Radeberger Destillation & Likörfabrik

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Radeberger Destillation & Likörfabrik GmbH

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Rechtsform GmbH
Gründung 1877
Sitz Radeberg
Leitung Geschäftsführer: Rüdiger Behn

Stammhaus: Thomas Tiebel

Branche Spirituosen
Website http://www.radeberger-likoerfabrik.de/

Die Radeberger Destillation & Likörfabrik GmbH (alternative Schreibweise: Radeberger Destillation & Liqueurfabrik) ist ein 1877 gegründeter Spirituosenhersteller in der sächsischen Stadt Radeberg. Unter der Bezeichnung Original Radeberger wird ein Kräuterlikör hergestellt und vertrieben. Das Unternehmen gehört seit 1997 zur Waldemar Behn GmbH.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1877 gründete Wilhelm Richter das Unternehmen in Radeberg, zunächst unter dem Namen Dampfdestillation und Liqueurfabrik Goldene Sonne. Er begann damit, einen Kräuterlikör als Medizinalbitter ersten Ranges herzustellen. Zahlreiche erhaltene Dokumente von Kunden der Fabrik bezeugen dem Likör eine magenschonende Wirkung. Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Likör am sächsischen Königshof ausgeschenkt. Die Likörfabrik soll den Titel Königlich Sächsischer Hoflieferant erhalten haben. Zur Jahrhundertwende war die Fabrik eine von vier Brennereien in Radeberg. Am Anfang des 20. Jahrhunderts hatte Richter bereits 40 Angestellte, damit war die Goldene Sonne die größte Destillerie der Stadt. Durch den kommerziellen Erfolg der Fabrik wurde das Angebot um einen zuckerfreien Traditional Radeberger Bitter[1] und andere Spirituosen, wie Kümmelschnaps oder Kirschlikör, erweitert.[2]

Während des Zweiten Weltkriegs kam die Produktion beinahe vollständig zum Stillstand. Nach Kriegsende musste die Likörfabrik Teile der Destillationsanlagen als Reparationsleistungen an die Sowjetische Besatzungsmacht abtreten. Die Nachfahren des Firmengründers bauten die Fabrik wieder auf. Im Volksmund war das Unternehmen als Schnaps-Richter bekannt. Im Zuge der letzten großen Enteignungswelle in der DDR wurde das Unternehmen 1972 verstaatlicht und dem VEB Bramsch Dresden angegliedert.[3] Durch die Mangelwirtschaft in der DDR wurde der Kräuterlikör zur Bückware. Der Verkauf fand nur noch einmal in der Woche (jeweils donnerstags) statt. Lange Warteschlangen vor der Fabrik an den Verkaufstagen waren die Folge. Zeitweise musste die Produktion aufgrund fehlender Zutaten komplett eingestellt werden.[4] Die SED-Bezirksleitung Dresden erwog daraufhin, das Unternehmen zur Produktion von Feinkostsalaten umzustrukturieren. Dieser Plan wurde jedoch nicht realisiert.[2]

Nach der Wende und der Deutschen Wiedervereinigung gelangte die Likörfabrik im Zuge der Reprivatisierung zurück in Familienbesitz. Das Geschäft kam durch die starke Baufälligkeit des Stammhauses immer wieder zum Erliegen, was eine umfassende Sanierung des Gebäudes und der Destillationsanlagen erforderlich machte. Die Produktion wurde auf den Original Radeberger Bitter beschränkt.[2]

Stammhaus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stammhaus

Das Unternehmensgebäude der Likörfabrik auf der Radeberger Hauptstraße wurde um das Jahr 1870 errichtet. Der Schlussstein im Bogen der Eingangstür trägt ein Relief in Form einer goldenen Sonne, das auf den alten Namen der Destillerie verweist. Eine komplette Sanierung des Stammhauses wurde im September 2003 abgeschlossen. In dem unter Denkmalschutz stehenden Gebäude[5] können im hauseigenen Museum restaurierte, historische Destillationsapparaturen (zum Beispiel eine alte Brennblase) und ebenso die heutigen Produktionsanlagen besichtigt werden. 2011 wurde der Verkaufsraum modernisiert.[6]

Neben der Likörmanufaktur beherbergt das Stammhaus den offiziellen Original Radeberger Shop, ein Fachgeschäft für Wein, Spirituosen und Tabakwaren, einen kleinen Veranstaltungsraum und Wohnungen.

