Purpurlicht

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Das Purpurlicht ist ein Dämmerungphänomen durch verschieden gestreute Lichtanteile, das am Himmel purpurfarben leuchtend erscheint.

Beobachtung und Entstehung

Das Purpurlicht beginnt etwa 15 Minuten nach Sonnenuntergang über dem Westhorizont, wenn die Sonne etwa 2° unter dem Horizont steht. Es entsteht durch Streuung und Reflexion an kleinen Staubpartikeln und Dunst in der Atmosphäre. In der Dämmerungphase ist der Lichteinfallswinkel sehr günstig, weil in die unteren Schichten kein direktes Sonnenlicht einfällt und Streulicht produziert. Das Streulicht der Staubteilchen wird weniger überstrahlt und dann sichtbar.

Purpurlicht

Das Auftreten, die Sichtbarkeit und die Stärke des Purpurlichts sind stark von den Wetter- und Beobachtungsbedingungen abhängig, je nach Luftdruck und Windverhältnissen in der Stratosphäre. Ursachen für auffälliges Purpurlicht können Waldbrände, Vulkanausbrüche und die Luftverschmutzung über Großstädten sein. Insbesondere kann die dem Purpurlicht nachfolgende Purpurdämmerung bei günstigen Verhältnissen eindrucksvoll sein.

Physikalische Voraussetzungen für das Purpurlicht sind Streuungen von Sonnenlicht in den höheren Luftschichten, die den Beobachter sowohl mit einem langwelligen roten als auch mit einem kurzwelligen blauen Anteil erreichen. Die Farbempfindung des Purpurtons entsteht bei gleichzeitigem Zusammentreffen von Farbreizen der beiden Enden des sichtbaren Spektrums, sie ist eine qualitative Besonderheit der menschlichen Farbwahrnehmung. Hier ist es die Wahrnehmung der überlagerten Anteile von rotem Streulicht aus den unteren dunstigen Schichten und von blauem Streulicht aus den hohen Schichten der Atmosphäre. Durch Rayleigh-Streuung an den Luftmolekülen des Sonnenlichts gelangen blaue Anteile zum Beobachter. Die Dunstanteile in den unteren Schichten verursachen eine Mie-Streuung.[1] In seltenen Fällen kann es gegenüber der untergegangenen Sonne auch zu einem Gegenpurpurlicht kommen.

Das im Volksmund als Morgen- und Abendrot bezeichnete Widerstrahlen an Wolken ist nicht der als Purpurlicht bezeichnete Effekt. Nicht selten werden im Zusammenhang mit Purpurlicht auffällige Dämmerungsstrahlen beobachtet. Deren Auftreten hat nichts mit dem Purpurlicht zu tun; jedoch fallen sie auf ein Purpurlicht projiziert weit mehr auf als in einer normalen Dämmerung mit blauem Himmelshintergrund[2].

Nach Auftreten von intensivem Purpurlicht über großen Teilen West- und Mitteleuropas im Februar 2008 werden mittlerweile auch polare Stratosphärenwolken (PSC) als ein Auslöser des Purpurlichts vermutet.[3] PSC sind sehr wahrscheinlich auch für ein spektakuläres Purpurlicht verantwortlich, das am 6. Dezember 2002 die Polarnacht über Spitzbergen fast taghell erleuchtete („Red Sky-Event“ [4]).

Einzelnachweise

  1. Eine umfangreiche Beschreibung der zeitlichen Abfolge einer Abenddämmerung findet sich in Karl Mütze, Leonhard Foitzik, Wolfgang Krug, Günter Schreiber: ABC der Optik. VEB F.A.Brockhaus Verlag, Leipzig 1961, Stichwort: Dämmerungserscheinungen.
  2. Farbenzauber in der Dämmerung - Das Purpurlicht
  3. C. Hinz, P. Krämer, G.P. Können: Polar Stratospheric Clouds over Western Europe Weather – April 2009, Vol. 64, No. 4 (englisch)
  4. F. Sigernes et al.: The Mysterious Red Sky on 6 December 2002