Pütnitz

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Pütnitz
Koordinaten: 54° 15′ N, 12° 28′ OKoordinaten: 54° 15′ 11″ N, 12° 27′ 52″ O
Höhe: 3 (2–4) m
Fläche: 5,75 km²
Eingemeindung: 1928
Eingemeindet nach: Damgarten
Postleitzahl: 18311
Vorwahl: 03821
Pütnitz (Mecklenburg-Vorpommern)
Pütnitz (Mecklenburg-Vorpommern)

Lage von Pütnitz in Mecklenburg-Vorpommern

Blick vom Körkwitzer Hafen über den Saaler Bodden auf Pütnitz
Blick vom Körkwitzer Hafen über den Saaler Bodden auf Pütnitz

Pütnitz ist ein Ortsteil der Stadt Ribnitz-Damgarten im Landkreis Vorpommern-Rügen im Norden Mecklenburg-Vorpommerns.

Geographie

Das Dorf liegt nordöstlich der Recknitz-Mündung zwischen Ribnitzer See und der Stadt Damgarten.

Halbinsel Pütnitz wird auch ein westlich des Dorfes gelegenes, bis zum Saaler Bodden reichendes Waldgebiet genannt.[1] Auf diesem Areal befand sich der ehemalige Militärflugplatz Pütnitz. Er entstand im Bereich des ehemaligen Dorfes Steinort.

Geschichte

Gutshaus in Pütnitz (2013)

Bereits im 12. Jahrhundert könnte hier eine wendische, mittelalterliche Wasserburg gestanden haben. 1225 fand Pütnitz erste Erwähnung in einer Schenkungsurkunde des Fürsten Jaromar II. von Rügen an das Ratzeburger Domkapitel. 1258 schenkte dieser Fürst das Dorf der in diesem Jahr gegründeten Stadt Damgarten. Nach Einspruch des Domkapitels wurde es bereits 1261 an Eckard von Dechow verkauft. Im 17. Jahrhundert kurzfristig im Besitz der Herren von Schwerin, war Pütnitz bis 1797 durchgängig Stammsitz der Familie von Dechow. Danach befand sich Pütnitz im Besitz der Familie von Zanthier, da die letzte Erbin, Caroline von Dechow, 1788 Herrn L. von Zanthier heiratete[2].

Seit dem 19. Jahrhundert bildete Pütnitz einen Gutsbezirk. Mit der Abschaffung der Gutsbezirke in Preußen wurde Pütnitz 1928 in die Stadt Damgarten eingemeindet, gegen den Willen des Gutsherrn Hans Dietrich von Zanthier, der die Bildung einer eigenständigen Landgemeinde angestrebt hatte.[3]

Das Gutshaus war nach 1945 kurzzeitig Schule, danach Wohnhaus, das 2011 von der Gebäudewirtschaft privatisiert wurde.[4] [5] Erwerber waren Nikolaus und Diana von der Lühe, die seither das Gutshaus und den Restpark restaurierten. Das Herrenhaus wird für Ferienwohnungen und Feierlichkeiten vermietet.

Flugplatz

Ein etwa 575 ha großes Wald-, Wiesen- und Weidegebiet westlich von Pütnitz wurde 1935 vom Reichsluftfahrtministerium der Familie von Zanthier abgekauft, um einen Fliegerhorst zur Flugzeugführerausbildung zu errichten. Er wurde am 1. April 1936 eingeweiht und diente in den 1930er Jahren bis Anfang 1945 als Seefliegerschule. 1936 waren 86 Maschinen im Einsatz. Bis zu 1500 Mann (April 1939) dienten auf dem Flugplatz. Die feste Start- und Landebahn wurde 1942 errichtet und 1943 erweitert. Mehrfach änderte sich die Bezeichnung der Ausbildungsstätte. Gegründet als Flugzeugführerschule (See) 1 Pütnitz, wurde sie am 16. Januar 1940 als Seeflugzeugführerschule (See) 2 und am 1. Januar 1941 als FFS C 17 bezeichnet. Am 15. Oktober wurde sie mit einhergehender Ausbildungszeitverkürzung in FFS B 17 umbenannt. Nach im März 1944 beschlossener Auflösung der Schule wurde sie am 8. September 1944 geschlossen. Die ehemaligen Hangars in Stahlbetonbauweise, Rollfelder und Bunker stehen unter Denkmalschutz.[6] Von fünf Hangars ist Halle 4 mit Falttor im Originalzustand erhalten geblieben. Halle 5 wurde während des Zweiten Weltkrieges von den Heinkel Flugzeugwerken zur Fertigung von Tragflächen für den Bomber He 111 genutzt. Zusätzlich wurden auf dem Fliegerhorst die in den Walther-Bachmann-Flugzeugwerken Ribnitz reparierten Seeflugzeuge eingeflogen.[7]

