Sansibar-Leopard

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Sansibar-Leopard

Ausgestopfes Exemplar im Zanzibar Museum

Systematik
Überfamilie: Katzenartige (Feloidea)
Familie: Katzen (Felidae)
Unterfamilie: Großkatzen (Pantherinae)
Gattung: Eigentliche Großkatzen (Panthera)
Art: Leopard (Panthera pardus)
Unterart: Sansibar-Leopard
Wissenschaftlicher Name
Panthera pardus adersi
(Pocock, 1932)

Der Sansibar-Leopard (Panthera pardus adersi) ist eine wahrscheinlich ausgestorbene Unterart des Leoparden, die endemisch auf Unguja, der Hauptinsel des Sansibar-Archipels vorkam.

Merkmale

Sansibar-Leoparden waren im Vergleich zu den Tieren des Festlands etwas kleiner und ihre Grundfärbung war etwas heller. Die dunklen Rosetten waren in einzelne dicht nebeneinander liegende Flecken aufgelöst, wobei die kleineren Rosetten nur als gelbbraune Flecken angedeutet waren. Die Flecken auf den Pfoten waren zu kleinen, eng stehenden Sprenkeln reduziert. Der Schwanz war wahrscheinlich etwas kürzer als bei anderen Unterarten. Der Schädel war kleiner als der anderer Leopardenunterarten, Oberkiefer und Schnauze waren schmaler und der Scheitelkamm weniger ausgeprägt. [1]

Lebensweise

Sansibar-Leoparden waren die größten auf Unguja vorkommenden Raubtiere. Ihr Verhalten in freier Wildbahn ist nie wissenschaftlich untersucht worden.

Verfolgung und Bestand

Mensch und Leopard kamen auf Unguja wahrscheinlich vermehrt mit dem Anstieg der Bevölkerung der Insel ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Konflikt, wobei die Leoparden Haustiere und vereinzelt auch Menschen angegriffen und getötet haben. Im Volksglauben wurden Leoparden dabei häufig als die abgerichteten Begleiter von Hexern angesehen, die von diesen ausgesandt worden sein, um den betroffenen Menschen zu schaden. Dieser Glaube scheint dabei relativ jung zu sein, in älteren Legenden wird der Leopard als königliches Tier bezeichnet. Auf Basis der Angriffe und der geschilderten Vorstellungen wurden die Leoparden und ihre vermeintlichen Halter gezielt verfolgt. 1919 stellte das britische Protektorat die Leoparden unter Schutz und verbot ihre Tötung, da er eher als nützlich, denn als gefährlich anzusehen sei, ohne dabei auf die Ängste der Bevölkerung einzugehen, die das Dekret in der Folge weitgehend ignorierte. 1950 wurde dieses Dekret um die Möglichkeit einer Ausnahmegenehmigung zur Tötung als gefährlich angesehener Tiere ergänzt, was wenig an der Intensität der Verfolgung änderte. Mit der Unabhängigkeit wurde die Jagd auf die Leoparden zunehmend staatlich organisiert und gefördert. Die letzte gesicherte Sichtung eines Sansibar-Leoparden stammt aus dem Jahr 1980, aber laut Interviews mit der lokalen Bevölkerung wurden zwischen 1990 und 1996 noch Leoparden gesehen, und die Dokumentation der National Hunters weist erlegte Tiere bis Mitte der 1990er nach. Zoologische Untersuchungen und Kamerafallen konnten 1997 und 2003 keine Leoparden mehr nachweisen. Ein ausgestopftes Exemplar befindet sich im Zanzibar Museum. Der Holotyp befindet sich im Natural History Museum, London. Das Harvard Museum of Comparative Zoology hat zwei Exemplare (incl. MCZ 40953). [2]

Einzelnachweise

  1. R. I. Pocook: The Leopards of Africa. In: Proceedings of the Zoological Society of London. Band 102, Nr. 2, 1932, S. 543–591 (englisch). (Erstbeschreibung)
  2. M. T. Walsh, H. V. Goldman: Killing the King: The Demonization and Extermination of the Zanzibar Leopard / Tuer le roi: la diabolisation et l’extermination du leopard de Zanzibar. In: Edmond Dounias, Elisabeth Motte-Florac, Margaret Dunham (Hrsg.): Le symbolisme des animaux: L'animal, clef de voûte de la relation entre l'homme et la nature? / Animal symbolism: Animals, keystone of the relationship between man and nature? Éditions de l’IRD (Institut de recherché pour le développement), Paris 2007, S. 1133–1182 (englisch, auch in französisch).

Weblinks

Commons: Panthera pardus adersi – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien