Philosoph

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Die Schule von Athen. Raffael, 1511

Ein Philosoph (griechisch φιλόσοφος philósophos „Freund der Weisheit“) oder sinngemäß Denker ist ein Mensch, der danach strebt, Antworten auf grundlegende (Sinn-)Fragen über die Welt, über den Menschen und dessen Verhältnis zu seiner Umwelt zu finden. Ferner wird damit jemand mit praktischer Lebensklugheit bezeichnet, ebenso Vertreter der wissenschaftlichen Philosophie.

Definition

Rembrandt van Rijn, „Der Philosoph“ (1633) – eine Verbildlichung des Klischees des weltfremden Philosophen im Elfenbeinturm – nach einer anderen Interpretation: der neuzeitliche Philosoph, der statt des Wegs nach oben, der nur ins Dunkle führt, sich von dem Licht der Welt erleuchten lässt, das als empirische Erkenntnis von außen zu ihm dringt.

Die Frage, wer denn nun ein Philosoph sei, lässt sich unter verschiedenen Gesichtspunkten beantworten. Unumstritten ist die Bezeichnung „Philosoph“ für bedeutende Denker wie Platon, Aristoteles und Kant. Zu beachten ist dabei, dass der Gegenstandsbereich der Philosophie umstritten ist und in der Geschichte der Philosophie Veränderungen unterworfen war.

Darstellung verschiedener Auffassungen

Antike griechische Philosophen

Pythagoras (570-510 v.Cr.,) soll der erste gewesen sein, der sich Philosoph nannte. Davor war es üblich gewesen, weise Männer als σοφοί, σοφισταί (Xenoph., Memor. I, 11. Plat., Gorg. 508 A) zu bezeichnen. Der Terminus σοφος (sophos) kann mit der Kundige, bzw. der Erfahrene wiedergegeben werden. Als kundig und erfahren galt derjenige, der sich in Fragen des Lebens und den Traditionen der religiösen Feste, der Dichtung (Homer und Mythen) auskannte und über vielseitige Fähigkeiten verfügte, die für die demokratische Leitung der Polis, des Staates nützlich waren. Hippias von Elis, im 5. Jh.v.Cr., war ein bekannter Vertreter. Er zeichnete sich auf dem Gebiet des Handwerks, der Mathematik, Literatur und Rhetorik oft als der Beste aus. Seine Heimatstadt Elis errichtete ihm zu Ehren schon zu Lebzeiten ein Denkmal. Sophisten, wie Protagoras und Gorgias waren Philosophen dieser Art. Sie wurden von den Bürgern der griechischen Städte wegen ihrer Kenntnisse und Fähigkeiten geschätzt. Sie hielten Menschen für autonom und eigenverantwortlich. Sie waren Spezialisten für Sprache und öffentliche Reden. Man nannte sie deshalb Rhetoriker.[1]

Platon (428/7-348/7 v.Cr.) weist dem Philosophen einen darüber hinausgehenden Schwerpunkt zu. Er wollte Unveränderliches und ewig geltende Werte finden. In seinem Symposion nannte er daher den einen Philosophen, der die Wahrheit, das Schöne und das Gute liebt und begehrt. Für Xenophon (430/25-355 v.Chr.) waren Philosophen Männer, die sich durch Nachdenken über Erfahrenes auszeichneten. [2] Isokrates (436-338) bezeichnete seine Rhetorik als Philosophieren.

Unter den folgenden Philosophengenerationen verbreitete sich überwiegend sensualistisches, bzw. skeptisches Philosophieren.[3] Im Unterschied zu Platon entschied man sich, von der Veränderlichkeit auszugehen und über das Handeln zu philosophieren. Platons Vorstellungen ewiger Ideen ließen sich auch in der platonischen Akademie nicht verwirklichen. Man neigte mehr und mehr skeptischen Sichten zu.

