim. Dieser starb am 26. Juli 1783 und es folgte ihm im Besitz sein einziger Sohn Otto Erdmann Christoph Albrecht von Arnim, der am 15 November 1821 kinderlos verstarb. Durch die Kriegsjahre und Unglücksfälle war der letzte Besitzer sehr heruntergekommen und es brach noch vor seinem Ableben deshalb ein Concours aus, in Folge dessen die Petznicker Güter im Jahre 1824 Lehnsschulden halber öffentlich verkauft wurden. Durch Vorkaufsrechte erwarb dieselben der Hauptmann Ferdinand August Valentin von Arnim aus dem Hause Bökenberg, welcher später durch den Ankauf eines See's, der bis dahin der Stadt Templin gehörte und dicht hinter dem Wohnhause im Park liegt, das Gut verschönte. Nach dem Ableben dieses Besitzers am 15. Oktober 1847 folgte ihm sein Sohn Otto von Arnim, der noch jetzt ausser Petznick die Lehngüter Bökenberg mit Berkenlatte und Wilhelmshof, Kienwerder und Kreuzkrug besitzt“[3]

Der Petznick See

Petznick See im Herbst
Petznick See im Winter

Der direkt an den Ort angrenzende und komplett von Wald umrandete See ist ca. 80 ha groß und hat eine durchschnittliche Wassertiefe von 4 m. Partielle Schilfgürtel und drei Inseln bieten der Vogelwelt geschützte Brutstätten.

Ursprünglich im Besitz der Stadt Templin kaufte die Familie von Arnim das Gewässer im 19. Jahrhundert, um die Parkanlage des Gutes zu verschönern. Mehrere Badehäuser wurden angelegt und zwei der Inseln konnten über Stege erreicht werden. Auf der mittleren Insel befand sich ein Teepavillion.

Anfang des 19. Jahrhunderts führte ein Dammbruch zu einer erheblichen Absenkung des Wasserspiegels. Den ursprünglichen Pegel und Uferbereich kann man an einigen Stellen um den See herum noch erkennen.

Aufgrund seines Nährstoffreichtums handelt es sich um ein fischreiches Angelgewässer, das historisch immer gewerblich bewirtschaftet wurde. Heute werden nur noch Angelkarten für Hobbyangler ausgegeben. Zander, Hecht, Karpfen und diverse Weißfischarten zählen zu den höchsten Vorkommen.

Die öffentliche Badestelle am Petznicksee ist idyllisch gelegen und besitzt ein Volleyballfeld.

Einzelnachweise

  1. George Jacob Decker: Landbuch des Churfürstenthums und der Mark Brandenburg welches Kayser Carl IV., König von Böhmen und Markgraf zu Brandenburg hat im Jahr 1375 anfertigen lassen; wie auch das Register des Landschlosses einiger Kreise der Churmark vom Jahre 1451. Decker, Berlin & Leipzig, erschienen 1781
  2. Arnimscher Familienverband: Das Geschlecht von Arnim, Chronik der Familie im neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert, IV. Teil. Degener & Co., Neustadt a.d. Aisch, erschienen 2002
  3. Alexander Duncker: Die ländlichen Wohnsitze, Schlösser und Residenzen der ritterschaftlichen Grundbesitzer in der preußischen Monarchie nebst den Königlichen Familien-, Haus-Fideicommiss- und Schatull-Gütern in naturgetreuen, künstlerisch ausgeführten, farbigen Darstellungen nebst begleitendem Text. Verlag Duncker, Berlin, erschienen 1857 bis 1883

Literatur

  • Reinhard E. Fischer: Die Ortsnamen der Länder Brandenburg und Berlin, Alter-Herkunft-Bedeutung.
  • Sophie Wauer und Lieselott Enders: Die Ortsnamen der Uckermark. In: Brandenburgisches Namenbuch. (Teil 9)
  • Fremdenverkehrsverein Petznick e. V.: Uckermärkische Dörfer stellen sich vor. Dorflehrpfad Petznick.
  • Ortschronik Petznick

Weblinks