Schmolzziegel

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Schmolzziegel verbaut in der Schlossparkmauer Petzow

Als Schmolzziegel oder nur Schmolz werden Mauerziegel bezeichnet, die durch Fehler beim Brennvorgang entstanden sind. Sie gehören zu den Fehlbrandziegeln. Bei Fehlbrandziegeln unterscheidet man „Schmolzziegel“, „Schwachbrandziegel“, „Blähziegel“ und „Fehlfarbenziegel“.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der keramische Brand führte in vorindustrieller Zeit, also bis zur Einführung moderner, steuerbarer Brennmethoden, nur selten zu einem stabilen Endergebnis bei der Fertigung von Mauerziegeln, Dachziegeln und der Töpferwarenherstellung. Ein häufiges Ergebnis bei der Herstellung von Mauerziegel waren Fehlbrände: Wurde der Brand zu früh beendet, entstanden bröselige und leicht zerstörbare „Schwachbrandziegel“; wurde er zu spät abgebrochen, entstanden „Schmolzziegel“, d. h. Ziegel, die beim Brennvorgang über den sogenannten „Garbrand“ hinaus zu viel Hitze abbekamen. Sie schmolzen in ihrem Gefüge, waren aber in der Regel äußerst hart. Häufig verschmolzen Mauerziegel auch miteinander und wurden so zu Ausschuss. Die Ziegel, die an oder in der Kohlenglut lagen, verfärbten sich schwarz, die Oberflächen waren mit glasiger, schwarzer Schlacke verkrustet. Derartige Steine wurden nicht weggeworfen, sondern zumeist im Wandinnern vermauert. Mittlerweile sind diese Fehlbrandziegel als sogenannte „Architektenklinker“ begehrt.

In einer Brennzone eines Ringofens fanden etwa 21.000 Normalformat-Ziegel Platz. Auch wenn aus heutiger Sicht die schönen Formen und Farben der Fehlbrände begeistern, so bedeuteten nicht verkaufbare „Schmolzziegel“ in früheren Zeiten finanzielle Verluste für den Ziegelbrenner.

Trivia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Spruch der Ziegler lautet ironisch: Schwachbrand und Schmolz sind dem Brenner sein Stolz. (Zitat)[1]

Beispiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Beispiel für die dekorative Verbauung von „Schmolzziegeln“ ist die Muschelgrotte im Neuen Garten in Potsdam durch den Oberhofbaurat Andreas Ludwig Krüger.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie e. V. (Hrsg.): Vom Ziegelgott zum Industrieelektroniker – Geschichte der Ziegelherstellung von den Anfängen bis heute, Text/ Bild/ Redaktion Willi Bender, Bonn 2004, ISBN 3-9807595-1-2.
  • Gottfried Kiesow: Backstein ist nicht gleich Backstein. In: Monumente – Magazin für Denkmalkultur in Deutschland. Ausgabe 3/4, April 2009.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Schmolzziegel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Willi Bender: Vom Ziegelgott zum Industrieelektroniker. (PDF; 38,2 MB) In: lebensraum-ziegel.de. 2004, S. 273, abgerufen am 10. März 2019.