Der Kyniker Antisthenes (ca. 440- ca. 370) war ein skeptischer Philosoph, der das Handeln dem Reden vorzog. Zyniker, wie Diogenes von Sinope († 323), gaben Beispiele für ein bedürfnisloses Leben und wendeten sich gegen die Übel der Kultur. Sie sahen darin ihre Philosophie. Aristippos von Kyrene (435-355) befasste sich auch mit der Kunst des Handelns (Lebenskunst). Er stellte fest, dass Handeln und Ethik von der Sinneserfahrung und dem Wohlbefinden der Menschen abhängt. Die positive Funktion von Lust für Handeln und Denken ist von der Selbstbeherrschung abhängig (Hedonismus). Die älteren Stoiker (4. -2. Jh.v.Chr.) philosophierten ebenso im Interesse der Lebenstüchtigkeit. Sie stellten dazu Überlegungen mit Bezug zu dem an, was sinnlich wahrnehmbar ist. Die Überlegungen sollten mit angenehmen Empfindungen verbunden sein.

Epikur (342-270 v.Chr.) und seine Gemeinschaft philosophierten über umfangreiche Konzepte zu Themen wie Wahrnehmen, über ethische und naturwissenschaftliche Fragen. Sie gingen, wie schon die Stoiker, ausschließlich von sinnlich Wahrnehmbarem und dem Nutzen angenehmer Empfindungen aus, um ein lebenswertes Leben führen zu können. Menschen sind autonom, sterblich und in der Lage, ihr Leben nach eigenen Maßstäben zu gestalten. Dies können sie erreichen, indem sie sich nach ihrem eigenen Wohlbefinden richten und ihre Ängste überwinden. So können sie gelassen auf die Veränderungen und Wechselfälle des Lebens reagieren. [4]

Auch für den Skeptiker Pyrrhon von Elis (gest. 275) stellte sich die Frage, wie Menschen Gelassenheit lernen können, um auf ihrem wechselhaften Lebensweg zuversichtlich und eigenverantwortlich ihr Leben zu gestalten. Er soll empfohlen haben, sich nicht auf Bestimmtes festzulegen. Fast zweihundert Jahre später wurden seine Ideen von dem platonischen Skeptiker Ainesidemos wieder aufgegriffen und wieder 200 Jahre später von Sextus Empiricus in dessen skeptischen Veröffentlichungen als Essenz seines eigenen Philosophierens dargestellt.

Antike römische Philosophen

Das antike griechische Philosophieren fand erst allmählich Anhänger unter den Römern. Zunächst und am meisten dasjenige, was dem herrschenden Staatssinn, sowie den römischen Tugendidealen entgegenkam und am besten zur römischen Volks- und Staatsreligion passte. Das war die Philosophie der sogenannten mittleren Stoa. Einer der ersten soll Panaitios von Rhodos (um 180-110)gewesen sein. Er gewann den jüngeren Scipio und Laelius für die Philosophie. Es folgten Poseidonios (gest. 51 v.Chr.) und Seneca (gest. 65 n. Chr.) Wie Panaitios fassten auch alle späteren Stoiker, die Philosophie rein praktisch auf, nämlich als gründlich bedachte Lebensgestaltung.[5]

Sie philosophierten auf der Grundlage ihres sinnlichen Wahrnehmens. Verlässliche Vorstellungen für Handeln und Denken ergaben sich durch wiederholtes Wahrnehmen von Dingen und Sachverhalten im Abgleich mit eigenen und fremden Beobachtungen. Das Ergebnis wurde Evidenz genannt. Aus dieser Evidenz zogen die Stoiker z. B. den Schluss, dass jeder Mensch sich von Geburt an seiner Natur entsprechend verhalte. Das Denken, bzw. die Vernunft könne diesen natürlichen Antrieb unterstützen oder ihn stören. Der richtige Gebrauch der Vernunft entscheide daher darüber, ob der Mensch ein gutes, d. h. lebenswertes Leben führen könne.[6]

Nachdem die christliche Religion zur Staatsreligion geworden war, verbreiteten sich in der römischen Welt auch christliche Philosophien. Für die Verteidiger des Christentums, die Apologeten, sind wahre Philosophen christlich. Sie philosophierten für den christlichen Glauben gegen gnostische Lehren, wie z. B. Irenäus von Lyon. Sie diskutierten wie Clemens von Alexandria über griechische Philosophie, um gebildete Hellenen zu bekehren. Sie ersetzten die griechische und neuplatonische Kosmologie durch eine umfassende christliche, wie Origenes mit seiner Idee des ewigen Logos, der sich in der sichtbaren Welt entfalte oder Augustinus mit seiner Theorie vom Gottesstaat.[7]