Original Radeberger[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Original Radeberger ist ein Kräuterlikör aus über 20 verschiedenen Kräutern, Wurzeln und Gewürzen mit 35 % Vol. Hauptgeschmacksträger sind Gewürznelken und Zimt. Die Rezeptur ist seit der Unternehmensgründung 1877 unverändert. Frühere eingetragene Markennamen des Likörs waren zum Beispiel Original Radeberger Bitter, Radeberger Bitterlikör und Richters echter Radeberger Bitterlikör.[7] Er wird in 0,02- und 0,04-Liter-Fläschchen sowie in 0,35, 0,7 und 1 Liter fassenden Flaschen angeboten. Zusätzlich wurde im Dezember 2011 eine 3-Liter-Manufaktureditions-Flasche vorgestellt.[8]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der Likör auf Ausstellungen gezeigt und mit Auszeichnungen und Medaillen prämiert, zum Beispiel erhielt er den Ehrenpreis des sächsischen Gastwirtverbandes. 1912 bekam das Unternehmen den Ehrenpreis der Stadt Radeberg auf der Ausstellung für Gastwirtsgewerbe, heimische Industrie und Kunst verliehen. 1925 wurde die Likörfabrik in Kamenz für Verdienstvolle Leistungen ausgezeichnet. Diese Medaillen sind im Logo des Unternehmens neben dem Radeberger Stadtwappen zu sehen.
  • 2008 wurde das Unternehmen auf dem Internationalen Spirituosen Wettbewerb mit einer Goldmedaille ausgezeichnet.[9]
  • 2009 erreichte der Original Radeberger am Beverage Testing Institute in Chicago 96 von 100 möglichen Punkten und bekam dafür den Status Superlative und die Platinum Medal, die höchstmögliche Auszeichnung verliehen.[10]
  • Im Rahmen der International Wine & Spirit Competition (IWSC) 2009 in London verlieh die Jury dem Radeberger Likör das Prädikat Gold (Best in Class).[11]
  • 2012 wurde der Likör bei der Cathay Pacific Hong Kong International Wine & Spirit Competition in Hongkong als einziger deutscher Preisträger mit dem Titel Best Liqueur ausgezeichnet.[12]
  • Im Jahr 2013 wurde der Original Radeberger beim 10. World Spirit Award in Klagenfurt am Wörthersee mit einer Goldmedaille prämiert,[13] eine weitere Goldmedaille konnte er bei der San Francisco World Spirits Competition erringen.[14]

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Werbefahrzeuge und mobile Verkaufstheken für öffentliche Veranstaltungen setzt die Likörmanufaktur einen historischen, restaurierten Kleintransporter Framo V 901/2 sowie einen PKW Trabant 601 ein.

Die Besichtigung des Unternehmens wurde in das Tourismusprogramm der Stadt Radeberg integriert. Bierkutscher Ernst, ein Radeberger Original, führt Interessierte neben der Altstadt und der Radeberger Exportbierbrauerei auch durch die Radeberger Destillation & Likörfabrik.[2] Nach Unternehmensangaben besuchen jährlich rund 5.000 Menschen die Fabrik.[6]

Ende 2012 stellte das Unternehmen Nepple Eis aus Dresden gemeinsam mit der Likörfabrik das Radeberger-Bitter-Eis vor, welches in ausgewählten Dresdner Gastronomiebetrieben angeboten wird.[15]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hannelore Schuster: Ein bitteres Geschenk, das ganz köstlich schmeckt. Radeberger Liköre werden seit 1881 nach unveränderter Rezeptur hergestellt. In: Dresdner Neueste Nachrichten, Ausg. 19. Dezember 1996, S. 4.
  2. a b c d Ernst W. Raymund: Schwarze Zahlen mit Bitter-Likör. Radeberg: Traditionsunternehmen nach Sanierung wieder auf Erfolgskurs. In: Dresdner Neueste Nachrichten, Ausg. 28. Dezember 2004, S. 17.
  3. dresdner-stadtteile.de (Memento vom 6. Juli 2022 im Internet Archive)Vorlage:Webarchiv/Wartung/Linktext_fehlt
  4. Umweltminister Kupfer besuchte Original Radeberger Bitter. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 5. Dezember 2014; abgerufen am 2. Januar 2013.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.medienkontor.net
  5. Kulturdenkmalliste der Stadt Radeberg, Abschnitt Radeberg – Hauptstraße 44. (PDF; 113 kB) Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 8. August 2014; abgerufen am 5. August 2014.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.radeberg.de
  6. a b Bernd Lichtenberger: Radeberger Bitter präsentiert sich neu. Arbeiten erledigt: Likörfabrik hübschte sich für die Touristen auf. In: Dresdner Neueste Nachrichten, Ausg. 15. Juni 2011, S. 18.
  7. Eintragungen in der Marken-Datenbank der TMDB GmbH. Abgerufen am 16. November 2012.
  8. Fotos der Präsentation der 3-Liter-Flasche auf medienkontor.net. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. September 2015; abgerufen am 15. November 2012.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.medienkontor.net
  9. Internationaler Spirituosen Wettbewerb 2008: Ergebnisübersichten. Archiviert vom Original am 5. Januar 2009; abgerufen am 15. November 2012.
  10. Bewertung des Likörs auf der Homepage des BTI Chicago. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 21. Oktober 2012; abgerufen am 15. November 2012.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.tastings.com
  11. Ergebnisliste der IWSC 2009 als pdf-Datei zum Download. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 15. Oktober 2013; abgerufen am 2. Januar 2013.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.iwsc.net
  12. Preisträger der Cathay Pacific Hong Kong International Wine & Spirit Competition 2012. Abgerufen am 19. Dezember 2012.
  13. Radeberger Bitter bekommt Gold. sz-online.de, 20. März 2013, abgerufen am 21. März 2013 (kostenpflichtig).
  14. Ergebnisse der San Francisco World Spirits Competition 2013, sortiert nach Marken (PDF; 1 MB; S. 37 (Memento des Originals vom 1. November 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/sfspiritscomp.com).
  15. Radeberger Bitter gibt’s jetzt auch zum Schlemmen. Medienkontor, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 24. Februar 2016; abgerufen am 24. Februar 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.medienkontor.net

Koordinaten: 51° 6′ 59,2″ N, 13° 55′ 7,7″ O