Rudolf Wille (Mathematiker)

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Rudolf Wille (2004)

Rudolf Wille (* 2. November 1937 in Bremen) ist ein deutscher Mathematiker und emeritierter Professor am Fachbereich Mathematik der Technischen Universität Darmstadt.

Wissenschaftliche Laufbahn

Wille studierte Mathematik, Musikwissenschaft und Philosophie an der Philipps-Universität Marburg und der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main. 1961 legte er sein Staatsexamen in Mathematik und 1963 in Schulmusik ab und 1966 wurde er in Frankfurt in Mathematik promoviert bei Ernst-August Behrens (Halbkomplementäre Verbände).[1] 1970 trat er die Professur in Darmstadt an; ab 1976 war er auch langjähriges Direktoriumsmitglied des Instituts für Philosophie der TU Darmstadt. 2003 wurde er emeritiert.

Wirken

Das besondere Forschungsinteresse Rudolf Willes gilt der Formalen Begriffsanalyse und auf deren Grundlage der Begrifflichen Wissensverarbeitung. Weitere Forschungsinteressen sind Allgemeine Algebra, Ordnungs- und Verbandstheorie, Grundlagen der Geometrie, Diskrete Mathematik, Messtheorie, mathematische Musiktheorie, Wissenschaftsphilosophie und Kontextuelle Logik.

Rudolf Wille ist Verfasser des Aufsatzes Restructuring Lattice Theory - An approach based on hierarchies of concepts. Dieser Aufsatz ist 1981 erstmals veröffentlicht worden[2], wurde wegen seiner grundlegenden Bedeutung aber mehrfach nachgedruckt, unter anderem in einem Tagungsband aus dem Jahre 2009.[3]

1983 rief er die Forschungsgruppe Formale Begriffsanalyse ins Leben, der unter anderen auch Bernhard Ganter, Peter Burmeister, und Karl Erich Wolff angehörten. Die Bezeichnung „Formale Begriffsanalyse“ wurde von ihm geprägt. Aus den Vorarbeiten von Garrett Birkhoff und einigen französischen Mathematikern und Philosophen wurde sie unter seiner Leitung und Moderation von der Forschungsgruppe im Wesentlichen zu ihrem heutigen Stand weiter entwickelt.

Neben der mathematischen Fundierung war es Rudolf Wille immer wichtig, nicht nur einen mathematischen Kalkül zu entwickeln, sondern ein Instrument, das Menschen neue Möglichkeiten eröffnet, mit großen Datenmengen umzugehen und sie zu verstehen. Aus diesem Anliegen entwickelte sich auch eine enge Zusammenarbeit mit dem Psychologie-Professor Thomas Bernhard Seiler.[4]

1993 gründete er das „Ernst Schröder Zentrum für Begriffliche Wissensverarbeitung e.V.“ das sich demselben Forschungsziel widmet. (siehe auch: Ernst Schröder).

Rudolf Wille betreute mehr als 100 Diplom- und Staatsexamenarbeiten in Mathematik, 52 Dissertationen und 8 Habilitationen.

Schriften

Rudolf Wille ist Autor von mehr als 200 wissenschaftlichen Publikationen und Co-Autor des ersten Lehrbuchs zur Formalen Begriffsanalyse:

  • Wille, Rudolf, Monika Zickwolf (Hrsg.): Begriffliche Wissensverarbeitung: Grundfragen und Aufgaben. BI Wissenschaftsverlag, Mannheim [u.a.] 1994, ISBN 978-3-411-17241-2.
  • Bernhard Ganter, Rudolf Wille, Karl-Erich Wolff: Beiträge zur Begriffsanalyse. BI Wissenschaftsverlag, Mannheim [u.a.] 1987, ISBN 978-3-411-03157-3.
  • Bernhard Ganter, Rudolf Wille: Formal Concept Analysis: Mathematical Foundations. Springer, 1999, ISBN 978-3-642-59830-2.
  • Gerd Stumme, Rudolf Wille: Begriffliche Wissensverarbeitung: Methoden und Anwendungen. Springer, 2000, ISBN 978-3-642-57217-3.
  • Bernhard Ganter, Gerd Stumme, Rudolf Wille (Hrsg.): Formal Concept Analysis: Foundations and applications. Springer, 2005, ISBN 978-3-540-27891-7.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Mathematics Genealogy Project
  2. Rudolf Wille: Restructuring lattice theory: An approach based on hierarchies of concepts. Hrsg.: Fachbereich Mathematik, TH-Darmstadt. Darmstadt 1981 (Online Nachweis [abgerufen am 13. Juni 2014]).
  3. Rudolf Wille: Restructuring lattice theory: An approach based on hierarchies of concepts. In: Nachdruck: ICFCA '09: Proceedings of the 7th International Conference on Formal Concept Analysis. Springer, Berlin, Heidelberg 2009, ISBN 978-3-642-01814-5 (Leseprobe [abgerufen am 13. Juni 2014]).
  4. Veranstaltungen. (text/html) Ernst-Schröder-Zentrum für Begriffliche Wissensverarbeitung, abgerufen am 24. Juni 2014.