Auch die platonische Philosophie lebte wieder auf. Sie wurde im 3. Jh. von Plotin erfolgreich vertreten. Plotin führte das von Platon entworfene Konzept der Ideen und der Wahrheit fort. Für ihn gab es das Eine, ein nicht-sinnliches Prinzip, das Ursache und Zentrum alles Vorhandenen sei. Der Mensch müsse sich durch seine Lebensführung mit diesem Einen verbinden, um vollendet menschlich handeln zu können. Bei den Neuplatonikern haben Philosophen den Charakter von Theosophen.[8]

Mittelalterliche, neuzeitliche und moderne Philosophen

Zur wissenschaftlichen Philosophie mit metaphysischem Charakter gehören seit dem Mittelalter bis in die Gegenwart die Fragen nach dem Sein (Ontologie). Gefragt wird auf welche Weise der Mensch die Welt erkennt (Gnoseologie bzw. Erkenntnistheorie), oder danach, wie der Mensch moralisch gut handelt (Ethik und Pragmatik). Außerdem geht es um Methoden zu denken und wie man logisch korrekt argumentiert. Bis weit ins 20. Jahrhunderte war man der Auffassung, dass Philosophen Grundlagen für alle anderen Wissenschaften legen sollten. Philosophen wollten das gesamte wissenschaftliche Wissen harmonisch zu einem Gesamtweltbilde zusammenzufassen. Beispielhaft stehen dafür Max Scheler und andere Vertreter der Philosophischen Anthropologie. Das Projekt Philosophische Anthropologie gibt es heute nicht mehr.

Kritische Stimmen

Diejenigen, die sich beruflich mit der akademischen Disziplin der Philosophie beschäftigen, werden heute im Allgemeinen als Philosoph bezeichnet. In einigen Fällen möchten sich diese aber selbst nicht als solche sehen. Prominente Beispiele hierfür sind Hannah Arendt und Michel Foucault, welche sich selbst lediglich als politische Theoretikerin respektive als Kritiker bezeichneten, oder Jürgen Habermas, der sein Hauptwerk als mehr soziologisch denn philosophisch versteht. Der „Philosoph wider Willen“[9] Karl Popper distanzierte sich mehrmals von einer „Berufsphilosophie“, deren Vertreter er als „Fachphilosophen“ bezeichnete.

Es gab auch Beispiele für Philosophen, die nicht als Philosoph in akademische Zusammenhänge eingebunden sind. Historisch bekannte Beispiele sind David Hume, Sören Kierkegaard, Arthur Schopenhauer, Friedrich Nietzsche, Gottlob Frege und Albert Camus.

Siehe auch

Portal: Philosophie – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Philosophie

Literatur

Lexika
Essay
Historisch orientierte Zusammenstellungen

Weblinks

Wiktionary: Philosoph – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Philosophen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Platon Hippias II. - Karl Vorländer: Geschichte der Philosophie. Band 1, Leipzig 1919, S. 67-70. zeno.org
  2. „Philosoph wird zur spezifischen Bezeichnung für Intellektuelle.“ Hellmut Flashar: Die Philosophie der Antike. Basel 2007, S.350.
  3. Vgl. für die folgende Darstellung Karl Vorländer: Geschichte der Philosophie. Band 1, Leipzig 5 1919, S. 78-168. und folgende Seiten bei zeno.org
  4. Vgl. a. Long/Sedley: Die Hellenistischen Philosophen. Stuttgart 1999/2006, S.7; S.131-146.
  5. Karl Vorländer: Geschichte der Philosophie. Band 1, Leipzig 1919, S. 168-171.zeno.org
  6. Johannes Hirschberger: Kleine Philosophiegeschichte. Freiburg i. Br. 1961, S. 50-53. - Philip Schmitz: Cato Peripateticus – stoische und peripatetische Ethik im Dialog. Berlin/New York 2014, 3. Abschnitt, S. X. Google–Buch, aufgerufen am 8. Oktober 2016
  7. Vgl. Joseph Bautz: Grundzüge der christlichen Apologetik. BoD 2013, S. 4-6.
  8. Rudolf Eisler: Wörterbuch der philosophischen Begriffe. Band 2. Berlin 1904, S. 104-116. zeno.org
  9. http://www.3sat.de/kant/61811/index.html