Schloss Rühstädt

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Schloss Rühstädt

Das denkmalgeschützte Schloss Rühstädt steht in Rühstädt, einer Gemeinde im Landkreis Prignitz von Brandenburg. Das Schloss wurde 2002 zum Hotel umgebaut.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Magdalene von Jagow, geb. von Bismarck (1743–1801),[1][2] erwarb 1780 den Gutshof und baute gemeinsam mit ihrem Mann, Georg Otto Friedrich von Jagow, auf der Stelle des 1780 abgebrannten Schlosses bis 1782 das noch heute stehende zweigeschossige Schloss mit strenger frühklassizistischer Putzgliederung neu auf. Die Südseite wurde 1911 und die Nordseite 1990–92 um je einen Anbau erweitert. Auf der Hofseite treten an den Seiten zweiachsige Risalite flach hervor. Der das über eine Freitreppe erreichbare Portal betonende Mittelrisalit mit drei Achsen ist mit ionischen Pilastern und Reliefs in den Brüstungsfeldern der Obergeschossfenster geschmückt. Der mittige Risalit mit vier Achsen auf der Gartenseite ist ebenso gegliedert. Davor befindet sich eine Terrasse mit Balusterbrüstung, von der eine Freitreppe in den Garten führt. In den Innenräumen blieb der Stuck der Wände und Decken größtenteils erhalten.

Rittergut[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schloss Rühstädt um 1859/60, Sammlung Alexander Duncker

Neben den Repräsentationsaufgaben eines stattlichen Herrensitzes diente ein Gutsschloss auch immer in der Funktion des Mittelpunktes eines großen land- und forstwirtschaftlichen Betriebes, es war Wohnbau- und Verwaltungssitz (Rentamt) eines Rittergutes, angesetzt für viele Generationen. Auf diese Tradition bildet die Familie von Jagow eine eigene Familienlinie Rühstädt heraus.[3] Um 1880 gehörte zum Gut Rühstädt auch eine Ziegelei. Die Besitzung umfasste damals ohne Nebengüter 468 ha Fläche, davon waren 39 ha Forsten.[4] Bekanntester Eigentümer im 19. Jahrhundert wurde Carl von Jagow-Rühstädt (1818–1888), er hatte den Hoftitel eines Erbjägermeisters inne und lebte einige Jahre in Berlin.[5][6] Seine Eltern waren Friedrich Wilhelm Thomas Achaz von Jagow (1779–1854) und Adelaide Gräfin von Hacke (1782–1848). Sie stifteten 1845 für Rühstädt zur Regelung der Erbfolge[7] auch einen Familienfideikommiss. Einige Generationen danach, vor 1914 war Günther von Jagow der Gutseigentümer, den Titel des Erbjägermeisters der Kurmark Brandenburg hatte er faktisch mitgeerbt.[8] Kurz vor der großen Wirtschaftskrise, 1929/ 1930, besaß der Nachfolger Otto von Jagow, mit allen Nebengütern, etwa 2400 ha. Verwalter waren Förster Bloetz und Inspekteur Dröge.[9] Seit 1943 war Rühstädt wieder ein frei vererbbares Allodgut, und der Bereich Friedrichswalde in der neuen Rechtsform eines Schutzforstes gestaltet.[10] Die Enteignung der Besitzerfamilie mit der Bodenreform fand 1945/1946 statt.[11]

