Porophoraspis

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Porophoraspis
Zeitliches Auftreten
Floium bis Darriwilium
477 bis 461 Mio. Jahre
Fundorte
Systematik
Unterstamm: Wirbeltiere (Vertebrata)
Klasse: Pteraspidomorphi
Unterklasse: Arandaspida
Ordnung: Arandaspidiformes
Familie: Arandaspididae
Gattung: Porophoraspis
Wissenschaftlicher Name
Porophoraspis
Ritchie und Gilbert-Tomlinson, 1977

Porophoraspis ist eine ausgestorbene Gattung der zu den Pteraspidomorphi gehörenden Familie der Arandaspididae. Dieser älteste bekannte, primitive kieferlose Fisch (Agnatha) lebte im Unteren Ordovizium in Australien.

Etymologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bezeichnung Porophoraspis (Poren-tragender Schild) ist eine Zusammensetzung der drei griechischen Wörter πόρος póros (Pore), φόρος phóros (Träger) und ἀσπίς aspis (Schild). Dies berücksichtigt die Tatsache, dass die Tuberkel des Schilds eine löchrige Struktur aufweisen.

Erstbeschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Porophoraspis wurde im Jahr 1977 erstmals von Alexander Ritchie und Joyce Gilbert-Tomlinson wissenschaftlich beschrieben.[1] Eine neuere Überarbeitung erfolgte durch Jack Sepkoski (im Jahr 2002 posthum veröffentlicht).[2]

Taxonomie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Robert Lynn Carroll (1988) stellt die Gattung Porophoraspis in die Familie der Arandaspididae, zusammen mit dem umstrittenen Taxon Anatolepis und Arandaspis.[3] Sacabambaspis ist ein weiteres mögliches Schwestertaxon, das aber jetzt einer eigenen Familie zugewiesen wird. Das einzige bisher bekannte Subtaxon ist Porophoraspis crenulata.

Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Unterschied zu Arandaspis sind von Porophoraspis nur eine Einzelplatte mit stark gekrümmten Rand und Bruchstücke des Außenpanzers fossil erhalten geblieben, es kann daher auch keine Rekonstruktion des Tieres vorgenommen werden. Diese Bruchstücke ähneln in gewisser Weise den Tuberkeln von Arandaspis, sind aber bei genauerer Betrachtung in Form und Ornamentierung grundverschieden. Die Tuberkel von Arandaspis sind deutlich ausgelängt und rautenförmig und werden von kleinen Poren bedeckt, wohingegen sie bei Porophoraspis eine nur angenähert ovale Form haben und von reihenartig (bis zu drei Reihen) angeordneten Löchern, die wesentlich größer als die Poren von Arandaspis sind, perforiert werden. Die Tuberkel von Porophoraspis sind an den Rändern etwas eingerollt und aufgrund der Poren stark eingebuchtet bzw. ausgefranst.[4] Sie werden nicht größer als 0,8 Millimeter.

Größere Ähnlichkeiten bestehen jedoch zu den im Umriss eichenblattförmigen Tuberkeln von Sacabambaspis, deren Entstehung sich aus den Tuberkeln von Porophoraspis durch eine Zunahme in der Porendimension erklären lässt. Überdies zeigt sich auch eine gewisse Verwandtschaft mit dem noch nicht klassifizierten Fund von Young (1996) aus dem Oberkambrium.[5] Tuberkel mit relativ großen Poren dürften somit einen primitiven Charakterzug darstellen.

Bedeutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Selbst wenn einige Wissenschaftler wie beispielsweise Ørvig (1989)[6] ähnlich wie bei Anatolepis die Vertebratennatur von Porophoraspis anzweifelten, so werden sie durch Funde aus dem Pacoota Sandstone eindeutig widerlegt – darunter ein Schalenrest, der die Kanäle eines Seitenlinienorgans erkennen lässt. Somit kann Porophoraspis unbestreitbar als ältester eindeutiger Repräsentant eines Vertebraten angesehen werden.[7]

Vorkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vorkommen von Porophoraspis sind bisher nur aus dem Amadeus-Becken Australiens bekannt. Der ursprüngliche Fund, erstbeschrieben im Jahr 1977, stammt aus der Stairways Sandstone Formation vom Mount Watt, rund 150 Kilometer südlich von Alice Springs. Der Stairways Sandstone wurde während des Hochstands eines epeirischen Flachmeers in Strandnähe abgelagert.[8] Sollte sich der etwas fragliche Fund aus dem älteren Pacoota Sandstone tatsächlich bewahrheiten, so dürfte er den ältesten bekannten Fischfund darstellen.

Porophoraspis wurde bisher in folgenden Formationen entdeckt:

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Alexander Ritchie und Joyce Gilbert-Tomlinson: First Ordovician vertebrates from the Southern Hemisphere. In: Alcheringa. Band 1, 1977, S. 351–368.
  2. Joseph John Sepkoski: A compendium of fossil marine animal genera. In: Bulletins of American Paleontology. Band 363, 2002, S. 1–560.
  3. Robert Lynn Carroll: Vertebrate Paleontology and Evolution. W. H. Freeman and Company, New York 1988, ISBN 0-7167-1822-7.
  4. Shergold, J. S. u. a.: Late Proterozoic and early Palaeozoic palaeontology and biostratigraphy of the Amadeus Basin. 1991, S. 97–111.
  5. Young, Gavin C. u. a.: A possible Late Cambrian vertebrate from Australia. In: Nature. Band 383, 1996, S. 810–812.
  6. Ørvig, T.: Histoloic studies of ostracoderms, placoderms and fossil elasmobranchs. 6. Hard tissues of Ordovician vertebrates. In: Zoologica Scripta. Band 18, 1989, S. 427–446.
  7. Janvier, P.: Les vertébrés avant le Silurien. In: GEOBIOS. Band 30, 7, 1998, S. 931–950, doi:10.1016/S0016-6995(97)80217-3.
  8. Davies, Neil S., Sansom, Ivan J., Nicoll, Robert S. und Ritchie, Alex: Ichnofacies of the Stairway Sandstone fishfossil beds (Middle Ordovician, Northern Territory, Australia). In: Alcheringa. 2011, ISSN 0311-5518, S. 1–17, doi:10.1080/03115518.2011.557565.
  9. Gavin C. Young: Ordovician Microvertebrate Remains from the Amadeus Basin, Central Australia. In: Journal of Vertebrate Paleontology. Band 17(1), 1997, S. 1–25.
  10. Wells, A. T., Forman, D. J. und Ranford, L. C.: Geological reconnaissance of the north-western part of the Amadeus Basin, Northern Territory. In: Bureau of Mineral Resources, Australia, Report. Band 85, 1965, S. 45.