Radschraube und Radmutter

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Radschrauben (unverbaut)
Radmuttern auf durch die Felgenlöcher vorstehenden Stehbolzen am Radträger eines PKW; oben links fehlt die Radmutter

Als Radschrauben und Radmuttern werden die Verbindungselemente Schrauben beziehungsweise Muttern bezeichnet, mit denen die Räder bzw. Felgen an den Radträgern von mehrspurigen Kraftfahrzeugen und Anhängern befestigt werden. Radmuttern werden auf in den Radträgern befestigte Stehbolzen geschraubt. Radschrauben werden in ein Innengewinde am Radträger verschraubt. Bei deutschen Pkw sind heute vorwiegend Radschrauben, auch Radbolzen genannt, verbaut, bei asiatischen Modellen meist Radmuttern.

Formgebung der Verbindungselemente

Nachfolgend wird nur noch der Begriff Radmuttern benutzt, auch wenn die entsprechende Aussage für Radschrauben genauso zutrifft.

Radmuttern haben eine kegelige oder kugelförmige Kontaktfläche zum Lochrand in der Felge, wodurch bei älteren Fahrzeugen die Zentrierung der Felge erreicht wird. Die positionierende Wirkung dieser Kontaktgeometrie ist aber heute sekundär, da die Felge über ihre mittige Bohrung am Radträger zentriert wird. Diese Unterscheidung muss beim Auswuchten des Rades berücksichtigt werden.

Zum Lösen bzw. Anziehen der Radmuttern wird in der Regel ein Radkreuz oder ein Steckschlüssel in Sechskantform mit entsprechender Schlüsselweite benutzt. Werkstätten benutzen meistens mit Druckluft angetriebene Schlagschrauber.

Bei Stahlfelgen ist die Umgebung der Befestigungslöcher Teil einer kegeligen Erhebung, die elastisch nachgibt. Dadurch entsteht eine selbstsichernde elastische Schraubenverbindung ähnlich einer Dehnschrauben-Verbindung.

Gegossenen Aluminiumfelgen fehlen diese elastischen Formteile. Dafür weisen sie üblicherweise längere Durchgangsbohrungen als Stahlfelgen auf. Dadurch wird eine längere, federnd wirkende Schaftlänge und damit größere Klemmlänge der Schraube erreicht.

Für die Anordnung der Befestigungsstellen sind verschiedene Kreisdurchmesser gebräuchlich, dem die Zahl der Löcher in entsprechenden, abgekürzten Bezeichnungen vorangestellt wird, zum Beispiel 4×98 (kleinster üblicher Lochkreis: 98 mm ≈ 4 Zoll) und 6×139,7 (größter üblicher Lochkreis: 5,5 Zoll). An PKW sind vier bis fünf Radmuttern je Rad gebräuchlich. Bei manchen PKW sind teilweise nur drei, bei Bussen, LKWs und Landmaschinen mehr als fünf Radmuttern üblich.

Radmuttern können mit unterschiedlichen Gewinden und Schlüsselweiten ausgeführt sein. So findet man in Europa meist M14 Schrauben mit Schlüsselweite 17 oder 19, während an Fahrzeugen japanischer Hersteller M12 × 1,5 (Gewindedurchmesser × Steigung) und Schlüsselweite 21 vorkommen.

Die Kontaktfläche der Mutter gegen den Rand des Felgenlochs ist kegelig (oft 60°) oder kugelförmig ausgeführt. Eine Radmutter muss stets passend zu der jeweilig verwendeten Felge ausgeführt sein. Dabei ist es nicht selbstverständlich, dass an ein und demselben Fahrzeug die Muttern für die Alufelgen (Sommerreifen) auch auf die Stahlfelgen (Winterreifen) passen. Bei unpassenden Muttern besteht die Gefahr, dass sie sich bei der Fahrt lösen.

