Schloss Freiensteinau

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Schloss Freiensteinau (in Renovierung)
Blick durch den Torbogen auf die Anlage des Schlosses
Eingangsportal mit um den Marschallstab vermehrtem[1] und im Herzschild die Türme der beerbten Herren von Eisenbach darstellenden Wappen der Riedesel zu Eisenbach

Das Schloss Freiensteinau (auf dem ehemaligen Riedeselschen Amtshof oder Riedeselschen Hofgut Freiensteinau[2]) ist ein frühneuzeitliches Landschloss von etwa 21 × 10 m Grundfläche am südlichen Ortsrand von Freiensteinau im hessischen Vogelsbergkreis. Das heutige Gebäudeensemble, das man durch einen Torbogen in der Begrenzungsmauer an der Straße „Am Kirchberg“ betritt, umfasst neben dem Schloss ein Bauernhaus (Verwalterwohnung), Stallungen, Scheunen, ein Gärtnerhaus und einen kleinen Schlossfriedhof sowie eine Parkfläche von insgesamt etwa 15.000 m².

Geschichte

1338 verpfändete Werner von Blankenwald u.a. die Güter zu Freiensteinau an die Brüder Johann und Heinrich von Eisenbach. Nach dem Aussterben der Herren von Eisenbach 1429 erbten die Riedesel auch deren Freiensteinauer Güter (urkundlich spätestens 1443), und spätestens 1457 besaßen sie auch das Gericht und Hofgut zu Freiensteinau.[3] Im Jahre 1688 ließen sich die Freiherren Riedesel zu Eisenbach auf dem Gelände des Gutshofs, etwa 75 m nördlich und unterhalb der Kirche, ein eingeschossiges Herrenhaus mit mächtigen Außenmauern aus Basaltsteinen auf einem Gewölbekeller erbauen. Im Fundament sind die Außenmauern etwa drei Meter dick, was auf eine wehrhafte Vorgängerburg hindeutet, von der es jedoch keine urkundliche Erwähnung zu geben scheint.[4]

Das Anwesen diente die meiste Zeit seiner Geschichte als Sitz des riedeselischen Amtmannes bzw. Schultheißen für das Gericht Freiensteinau, ab 1713 des Samtschultheißen für die beiden Gerichte Freiensteinau und Moos.

Anfang des 19. Jahrhunderts wurde das Herrenhaus um ein zweites Geschoss und ein steiles Satteldach erhöht. Die Außenmauern wurden, sich bis zum Dach auf etwa 80 Zentimeter verjüngend, wiederum aus Basalt weitergeführt. Das Innere erhielt eine Wendeltreppe aus Sandstein zum Obergeschoss, und die Innenwände und Geschossdecken wurden in Fachwerkbauweise aus Eichenbalken errichtet. In den 1920er Jahren erfolgte ein weiterer Ausbau zu einem kleinen Landschloss, wobei auch das Dachgeschoss ausgebaut wurde und jeweils drei Giebelgauben an der Ost- und Westseite aufgesetzt wurden. Damit verfügte das Gebäude, das Residenz eines Zweiges der Riedesel geworden war, nunmehr über 16 Zimmer mit etwa 600 m² Wohnfläche.

Heutiger Zustand und Nutzung

1975 wurde das gesamte Anwesen nach dem Tod der letzten Besitzer aus der Familie Riedesel verkauft und dabei geteilt. Die größere Fläche und die Gebäude der einstigen Hofreite an der Nordseite des Anwesens, die zur Bewirtschaftung und Verwaltung des Gutes dienten, die Verwalterwohnung, die Scheunen und Ställe gehören der Gemeinde Freiensteinau. Diese Gebäude wurden in den letzten Jahren restauriert. Der örtliche NABU hat in einem Teil eines restaurierten Scheunengebäudes, dem Torbogenhaus, eine Ausstellung untergebracht, und dort ist eine Besichtigung nach Absprache möglich. Andere Gebäudeteile werden für Jahresmärkte genutzt. Ein Teil der Scheunen dient zur Unterbringung von landwirtschaftlichem Gerät, während der ehemalige Schafstall noch nicht wieder genutzt werden kann. An jedem zweiten Adventwochenende findet auf dem Gelände des Schlosses ein Weihnachtsmarkt statt.

Das eigentliche Schloss, ein Teil der Wirtschaftsgebäude, Freiflächen und die private Begräbnisstätte wurden von der Familie von Westernhagen erworben,[5] die seitdem das Bauernhaus, die Stallungen und das Gärtnerhaus restaurieren ließ. Die Renovierung des Schlosses ist noch im Gange. Die Außenmauern wurden von Putz befreit, und der Gewölbekeller wurde freigelegt. Im Januar 2007 fügte der Orkan Kyrill dem Dach schwere Schäden zu, was eine vollständige Dachsanierung erforderlich machte.[6] Die roten Biberschwanzziegel kontrastieren ansprechend mit der nahezu schwarzen Schieferverkleidung der Giebelseiten und der Gaubenfassaden.

Die nach Westen ausgerichtete repräsentative Vorderseite ist symmetrisch, mit fünf Fensterachsen. Über den drei mittleren Achsen erheben sich die drei Gauben. In der Mittelachse des Untergeschosses befindet sich das Portal mit einer zweiseitigen Freitreppe. Die Sprossenfenster und das Portal sind mit rotem Sandstein eingefasst. Über dem Eingang befindet sich das Wappen der Riedesel zu Eisenbach. (Ein weiteres Wappen der Familie befindet sich oberhalb des Torbogens an der Hofmauer.) An den Ecken des Baus befinden sich in Traufenhöhe Neidköpfe, um böse Geister fernzuhalten.

Literatur

  • (Hrsg.) Eberhard Michael: Auf den Spuren der Brüder Grimm von Hanau nach Bremen: Märchen, Sagen, Geschichten, (Reiseführer) Regensburg 1978, ISBN 3-7917-0536-9. S. 26
  • Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Hessen Band I, Deutscher Kunstverlag, Ausgabe von 1949, ISBN 978-3-4220-3092-3. S. 248

Weblinks

Commons: Schloss Freiensteinau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. vgl. dazu unter Hessisches Erbmarschallamt der Riedesel
  2. vgl. Urkunden des Hessischen Staatsarchivs Darmstadt (HStaD) zu Freiensteinau oder Riedeselsche Erburkunden.
  3. Hessisches Staatsarchiv, Urkunden der Riedesel von Eisenbach, Bestand B 13, Signaturen: 18, 209, 251
  4. Leider existieren keine Dokumente oder Pläne zum Anwesen, selbst nicht in den Archiven der Familie Riedesel in Lauerbach.
  5. Quelle: Katasterblatt Freiensteinau Nr. 158
  6. Kinzigtal Nachrichten: Amtshof: Dachsanierung nähert sich der Vollendung (Artikel vom 2. April 2011) (abgerufen 19. Februar 2013)

Koordinaten: 50° 25′ 23,2″ N, 9° 24′ 19,4″ O