Presbyterianismus

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 1. August 2016 um 03:18 Uhr durch Diopuld (Diskussion | Beiträge) (→‎Weblinks: GND). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Presbyterianismus (von griechisch πρεσβύτερος presbyteros, der Ältere) ist eine Form der Kirchenverfassung, bei der die Kirche auf mehreren Ebenen durch Gremien von Ältesten und Pastoren geleitet wird. Die presbyterianische Kirchenverfassung ist besonders bei reformierten Kirchen gebräuchlich. Presbyterianismus steht zwischen dem hierarchischen Episkopalismus (Leitung durch Bischöfe) und dem Kongregationalismus, bei dem die Gemeinden völlig selbständig sind.

Geschichte

Der Presbyterianismus geht auf die Kirchenordnung der Hugenotten zurück, die 1559 von der Nationalsynode in Paris eingeführt wurde. Der Reformator John Knox legte die spezielle schottische Ausprägung 1560 im First Book of Discipline fest, das gemeinsam mit dem Second Book of Discipline von 1578 für die Church of Scotland leitend wurde. Von Schottland aus breitete sich der Presbyterianismus (im engeren Sinne) in andere Teile des Vereinigten Königreichs und schließlich in die gesamte angelsächsische Welt aus.

Beim Weseler Konvent 1568 wurde die Kirchenordnung in modifizierter Form für die reformierte Kirche in den Niederlanden übernommen. Auch die reformierten Kirchen in Westdeutschland lehnten sich an dieses Modell an, was im 19. und 20. Jahrhundert zur Einführung presbyterial-synodaler Strukturen in allen deutschen Landeskirchen führte. Die Kirchenordnungen der reformierten Landeskirchen der Schweiz sind ebenfalls diesem Modell verwandt.

Die Ämter

Eine Voraussetzung der presbyterianischen Kirchenverfassung ist die von Johannes Calvin vertretene Vierämterlehre, nach der die Kirche nicht allein vom geistlichen Stand geleitet werden kann, sondern durch ein Zusammenspiel verschiedener Ämter. Neben den Pastoren, die Gottes Wort verkündigen, und den Lehrern („docteurs“), die die Gemeinde im christlichen Glauben unterweisen, sind Älteste („anciens“) für die Ausübung der Kirchenzucht zuständig; daneben organisieren Diakone die Armenfürsorge. In vielen presbyterianischen Kirchen werden neben den Pastoren und Lehrern (die später meist als identisch angesehen wurden) auch Älteste und Diakone ordiniert. Sowohl Pastoren als auch Älteste werden als Nachfolger der im Neuen Testament erwähnten πρεσβύτεροι gesehen, so dass sie in angelsächsischen presbyterianischen Kirchen oft mit dem gemeinsamen Begriff elders zusammengefasst und als teaching elders und ruling elders unterschieden sind.

Die Leitungsgremien

Im Presbyterianismus gibt es Leitungsgremien auf drei oder vier Stufen, die jeweils Mitglieder an das nächsthöhere Gremium delegieren:

  • die Sitzung (englisch session), die Leitung der lokalen Gemeinde
  • das Presbyterium (englisch presbytery), das eine Gruppe von Gemeinden in einem begrenzten lokalen Umkreis leitet (in den Niederlanden wird hier von Classis gesprochen)
  • in größeren Kirchen regionale Synoden
  • eine Generalversammlung oder Generalsynode als oberstes Leitungsgremium der Kirche.

Jedes Leitungsgremium setzt sich aus Pastoren und Ältesten zusammen. In der lokalen Gemeinde hat der Gemeindepfarrer meist den Vorsitz, in höheren Gremien sind Pastoren und Älteste meist in gleich großer Zahl vertreten und wirken gleichberechtigt.

Die einzelne Gemeinde ist rechtlich und finanziell selbständig, aber der Kirchenverfassung und dem Bekenntnis der Kirche verpflichtet.

Die Ältesten einer Gemeinde werden von der Gemeinde gewählt. Ordinierte Pfarrer werden ebenfalls von der Gemeinde gewählt, müssen aber vom Presbyterium bestätigt werden.

Weblinks