Park[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Landschäftsgärten und Parkanlagen im Umfeld von Herrenhäusern dienten u. a. der Erbauung der Gutsherrnfamilie. Schon aus der Zeit des Vorgängerbaus, durch Friedrich Wilhelm von Grumbkow, Anfang des 18. Jahrhunderts, ist ein kleinerer Renaissance-Garten übermittelt. Daraus wurde später einer Schlosspark entwickelt. Die neue Anlegung geht auf C. F. Wichmann zurück. 1863–1865 wurde am südwestlichen Parkende ein Begräbnisplatz für die Familie von Jagow eingerichtet.[12][13]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Schloss Rühstädt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Georg Schmidt: Das Geschlecht von Bismarck, 4. Kapitel Die Genealogie des Geschlechts, in: Geschichten des Fürsten Bismarck in Einzeldarstellungen. I. Band, Hrsg. Johannes Penzler, Verlag Eduard Trewendt, Berlin 1908, S. 174 f.
  2. Haus Rühstädt, in: Geschichte des Geschlechtes von Jagow 1243-1993, Hrsg. Vorstand des Familienverbandes von Jagow, Verlag Ernst Knoth, Melle 1993, S. 100 ff. Erfassung KVK Bibliothek
  3. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Uradeligen Häuser. Der in Deutschland eingeborene Adel. 1917, Achtzehnter Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1916–11, S. 437 f.
  4. P. Ellerholz, H. Lodemann, H. von Wedell: General-Adressbuch der Ritterguts- und Gutsbesitzer im Deutschen Reiche. 1. Band: Das Königreich Preussen, Lfg. 1: Die Provinz Brandenburg. Nicolaische Verlags-Buchhandlung R. Stricker, Berlin 1879, S. 274–275, doi:10.18452/377 (hu-berlin.de).
  5. Bericht über die Verhandlungen der XI. Generalversammlung der Vereinigung der Steuer- und Wirthschafts-Reformer zu Berlin, am 3. März 1886, Selbstverlag des Bureaus der Steuer- und Wirthschafts-Reformer, Berlin 1886, S. XI.
  6. A. Ludwig: Berliner Adreßbuch für das Jahr 1893. Unter Benutzung amtlicher Quellen, XXV. Jahrgang, Erster Band, Hrsg. H. & W. Loewenthal, Selbstverlag, Berlin 1893, S. 576.
  7. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Uradeligen Häuser 1908, Neunter Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1907, S. 355 f.
  8. Ernst Seyfert: Landwirtschaftliches Güter-Adreßbuch für die Provinz Brandenburg 1914. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und größeren Bauernhöfen der Provinz mit Angabe der Gutseigenschaft, des Grundsteuer-Reinertrages, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts der einzelnen Kulturen. Handbuch der Königlichen Behörden, in: Niekammer`s Landwirtschaftliche Güter-Adressbücher (Paul Niekammer), Band VII, 2. Auflage, Reichenbach`sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1914, S. 192–193.
  9. Ernst Seyfert, Hans Wehner, Alexander Haußknecht, GF Hofgrefe: Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher der Provinz Brandenburg. 1929. Verzeichnis der Rittergüter, Güter und Höfe über 20 ha, nach amtlichen Angaben. Mit Unterstützung von Staats- und Kommunalbehörden, sowie des Brandenburgischen Landbundes zu Berlin, in: Niekammer`s Landwirtschaftliche Güter-Adressbücher (Paul Niekammer), Band VII, 4. Auflage, Selbstverlag von Niekammer`s Adressbüchern GmbH, Leipzig 1929, S. 165.
  10. Auflösung des Familienfideikommisses von Jagow in Rühstädt, Kr. Westprignitz, und Bildung eines Schutzforstes Friedrichswalde aus dem ehemaligen Waldgut von Jagow; 1931-1943 (Akte), in: BLHA. 2A III F 18646.
  11. Carl von Jagows Erinnerungen an den „Abschied von Rühstädt“, in: SVZ, Schwerin 09.03.2018.
  12. Emil Dominik: Illustrierte Berliner Wochenschrift. Der Bär. Eine Chronik fürs Haus, VIII. Jahrgang, Nr. 4, Druck W. Moeser Hofbuchdruckerei, Verlag Gebrüder Pastel, Berlin, den 22. Oktober 1881, S. 55.
  13. Uwe Czubatynski: Auflistung der 24 Grabtafeln, in: Der Privatfriedhof der Familie von Jagow in Rühstädt, in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Prignitz, Band 14, Hrsg. Verein für Geschichte der Prignitz, Druck Hohnolt Bremen, Brandenburg/ Perleberg 2014, S. 185 ff. PDF

Koordinaten: 52° 55′ 8,6″ N, 11° 52′ 2,3″ O