Rothemühle (Dahmetal)

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Rothemühle, Nordseite

Die Rothemühle (in älteren Arbeiten, gelegentlich auch noch in neueren Arbeiten Rothe Mühle, selten fälschlich auch Rote Mühle genannt) ist eine historische Wassermühle an der Dahme und ein Wohnplatz im Gemeindeteil Liedekahle der Gemeinde Dahmetal im Landkreis Teltow-Fläming (Brandenburg). Die ehemalige Mühle ist eine der 18 historischen Wassermühlen an der Dahme und eine Station am Dahme-Wassermühlen Rad- und Wanderweg. Sie ist vor 1767/87 entstanden.

Rothe Mühle und Windmühle auf den Urmesstischblatt Blatt 4047 Golßen von 1847
Liedekale, Wentdorf, Rothe Mühle und Liedekahler Wassermühle, Ausschnitt aus dem Messtischblatt 4047 Golßen von 1902

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die liegt rd. 600 Meter nordnordwestlich des westlichen Ortsausgangs von Wildau-Wentdorf und 1,6 Kilometer östlich der Dorfaue von Liedekahle. Sie ist nur über Feldwege von der L71 (Drahnsdorf-Liedekahle) zu erreichen. Trotz der größeren Entfernung gehört die Rothemühle zu Liedekahle und nicht zu Wildau-Wentdorf. Sie hat den kommunalpolitischen Status eines Wohnplatzes.[1] Rothemühle liegt auf etwa 71 m ü. NHN.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Website Ländliche Baukultur suggeriert mit Baujahr 1356 eine Erstnennung der Rothemühle in diesem Jahr.[2] Das Jahr 1356 bezieht sich auf die Erstnennung von Liedekahle, in der aber von einer Mühle keine Rede ist.[3][4]

Die erste urkundliche Nennung der Rothemühle ist das Schmettausche Kartenwerk von 1767/87. Dort ist die Mühle schon unter dem heutigen Namen Rothe M. eingezeichnet.[5] Der Name könnte von einem Besitzer Rothe oder von der Farbe, etwa von einem frühen Ziegelbau abgeleitet sein.

1784 klagte die Gemeinde Wentdorf gegen einen Wassermüller namens Gottfried Richter zu Liedekahle wegen des Aufwerfens eines Fließwalles.[6] Bei diesem Wassermüller Gottfried Richter zu Liedekahle kann es sich nur um den Müller der Rothemühle handeln, denn die Liedekahler Wassermühle war zu weit weg, um die Gemeinde Wentdorf zu beeinträchtigen. Die Grenze zwischen Liedekahle und Wildau-Wentdorf verläuft entlang der Dahme und biegt weit vor dem Ortskern (und der Liedekahler Wassermühle) nach Süden ab. Vermutlich wurde durch diesen Fließwall das Wasser der Dahme gestaut und damit die angrenzenden Wiesen der Gemeinde Wentdorf überschwemmt oder vernässt.

August Schumann nennt 1818 (er beschreibt aber den Zustand zu sächsischer Zeit; i.e. vor/bis 1815) zwei Wassermühlen und eine Windmühle in Liedekahle.[7] Die Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungsbezirks Frankfurth a. d. O. von 1820 führt die Liedekahler Mühlen auf, eine Wind- und eine Wassermühle. Dazu gehörte eine Feuerstelle (Wohngebäude), in dem vier Personen lebten.[8] Dass es nur eine Wassermühle in Liedekahle gab ist sicher falsch, denn nur wenig vorher und nachher sind zwei Wassermühlen in Liedekahle nachgewiesen.

1825 wird die Rothemühle von Alexander August Mützell in der Schreibweise Rothe Mühle aufgeführt.[9] Die Reinkarte von 1829 nennt die Rothe Mühle und die Kleine Mühle, mit der die Liedekahler Wassermühle gemeint ist.[10]

Die Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungs-Bezirks Frankfurt a. d. O. von 1840 wiederholt die falschen Angaben von 1820 (Dorf mit einer Windmühle und einer Wassermühle).[11] Im Urmesstischblatt Blatt 4047 Golßen von 1847 ist die Rothe Mühle unter diesem Namen eingezeichnet, auch das Mühlengehöft der Liedekahler Wassermühle ist gut kenntlich. Nordöstlich der Wassermühle ist noch eine Windmühle eingezeichnet. Damit ist auch der Standort der bereits mehrfach erwähnten Windmühle geklärt. Wann diese Windmühle gebaut wurde und wann sie wieder abgerissen wurde, ließ sich bisher nicht sicher ermitteln. Schumann erwähnt die Windmühle für die Zeit vor 1815, entsprechend muss sie noch zu sächsischer Zeit errichtet worden sein. Sie ist 1864 letztmals erwähnt. Sie fehlt bereits auf der Topographischen Karte 1:25.000 Blatt 4067 Golßen von 1905. Sie wurde daher zwischen 1864 und um/vor 1900 abgerissen.

