Provisorische Regierung Päts II

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Konstantin Päts, hier in einer Aufnahme von 1934

Die zweite provisorische Regierung der Republik Estland unter Ministerpräsident Konstantin Päts (Provisorische Regierung Päts II) amtierte vom 12. bis 27. November 1918. Sie blieb 16 Tage im Amt. Sie war die erste Regierung der Republik Estland, die auch die faktische Regierungsgewalt ausüben konnte.

Parteien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Koalitionsregierung wurde vom Ältestenrat des estnischen Landtags (Maanõukogu) eingesetzt. Die in ihr vertretenen vier Parteien bildeten ein weites politisches Spektrum ab:

Kabinett[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ressort Name Amtszeit Partei
Ministerpräsident Konstantin Päts 12.11.1918 – 27.11.1918    EMRL
Stellvertretender Ministerpräsident Jaan Poska 12.11.1918 – 27.11.1918 EDE
Gerichtsminister Jaan Poska 12.11.1918 – 27.11.1918 EDE
Innenminister Konstantin Päts 12.11.1918 – 27.11.1918 EMRL
Stellvertretender Innenminister Juhan Kukk 12.11.1918 – 27.11.1918 ETE
Finanzminister Juhan Kukk 12.11.1918 – 27.11.1918 ETE
Kriegsminister Andres Larka 12.11.1918 – 27.11.1918 parteilos   
Geschäftsführender Handelsminister Nikolai Köstner 12.11.1918 – 16.11.1918 ESDTP
Landwirtschafts- und Ernährungsminister Jaan Raamot 12.11.1918 – 16.11.1918 EMRL
Außenminister Otto Strandman 12.11.1918 – 27.11.1918 ETE
Bildungsminister Peeter Siegfried Põld    12.11.1918 – 27.11.1918 EDE
Geschäftsführender Arbeits- und Sozialminister    Aleksander Tulp 16.11.1918 – 27.11.1918 ESDTP
Verkehrsminister Ferdinand Peterson 12.11.1918 – 27.11.1918 ETE
Minister ohne Geschäftsbereich Jaan Tõnisson 16.11.1918 – 27.11.1918 EDE

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Machtvakuum des Ersten Weltkriegs hatte die Republik Estland am 24. Februar 1918 in Tallinn ihre Loslösung von Russland und die staatliche Selbständigkeit ausgerufen. Konstantin Päts bildete am selben Tag eine provisorische Regierung (Provisorische Regierung Päts I). Am 25. Februar marschierten deutsche Truppen in Tallinn ein und besetzten bis Anfang März ganz Estland.

Das deutsche Kaiserreich hatte kein Interesse an einem eigenständigen estnischen Staat. Die deutsche Kriegszielpolitik sah die Schaffung eines von Berlin abhängigen Baltischen Herzogtums unter Führung des deutschbaltischen Adels vor.

Konstantin Päts wurde von den Deutschen verhaftet und in Ostpreußen interniert. Gerichtsminister Jüri Vilms wurde im April 1918 unter bislang nicht vollständig geklärten Umständen in Helsinki exekutiert. Andere Mitglieder der Regierung wie Kriegsminister Andres Larka konnten untertauchen.

Im November kam es mit der deutschen Niederlage im Ersten Weltkrieg auch zum Zusammenbruch der kaiserlichen Herrschaft in Estland. Am 9. und 10. November schlossen sich die deutschen Soldaten in Tallinn dem Matrosenaufstand im Deutschen Reich an. Am 11. November 1918 unterzeichnete Deutschland den Waffenstillstand von Compiègne.

Am selben Tag konnte die (erste) provisorische Regierung der Republik Estland wieder zusammentreten. Einen Tag später wurde unter Führung von Konstantin Päts in einer gemeinsamen Sitzung der provisorischen Regierung und des Ältestenrates des Landtags (Maanõukogu Vanematenõukogu) ein neues Kabinett gebildet, die zweite provisorische Regierung. Am 19. November 1918 unterschrieb der Generalbevollmächtigte für die besetzten baltischen Länder, August Winnig in Riga, einen Vertrag mit der provisorischen Regierung, der ihr die Regierungsgewalt in Estland übertrug.

Mit der Niederlage Deutschlands rechnete sich das bolschewistische Sowjetrussland Chancen auf eine Rückeroberung Estlands aus. Am 22. November begann die Rote Armee mit ihrem Angriff auf die ostestnische Stadt Narva, der allerdings noch von deutschen Truppen abgewehrt wurde.

Angesichts der drohenden Kriegsgefahr bildete Päts sein Kabinett um und übernahm selbst das Amt des Kriegsministers. Die dritte provisorische Regierung Estlands trat am 27. November 1918 ihr Amt an. Einen Tag später begann der sog. Freiheitskrieg gegen Sowjetrussland, der bis Februar 1920 dauern sollte.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]