Schutz vor Diebstahl

Um den Diebstahl beispielsweise von hochwertigen Alufelgen und Reifen zu erschweren, gibt es Schrauben- bzw. Mutternsätze (Sets) mit Sonderköpfen, so genannten Felgenschlössern,[1] die nicht mit einem Sechskant, sondern nur mit einem Spezialschlüssel gelöst werden können. An jedem Rad genügt dann eine dieser Spezialformen.

Anziehdrehmoment

Da die Radmuttern das Rad am Radträger und somit am Fahrzeug halten, ist es wichtig, dass die Radmuttern mit dem korrekten Drehmoment angezogen werden. Daher ist es empfehlenswert, nach dem Anziehen der Radmuttern mit dem Druckluftschrauber (oder vergleichbarem Werkzeug) jede Mutter nochmals mit dem Drehmomentschlüssel nachzuziehen. Nach jedem Radwechsel sollte das korrekte Anzugsmoment der Radmuttern nach einer kurzen Fahrtstrecke (z. B. 50 km) nochmals überprüft werden. Manche Werkstätten hinterlassen deshalb nach der Demontage eines Rades einen Zettel zur Erinnerung im Wagen. Der genaue Drehmomentwert richtet sich im Wesentlichen nach Art des Gewindes, Felgenart und den verbauten Materialien. Bei Pkw ist meist ein Drehmoment von zwischen 85 und 200 Newtonmeter (Nm) in der technischen Dokumentation spezifiziert.

Schutz vor Kontaktkorrosion

Beim Radwechsel bereiten korrodierte Radmuttern oft Probleme, sodass es während einer Reifenpanne auf Reisen unter Umständen unmöglich sein kann, einen Reifenwechsel mit dem im Auto mitgelieferten Werkzeug ohne die Hilfe anderer durchzuführen. Hierzu ist dann ein Radkreuz oder ein Werkzeug mit einem extra langen Hebel erforderlich.

Wenige Hersteller, beispielsweise Porsche, erlauben spezielle Schmierstoffe auf dem Gewinde oder den Auflageflächen. Generell ist beim Fehlen konkreter Hinweise davon auszugehen, dass Gewinde und Konus nicht geschmiert werden dürfen. Die vom Hersteller angegebenen Anzugsdrehmomente gelten grundsätzlich nur für ungefettete Schrauben. Die Oberflächen sind daher allenfalls mit einer Drahtbürste von Oberflächenkorrosion zu befreien.

Normales Schmierfett ist nicht geeignet, ein Festrosten der Muttern zu verhindern, da in der Nähe der Bremsscheiben zu hohe Temperaturen entstehen. Besser geeignet ist ein Heißschrauben-Compound wie z.B. Keramik- oder Kupferpaste, die als druck- und scherfeste Trennmittel u.A. auch temperaturstabile Partikel enthält.

Zentralmutter und -schraube

Autofelge mit Zentralschraube (sog. „Zentralverschluss“) am Porsche 997 GT3 3.8

Für besonders schnelle Radwechsel (wie sie z. B. im Motorsport erforderlich sind) haben die meisten Rennwagen sowie einige Sportwagen wie der Porsche 997 GT3 3.8, eine meist als „Zentralverschluss“ bezeichnete Zentralmutter oder Zentralschraube.[2] Durch Lösen oder Festziehen dieser einzelnen Mutter oder Schraube lässt sich ein einzelnes Rad am Pkw abnehmen oder befestigen.

Als Besonderheit werden Zentralverschlüsse meist gegen die Laufrichtung des Rades angezogen. Auf der rechten Fahrzeugseite haben die Verbindungselemente dann Linksgewinde.

Normen und Standards

  • DIN 74361 – Scheibenräder für Kraftwagen und Anhängefahrzeuge

Einzelnachweise

  1. Auswahl von Felgenschlössern verschiedener Anbieter, Google-Bilder
  2. Porsche 911 GT3 im Test: Der neue Sport-Elfer von Porsche (Bild 20 von 29). auto-motor-und-sport.de, , abgerufen Format invalid.