Nachdem das Gelände nach Kriegsende seit 1948 kurzzeitig als Werft für den Bau von Fischkuttern aus Holz genutzt wurde, stationierte die Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland ab 1952 verschiedene Einheiten der 16. Luftarmee. Hauptsächlich war Pütnitz von 1954 bis 1994 Standort des Stabes der 16. Gardejagdfliegerdivision und des ihr unterstellten 773. Jagdfliegerregiments mit etwa 7.000 Militärangehörigen.[8]

Heute ist in den ehemaligen Hangars des Militärflugplatzes der Technikverein Pütnitz untergebracht.

Sehenswürdigkeiten

→ siehe auch Liste der Baudenkmale in Ribnitz-Damgarten

  • Im Zentrum des Dorfes befindet sich ein denkmalgeschütztes klassizistisches Gutshaus, das 1906 im Jugendstil umgebaut wurde. Daran grenzt der Rest des Gutsparkes mit dem Erbbegräbnis.
  • Turmhügel Pütnitz

Veranstaltungen

Auf dem Pütnitzer Flugplatz findet alljährlich im Sommer das Open Air Pütnitz Festival statt, das von Ostfunk Berlin organisiert wird. Im Juni 2013 traten dort z.B. die Electro-Künstler Lexy & K-Paul, Westbam und AKA AKA auf.[9] Zudem ist es der Standort der sommerlichen Sport-, Kultur- und Musikveranstaltung mit dem Namen Pangea Festival, das Ende August stattfindet.[10]

Blick auf die Halbinsel Pütnitz von der Ribnitzer Stadtkirche

Literatur

  • Edwin Sternkiker: Der Flughafen Pütnitz unter Hakenkreuz und Sowjetstern 1935 bis 1994. Redieck & Schade, Rostock 2014, ISBN 978-3-942673-49-5.
  • Jürgen Zapf: Flugplätze der Luftwaffe 1934–45 und was davon übrigblieb. Mecklenburg-Vorpommern. Band 5, ISBN 3-86619-011-5.

Weblinks

Commons: Pütnitz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Touristisches Entwicklungsgebiet "Halbinsel Pütnitz". Stadt Ribnitz-Damgarten, abgerufen am 12. Februar 2015.
  2. Dr. phil. Paul Kühl: Geschichte der Stadt und des Klosters Ribnitz. Studien zur Landeskunde, Kolonisation, Kultur- und Wirtschaftsgeschichte der äußersten Nordostecke Mecklenburgs. Selbstverlag, 1933.
  3. Jan Berg: Stadt versus Rittergutsbesitzer – Die Auflösung des Gutsbezirks Pütnitz im Jahr 1928. In: Pommern. Zeitschrift für Kultur und Geschichte. Heft 1/2011, ISSN 0032-4167, S. 7–11.
  4. Ausschreibung
  5. Meldung der Ostsee-Zeitung vom 2. Februar 2011
  6. Henning Strüber: 11.4.1994: Russische Jets verlassen Pütnitz. NDR, 11. April 2014, abgerufen am 27. Dezember 2014.
  7. Peter Schubert: Geschichte der Luft- und Raumfahrt in Mecklenburg und Vorpommern. ISBN 3934116035.
  8. Stefan Büttner: Rote Plätze. Russische Militärflugplätze in Deutschland 1945–1994., AeroLit, Berlin 2007, ISBN 978-3-935525-11-4, S. 72
  9. Pütnitz Festival (Ostfunk)
  10. Pangea Festival in Pütnitz