Schweineorgel

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Deckblatt-Illustration zur Druckausgabe von La Piganino, 1867

Die Schweineorgel (franz. l’orgue à cochons) ist ein fiktives Musikinstrument, bei dem die Töne durch quiekende Schweine erzeugt werden sollen. Einer Anekdote nach wurde das Instrument im Auftrag von Ludwig XI. entwickelt.

Anekdote und Beschreibung

Ludwig XI. (1423–1483) soll einen Abbé de Baigne mit der Konstruktion eines solchen Instruments beauftragt haben, in der Annahme, dies sei ein Ding der Unmöglichkeit.[1] Der Abbé de Baigne, der für die Erfindung neuer Musikinstrumente bekannt war, soll den Auftrag gegen Bezahlung angenommen haben. Die Orgel soll aus einer Reihe von Schweinen unter einem Samtbezug bestanden haben, die nach Alter geordnet waren. Eine hölzerne Klaviatur betätigte Metallspitzen, die gegen die Schweine stießen und sie zum Quieken brachten. Der 60 Jahre nach Ludwigs Tod 1545 gedruckten Anekdote zufolge fanden der König und seine Gesellschaft Gefallen an dem Instrument.

Rezeption

Die Schweineorgel diente möglicherweise als Inspiration für das 1867 veröffentlichte amerikanische Lied La Piganino, das italienische Einflüsse in der Amateurmusik und Populärkultur satirisch verarbeitete.[2] Das auf dem Deckblatt des Notenblatts dargestellte Instrument wurde auch als Hog Harmonium, Swineway oder Porko Forte bezeichnet.[3] In einer Szene des französischen Films Le Libertin (2000) stellt ein Baron eine ähnliche Schweineorgel vor, bei der die Töne durch Zerren an den Schwänzen der Tiere erzeugt werden.

Verwandte fiktive Musikinstrumente

Ein weiteres Beispiel für die angebliche Verwendung von Tieren zur musikalischen Tonerzeugung ist Athanasius Kirchers Katzenklavier. Im Sketch Musical Mice (,Musikalische Mäuse‘) der britischen Komikertruppe Monty Python dienten nach ihrer Tonlage angeordnete, mit einem Holzhammer angeschlagene Mäuse als „Mäuseorgel“. Dieser Sketch war sowohl in der Fernsehserie Monty Python’s Flying Circus, als auch im Kinofilm Monty Python’s And Now for Something Completely Different (‚Monty Pythons wunderbare Welt der Schwerkraft‘) zu sehen.[4] In der Fernsehserie Die Muppet Show trat regelmäßig die Puppe Marvin E. Suggs mit zu Stabspielen aufgereihten Kreaturen auf, die auf jeden Schlag mit „au“ in jeweils eigener Tonhöhe reagierten.

Weitere Begriffsverwendungen

Der Begriff „Schweineorgel“ wird auch als abwertende Bezeichnung für das Akkordeon, das Harmonium oder die Hammondorgel verwendet.[5]

In der Jazz- und Rockmusik wird der Begriff für die Orgel auch im positiven Sinn verwendet.[6][7][8] Er wird auch häufig für eine schlichter klingende Orgel beispielsweise von Vox oder Farfisa verwendet.[9][8][10]

Einzelnachweise

  1. Jean Bouchet: Les annales d’Aquitaine. Enguilbert de Marnef, Poitiers 1557, Blatt 164. (Scan). Zitiert in Pierre Bayle: Dictionnaire historique et critique. (Scan)
  2. David Tatham: The Lure of the Striped Pig: The Illustration of Popular Music in America, 1820–1870. Imprint Society, Barre (MS) 1973, ISBN 978-0876360514, S. 20.
  3. Mary Babson Fuhrer: A Crisis of Community: The Trials and Transformation of a New England Town, 1815–1848. The University of North Carolina Press, Chapel Hill 2014, ISBN 978-1469612867, S. 167.
  4. Monty Python – mouse organ sketch, Monty Pythons Mäuseorgel (YouTube Video, englisch)
  5. Rainer Siebert: Was ist eine Schweineorgel? auf horniger.de, abgerufen am 26. Oktober 2014
  6. Joachim Deicke Just Music – Die Hammond-Orgel: Mr. Hammond hat es nur gut gemeint..., Musikkolumne des WDR, abgerufen am 26. Oktober 2014
  7. Holger Preiss: Deep-Purple-Keyboarder Jon Lord ist tot: Ein Gott an der "Schweine-Orgel", n-tv.de, vom 17. Juli 2012
  8. a b derstandard.at: Der zweite wahre Elvis: "Momofuku"
  9. musiker-board.de: Begriff "Schweineorgel": Was verbirgt sich dahinter?
  10. neheims-netz.de: He can’t come today … – R.I.P. Ray Manzarek