Pietro Aron

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Pietro Aaron, Lucidario in musica, 1545

Pietro Aron, auch Pie(t)ro Aaron und Aaron (* um 1480[1] in Florenz; † nach 1545 zu Venedig), war ein italienischer Musiktheoretiker und Komponist der Renaissance.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aron war 1516 Priester in Imola, war von 1520 bis Juni 1522 dortselbst Sänger an der Kathedrale und gab in der Stadt Musikunterricht. Ab 1523 war er als maestro di casa im Dienst des Johanniterritters und Priors von Venedig Sebastiano Michiel in Venedig tätig. Diesem widmete er seinen Traktat Thoscanello de la musica 1523. 1536 wurde Aron Mönch in einem Kreuzherrenkloster bei Bergamo. 1545 erlebte er noch die Veröffentlichung seines Lucidario, wohl aber nicht mehr jene des undatierten Compendiolo.

Er schrieb im Vorwort des Thoscanello von seiner einfachen Herkunft und scheint Autodidakt gewesen zu sein.

Theoretisches Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In seinen Schriften befasste er sich vor allem mit Kontrapunkt und Kompositionstechnik, dem modalen Skalensystem (besonders der möglichen Anwendung der älteren Kirchentonarten auf die zeitgenössische Praxis) und der Musica ficta (der Anwendung von Vorzeichen). Er beschrieb als einer der ersten Theoretiker die mitteltönige Stimmung. Er veröffentlichte nicht in lateinischer, sondern in italienischer Sprache, was für einen Musiktheoretiker seiner Zeit neu war.

Bedeutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aron versuchte die alten Lehren über die Kirchentonarten, den Kontrapunkt und die Musica ficta auf die zeitgenössische Musik anzuwenden, als diese sich bereits massiv gewandelt hatte, wobei seine Erörterungen als Zeitdokument wichtig sind. Die Korrespondenz mit seinem Freund Giovanni Spataro zeigt ihn als Mann der Praxis, der mitunter unsystematisch vorging. Spataro wies ihn auf manche Fehler hin und ging in seiner Kritik so weit, dass er den Trattato als „senza ordine et verità“ kritisierte.

Sehr wichtig wurde seine präzise Beschreibung der mitteltönigen Stimmung, die in der Folgezeit die verbreitetste Stimmung für Tasteninstrumente wurde und erst von Andreas Werckmeisters wohltemperierten Stimmungen abgelöst wurde.

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Libri tres de institutione harmonica, Bologna 1516
  • Thoscanello de la musica, Venedig, 1523; drei Nachdrucke als Toscanello in musica 1529, 1539, 1562, den gelegentlichen Nachdruck 1557 scheint es nicht gegeben zu haben.
  • Trattato della natura et cognitione di tutti gli tuoni di canto figurato, Venedig 1525; 1950 teils englisch übersetzt in O. Strunk: Source Readings in Music History, New York
  • Lucidario in musica di alcune opinione antiche e moderne, Venedig 1545
  • Compendiolo di molti dubbi, segreti, et sentenze intorno al canto fermo et figurato, Mailand posthumum, nach 1545

Kompositionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • J.W. Link, Jr.: Theory and Tuning: Aaron’s Mean Tone Temperament, Boston, 1963
  • Peter Berquist: Mode and Polyphony around 1500; Theory and Practice, Music Forum I (1967).
  • Bonnie J. Blackburn: Aaron, Aron, Pietro. Die Musik in Geschichte und Gegenwart (MGG) Bd. 1
  • Nicolas Slonimsky: Baker’s Biographical Dictionary of Musicians, 7. Ausgabe, Schirmer Books, New York NY 1984, ISBN 0-02-870270-0.
  • Libri tres de institutione harmonica, Bologna 1516, auf: Vicifons (lateinischsprachige Wikisource)
  • Cristle Collins Judd: Reading Renaissance Music Theory: Hearing with the Eyes. Band 14 von Cambridge Studies in Music Theory and Analysis. Cambridge University Press, 2006, ISBN 0-52-102819-1

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. nach New Grove 2001