1856 gehörte die Mühle einem A. Thinius.[12] Riehl und Scheu erwähnen 1861 nur die zwei Wassermühlen in Liedkahle. Vielleicht existierte die Windmühle schon zu dieser Zeit nicht mehr und die Nennung von 1864 ist nur eine Wiederholung älterer Verhältnisse. Eine der Wassermühlen war nach ihren Angaben bereits mit Dampfkraft verbunden. Bei dieser Mühle kann es sich nur um die Kleine Mühle oder Liedekahler Wassermühle handeln. Der Besitzer war ein Mann namens Oelschläger aus der weitverbreiteten Müller-Sippe der Oelschläger. Woher er kam ließ sich bisher noch nicht klären[13]

Das Topographisch-statistische Handbuch des Regierungs-Bezirks Frankfurt a. O. von 1864 beschreibt Liedekahle wie folgt: Dorf mit einer Windmühle und zwei Wassermühlen.[14] 1871 war Rothemühle ein Wohnplatz von Liedekahle. Im einzigen Wohnhaus der kleinen Siedlung lebten 10 Personen.[15]

1925 gehörte die Mühle einem Gustav Bischoff.[16] Er ist bis 1935 auf nachgewiesen und musste wohl schuldenhalber verkaufen.[17][18] Nächster Besitzer war 1938 der Landwirt Reinhold Grühlke.[19] 1944 war der Landwirt Erich Siebert neuer Besitzer der Wassermühle.[20]

Mühlengebäude und wasserbauliche Anlagen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach einem Bericht in der Lausitzer Rundschau von 2015 soll die Mühle um 1900 erbaut worden sein.[21] Dies ist sicher falsch und könnte sich allenfalls auf einen Neubau der Mühle beziehen. Eine Quelle für die Jahreszahl 1900 ist nicht genannt. Auf der Reinkarte von 1829 sind vier größere Gebäude und ein etwas abseits stehendes kleineres Gebäude zu erkennen. Das größte Gebäude ist das Mühlengebäude, mit der Längsachse annähernd parallel zur Dahme stehend.[10] Das heutige Mühlengebäude und ein zweites Gebäude stimmen in der Ausrichtung mit der Reinkarte von 1829 überein, d. h. es sind wahrscheinlich noch die Gebäude von 1829. An der flussseitigen Wand des Mühlengebäudes sind noch die Umrisse eines Radhauses und das (zugemauerte) Loch für die Radachse zu sehen.[22] Das Mühlengebäude ist heute anscheinend nicht ständig bewohnt.

