Rainald II. (Geldern)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 30. April 2006 um 20:14 Uhr durch Popie (Diskussion | Beiträge) (typos). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Rainald II. von Geldern (* um 1295; † 12. Oktober 1343 in Arnheim; genannt der Rote bzw. der Schwarze) war Herrscher der Grafschaft Geldern und ab 1339 des Herzogtums Geldern.

Rainald II. war Sohn des Rainald I. von Geldern und der Margareta von Flandern (auch als Margarete de Dampierre bezeichnet).

Am 11. Januar 1311 heiratete er zu Roermond Sophie de Berthout († 6. Mai 1329), die Erbin der Herrschaft Mecheln und Nichte des Bischofs Wilhelm von Utrecht (1296-1301). Mit ihr hat er die Kinder Margareta, Erbin von Mecheln (* um 1320; † 4. Oktober 1344; verheiratet am 4. Juli 1342 mit Gerhard von Jülich, Sohn des Grafen Wilhelm von Jülich), Mechthild (* um 1325; † 21. September 1384 in Huissen), Elisabeth/Isabella (* ?; † 10. Dezember 1376 in Graefenthal), Maria (* ?; † November 1397)

Aufgrund des teilweise recht eigentümlichen Regierungsstils seines Vaters erklärte er diesen 1316 für regierungsunfähig und übernahm die Regentschaft. Die meisten Untertanen unter Führung Nimwegens standen zum Grafensohn, während Arnheim und die Veluwe zu Rainald I. standen. Es kam durch die politischen Differenzen kurzfristig zu einer politischen Mitbeteiligung der Vasallen, Dienstleute und Stadtschöffen (der späteren Landstände). Mit der Gefangennahme des Vaters durch den Sohn 1318 schuf letzterer dann klare Verhältnisse. Bis zum Tode seines Vaters am 9. Oktober 1326 übte er die Macht als Sohn des Grafen von Geldern aus, danach nannte er sich Graf von Geldern und Zutphen.

Rainald II. erließ von 1321 bis 1335 Land- und Deichrechte für die einzelnen Landesteile und fixierte damit das überlieferte Gewohnheitsrecht. Erstmalig ist dadurch ein Ansatz der Rechtsicherheit geschaffen, da die Statuten sowohl für die Regierenden wie die Untertanen gültig waren. Auch die nachfolgenden Herrscher erneuerten diese Rechte immer wieder. Unter Rainald kam es wahrscheinlich zu einer ersten Verwaltungsgliederung der Länder in Ämter.

1328 kämpfte Reinald II. erfolgreich für den Bischof von Lüttich und kassierte dafür eine hohe Summe (oder bekam Rechte mit entsprechendem Gegenwert?). Im gleichen Jahr nahm er auch an der Kaiserkrönung in Italien teil. Mit dem Aussterben der Kapetinger in Frankreich kündigten sich Auseinandersetzungen an, in deren Vorfeld Rainald zusammen mit Wilhelm V. von Jülich schon früh das deutsch-englische Bündnis initiierte und für Eduard III. von England Partei ergriff.

Am 20. Oktober 1331 fand seine zweite Heirat mit der Prinzessin Eleonore von England (Tochter des Königs Eduard II.) statt. Zusammen haben sie die Kinder Rainald (* 13. Mai 1333; † 4. Dezember 1371), Eduard (* 12. März 1336; † 24. August 1371 in Baesweiler)

1332 war er in der großen anti-brabantischen Koalition, die sich später politisch umorientierte und ab 1334 mit Brabant gegen Frankreich vorging. Dieses Bündnis stand ab 1337 auch König Eduard III. bei der Durchsetzung seiner Ansprüche auf den französischen Thron zur Seite. Dabei nahm Rainald eine entscheidende Rolle ein, indem er flandrische Städte für Eduard eroberte und zeitweise die Funktion des königlichen Stellvertreters in Flandern übernahm. Flandern war für England wegen seiner beträchtlichen Wollimporte ein wichtiger Absatzmarkt. In diesen Jahren war Herzog Rainald II. von Geldern zu einer in ganz Europa beachteten Persönlichkeit aufgestiegen.

Am 19. März 1339 wurde Rainald als Herzog von Geldern und Graf von Zutphen auf dem Reichstag in Frankfurt in den Reichsfürstenstand erhoben und mit Ostfriesland belehnt. Beeinflusst wurde diese Entscheidung sicherlich auch durch seine wichtige Mittlerrolle zwischen dem Kaiser Ludwig dem Bayern, der mit Margarete von Holland verheiratet war, und Eduard III. von England, mit dessen Schwester Eleonore von England Rainald II. seit 1331 verheiratet war. 1342 stiftete er das Kartäuserkloster Monnikhuizen bei Arnheim. 1343 verlegte Rainald seine Residenz von Geldern nach Nimwegen, verstarb jedoch im gleichen Jahr noch unerwartet in Arnheim und wurde im nahen Kloster Monnikhuizen begraben.

Rainald hatte ein sehr ausgeprägtes Selbstbewusstsein, führte einen aufwändigen Hof und konnte den geldrischen Herrschaftsbereich deutlich ausweiten - gegenüber Kleve setzte er Ansprüche im Reichswald durch und erstritt Herrschaftsrechte über Weeze, die Grafschaft Kessel, dem Brabant nahm er Tiel, Zandwijk und Heerewarden ab, von Utrecht bekam er in Absprach mit Holland das Salland und Twente und Drenthe verpfändet und er gewann die Herrschaften Bredevoort, Heinsberg, Issum, Mecheln und Berenbroich. Dieses Fürstentum brachte ihm beträchtliche Einkünfte, insbesondere auch aus den Flusszöllen auf Rhein und Maas. Den Einnahmen standen jedoch hohe Ausgaben und mehrere große Darlehen an den König von England für dessen Kriegsführung gegen Frankreich gegenüber. Seinen noch minderjährigen Kindern aus zweiter Ehe und seiner Frau hinterließ er 1343 eine schwierige politische Situation zwischen den Fronten europäischer Konflikte. Er liegt, ebenso wie seine Eltern, im Kloster Graefenthal bei Goch begraben.

Literatur

  • Ralf G. Jahn und andere in: Johannes Stinner und Karl-Heinz Tekath (Hrsg.): Gelre – Geldern – Gelderland. Geschichte und Kultur des Herzogtums Geldern. Geldern, 2001

Weblinks


Vorlage:Vorgänger-Nachfolger