Die Dahme wurde an der Mühle mittels zwei nebeneinanderliegenden Staustufen zu einem kleinen See aufgestaut. Das in Fließrichtung linke Wehr leitete das Wasser in das Gerinne und zum Wasserrad. Das rechte Wehr führte zur Freiarche.[22] Unterhalb der Mühle befanden sich zwei Teiche zur Fischzucht.[10] Während die Dahme oberhalb der Mühle quasi kanalisiert ist, mäandriert sie unterhalb der Mühle im ursprünglichen Flussbett.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Heinrich Kahlbaum: Abseits der großen Straßen – das obere Dahmetal und seine Mühlen. Die Mark Brandenburg, Heft 10, S. 24–27 (Bild von Anfang 1990er Jahre, zeigt noch das Loch für die Radachse!)
  • Franz Müller: Unsere Dahme trieb einst 18 Wassermühlen an. Heimatkalender Königs Wusterhausen und Dahmeland, 2004, S. 32–39, hier besonders S. 35.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Das Dienstleistungsportal der Landesverwaltung des Landes Brandenburg: Gemeinde Dahmetal (Memento des Originals vom 1. April 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/service.brandenburg.de
  2. Ländliche Baukultur: Porträt Mühle Rote Mühle Website von Volkmar Schnöke.
  3. Rudolf Lehmann: Historisches Ortslexikon der Niederlausitz. Band 1, Einleitung und Übersichten, die Kreise Luckau, Lübben und Calau. Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde, Marburg 1979, ISBN 3-921254-96-5, S. 77.
  4. Woldemar Lippert: Wettiner und Wittelsbacher sowie die Niederlausitz im XIV. Jahrhundert. Baensch, Dresden, 1894 [Online bei SLUB Dresden Digitale Sammlungen], S. 258, Urk.Nr.54.
  5. BrandenburgViewer mit eingeblendeter Schmettau-Karte
  6. Brandenburgisches Landeshauptarchiv – Online Recherche: Liedekahle: Die Gemeinde zu Wentdorf gegen den Wassermüller Gottfried Richter zu Liedekahle wegen Abwerfung eines Fließwalles. 1784–1788
  7. August Schumann (fortgeführt von Albert Schiffner): Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungs-Lexikon von Sachsen Bd. 5. Stadt Königstein bis Lohmen. 828 S., Zwickau, Gebr. Schumann 1818 Online bei Google Books (S. 727)
  8. Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungsbezirks Frankfurth a. d. O. 388 S., G. Hayn, Berlin, 1820, S. 236.
  9. Alexander August Mützell, Leopold Krug (Hrsg.): Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats. Sechster Band, Eine tabellarische Übersicht … und die Nachträge, Vervollständigungen und Berichtigungen enthaltend. Bei Karl August Kümmel, Halle 1825, S. 473 (Digitalisat).
  10. a b c Brandenburgisches Landeshauptarchiv – Online Recherche: II. Rein-Karte der Feldmark Liedekahle (4 Teile) aufgenommen 1827 sowie kopiert und gezeichnet 1829 von Regierungsgeometer W. L. Wesenfeld. Verzeichnis der Lose. - Orts- und Gebäudelage mit Kirche. - Vorseparationsflur. - Stromverlauf der Dahme mit Kleine Mühle und Rote Mühle. - Ziegelei. - Begräbnisplatz. - Kiesgrube. - Lehmgrube. - Sandgrube. - Flurnamen. Maßstab: 1 : 3.000
  11. Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungs-Bezirks Frankfurt a. d. O. 270 S., Frankfurt a. O., Gustav Harnecker 's Buchhandlung, 1844 Online bei Google Books, S. 157
  12. A. Thinius Rothe Mühle zu Liedekahle bei Dahme. Siegelabdruck
  13. Wilhelm Heinrich Riehl, J. Scheu (Hrsg.): Berlin und die Mark Brandenburg mit dem Markgrafthum Nieder-Lausitz in ihrer Geschichte und in ihrem gegenwärtigen Bestande. 716 S., Scheu, Berlin 1861 Online bei Google Books, S. 697.
  14. Topographisch-statistisches Handbuch des Regierungs-Bezirks Frankfurt a. O. 346 S., Verlag von Gustav Harnecker u. Co., Frankfurt a. O., 1867 Online bei Google Books, S. 180.
  15. Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871. II. Provinz Brandenburg. Verlag der Königlichen Statistischen Bureaus (Dr. Engel), Berlin 1873. Online bei Google Books, S. 66.
  16. Brandenburgisches Landeshauptarchiv – Online Recherche: Antrag des Mühlenbesitzers Gustav Bischoff in Rote Mühle bei Liedekahle auf Sicherstellung und Eintragung des Staurechts in der Dahme an der Roten Mühle und der Genehmigung zum Einbau einer Francisturbine in das Wasserbuch. Enthält u. a.: Erläuterungsbericht. - Katasterkarte von Liedekahle. - Höhenplan und Querprofile der Dahme. - Zeichnungen von der Turbine. 1929–1942
  17. Brandenburgisches Landeshauptarchiv – Online Recherche: Entschuldungssache Gustav Bischoff (Mühlenbesitzer), Liedekahle; 1934–1938
  18. Adressbuch des Kreises Luckau 1935. Teil VIII Landgemeinden. Druck und Verlag Albert Heine, Cottbus 1935, S. 274. (Online bei SLB BrandenburgDOK), PDF
  19. Adressbuch des Kreises Luckau 1938. Teil VIII Landgemeinden. Druck und Verlag Albert Heine, Cottbus 1938, S. 53/54 (Online bei SLB BrandenburgDOK) PDF
  20. Brandenburgisches Landeshauptarchiv – Online Recherche: Antrag des Landwirts Erich Siebert in Rote Mühle bei Liedekahle auf gewerbepolizeiliche Genehmigung und Verleihung des Rechtes auf den Verbrauch des angestauten Dahmewassers zum Betrieb eines Wasserrades und des Rechts auf Wasserentnahme aus der Dahme. Enthält u. a.: Lageplan. - Höhenplan der Dahme, LM 1 : 5.000, HM 1 : 100. - Querschnitte der Dahme. - Zeichnung von der Stau- und Triebwerk 1944
  21. Mit Wasser- oder Windkraft in der Region gibt's viele Mühlen – Lausitzer Rundschau Online vom 22. Mai 2015
  22. a b O. Juschus (Hrsg.): Zur Flussgeschichte der Dahme. Bericht zum Projektseminar. Arbeitsberichte Geographisches Institut Humboldt-Universität zu Berlin, 75, Berlin 2002. PDF, S. 91.

Koordinaten: 51° 54′ 25,3″ N, 13° 32′ 33″ O